Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde

Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde

Titel: Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
Vom Netzwerk:
Plötzlich sah er, im Ladeneingang stehend und scheinbar in die Morgenzeitung vertieft, den Fahrer die Hand zum Zeichen heben. Ein grünes Taxi war in die Sackgasse eingebogen. So weit, so gut.
    »Fahren Sie langsam bis zur Ecke«, sagte Bunter, »und bleiben Sie da stehen, bis das Taxi wieder herauskommt. Wenn der Richtige drinsitzt, klopfe ich an die Scheibe. Folgen Sie ihm dann, aber nicht zu dicht. Und verlieren Sie ihn nicht im Verkehr.«
    »Geht in Ordnung. Scheidungsfall, wie?« »Mord«, sagte Bunter.
    »Mann!« sagte der Fahrer. »Polizei?«
    Bunter nickte.
    »Mannomann«, sagte der Fahrer. »Sie sehen nicht danach aus. Das wollen Sie wahrscheinlich auch nicht. So, da sind wir. Das Taxi steht an der Hoteltür. Nehmen Sie den Kopf runter – ich sag Ihnen Bescheid, wenn er rauskommt.«
    Mit diesen Worten stieg der Fahrer gemächlich aus und öffnete seine Motorhaube. Ein vorbeikommender Polizist warf ihm nur einen Blick zu, nickte und ging schweren Schrittes weiter.
    »Jetzt kommt er raus«, sagte der Fahrer, indem er den Kopf zum Fenster hereinsteckte, und dann lauter: »Alles klar, Chef – war nur’n Wackelkontakt. Jetzt springt er gleich an.«
    Er fuhr an, gerade als das grüne Taxi aus der Sackgasse geschossen kam. Mit einem kurzen Blick über die Zeitung erkannte Bunter Mr. Brights blasses Gesicht und klopfte an die Scheibe. Das grüne Taxi fuhr nah an ihnen vorbei. Bunters Taxi wendete auf der Straße und hängte sich dreißig Schritt dahinter.
    Das grüne Taxi schlängelte sich durch trostlose Nebensträßchen, kam auf die Judd Street, fuhr weiter über den Brunswick Square in die Guilford Street und dann die Lamb’s Conduit Street und Red Lion Street hinunter. Es bog nach rechts in die High Holborn und dann wieder nach links in den Kingsway ein, dann in die Great Queen Street, um schließlich auf der Long Acre zu landen. Das Verfolgertaxi blieb mit Leichtigkeit auf der Fährte, die nach links in eines der kleinen, von Fuhrwerken und Händlerkarren verstopften Sträßchen hinunter zum Covent Garden führte. Bei der Zufahrt zum Markt hielt das grüne Taxi an.
    Bunters Taxi war eines von der neueren und besseren Sorte, ausgerüstet mit einer elektrischen Sprechanlage, die wirklich funktionierte. Bunter drückte den Knopf und wandte sich an den Fahrer.
    »Wenn er hier aussteigt, fahren Sie langsam da um das große Fuhrwerk herum. Ich springe hinaus. Schauen Sie sich nicht um, bemerken Sie es gar nicht. Ich lege Ihnen eine Halbpfundnote auf den Sitz. Fahren Sie geradeaus über den Markt weiter.«
    Der Kopf des Fahrers nickte zustimmend. Bunter sah aus dem linken Fenster Bright am Straßenrand stehen und seinen Fahrer bezahlen. Bunters Taxi fuhr unbeirrt weiter, und kaum waren sie hinter dem großen Pferdefuhrwerk, sprang er rasch hinaus. Ein Obsthändler, der das Manöver beobachtet hatte, schrie dem Fahrer zu, daß ihm sein Fahrgast durchbrenne, aber in dem Moment griff der brave Mann nach hinten und schlug seelenruhig die Tür zu. Der Obsthändler stand mit offenem Mund da, während Bunter, der im Taxi den Schlapphut gegen die Schottenmütze getauscht hatte, um das Fuhrwerk herumhuschte, um nach Bright zu sehen.
    Zu seiner großen Freude sah er Bright am Randstein stehen und Bunters sich entfernendes Taxi zufrieden nachsehen. Nach einem kurzen Rundblick schien er überzeugt zu sein, daß ihm niemand mehr folgte, und begab sich, einen Koffer in der Hand, raschen Schrittes zum Markt. Bunter nahm, durch Obstreste und Kohlblätter watend, die Verfolgung auf. Die Jagd führte über den Markt, auf die Tavistock Street hinaus und hinunter in Richtung Strand. Hier nahm Bright einen Bus nach Westen, und Bunter folgte erneut im Taxi. Diese Etappe führte nur bis zur Charing Cross Station, wo Bright ausstieg und über den Bahnhofsvorplatz eilte. Bunter warf seinem Fahrer hastig zwei Shilling zu und setzte ihm nach.
    Bright ging geradewegs ins Charing Cross Hotel; Bunter mußte ihm diesmal dicht auf den Fersen folgen, um seine Beute nicht zu verlieren. Bright ging zur Rezeption und sprach mit dem Portier. Kurz darauf zeigte er ihm eine Visitenkarte und bekam ein Päckchen ausgehändigt. Nachdem er es in seinem Koffer verstaut hatte, machte er auf dem Absatz kehrt und ging zur Tür zurück, wobei er auf Armeslänge an Bunter vorbeikam. Ihre Blicke trafen sich, aber Bright verriet mit keiner Miene ein Wiedererkennen. Er trat wieder auf den Bahnhofsvorplatz hinaus.
    Von nun an ging es für Bunter um alles oder

Weitere Kostenlose Bücher