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Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde

Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde

Titel: Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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sagte er liebenswürdig.
    »Adieu«, antwortete Harriet.
    Er ging hinaus. Harriet saß da und starrte die geschlossene Tür an.
    »Na ja«, sagte sie. »Gott sei Dank hat er es aufgegeben, mir Heiratsanträge zu machen. Es ist auch viel besser, wenn er sich das aus dem Kopf schlägt.«
    Es muß ihr sehr ernst damit gewesen sein, denn sie wiederholte den Satz mehrere Male.
    Wimsey nahm im Hotel eine gewaltige Mahlzeit zu sich, dann ging er zur Polizei, überreichte den entschlüsselten Brief dem Polizeidirektor, der sich sehr beeindruckt zeigte, und fuhr dann mit dem Wagen nach Darley. Ihn störte immer noch der Zufall, daß Weldon ausgerechnet im entscheidenden Zeitraum nicht am Hinks’s Lane gewesen war. Er begab sich zu Mr. Polwhistle.
    »Nun, Mylord«, sagte dieser ehrenwerte Mann, »der Fehler lag tatsächlich an den Zündkabeln. Wir haben zuerst am Magnetzünder herumprobiert, aber der war tipptopp in Ordnung, und den Zündkerzen fehlte auch nichts, und nachdem wir noch eine Weile herumgefummelt hatten, sagt auf einmal Tom: ›Jetzt kann ich mir nur noch denken, daß es die Zündkabel sind‹, sagt er. Nicht wahr, Tom?«
    »Stimmt. Ich hab nämlich ein Motorrad, und da hatte ich auch schon mal Ärger mit dem Zündkabel, weil die Isolierung sich an den Kühlrippen durchgescheuert hatte, und da hab ich gemeint: ›Wie ist es denn mit den Zündkabeln?‹ Worauf Mr. Martin sagt: ›Das ist überhaupt die Idee‹, und bevor ich Piep sagen kann, hat er sie schon weggerissen. ›Lassen Sie mich mal sehen, Sir‹, sag ich. ›Wozu willst du die beschissenen Dinger‹ – Verzeihung, Sir – ›auch noch angucken?‹ sagt er. ›Davon werden sie bestimmt nicht wieder ganz. Mach ein Paar neue rein und gib Ruhe.‹ Da hab ich also ein Stück Zündkabel aus der Tasche genommen und ein Paar neue hergerichtet und angeschlossen, und kaum waren die drin, sprang die Karre an wie geschmiert. Sehen Sie, Mylord, ich meine, da muß was an der Isolierung gewesen sein – daher auch am Tag vorher immer wieder die Kurzschlüsse, wo Mr. Martin sich drüber beklagt hat, daß der Motor schlecht startet und läuft, und da kann es sein, daß die Kabel sich irgendwie kurzgeschlossen haben, und am Donnerstag war’s dann ganz aus damit.«
    »Höchstwahrscheinlich«, sagte Wimsey. »Haben Sie sich die Zündkabel zufällig hinterher angesehen?«
    Tom kratzte sich am Kopf.
    »Jetzt wo Sie fragen«, meinte er, »da weiß ich gar nicht recht, was aus den Kabeln geworden ist. Ich weiß noch, wie Mr. Martin dastand und sie in der Hand hatte, aber ob er sie mitgenommen oder dagelassen hat, kann ich nicht genau sagen.«
    »Ah!« rief Mr. Polwhistle triumphierend. »Aber ich weiß das. Wie Mr. Martin den Motor gestartet hat, da hat er sich die Kabel gedankenlos in die Tasche gesteckt, und wie er sein Taschentuch herausgezogen hat, um sich das Öl von den Fingern abzuwischen, da sind sie ihm rausgefallen ins Gras. Und ich hab sie aufgehoben, weil ich sah, daß er sie anscheinend nicht haben will, und hab sie in die Tasche getan, die ich immer bei mir habe, weil ich immer für Ordnung und Sauberkeit bin, und ein bißchen hab ich auch gedacht, daß man sie irgendwann noch mal für ein Motorrad oder so brauchen kann. Und da sind sie jetzt noch, wenn sie nicht für irgendwas gebraucht worden sind.«
    »Ich würde sie mir gern einmal ansehen.«
    »Nichts leichter als das«, sagte Mr. Polwhistle und holte eine kleine Werkzeugtasche, in deren Innerem er zwischen allem möglichen Krimskrams herumwühlte. »Nichts leichter als das, und da sind sie auch schon; daran sehen Sie, daß ich immer auf Ordnung halte.«
    Wimsey nahm die beiden Zündkabel entgegen.
    »Hm – ja – hier scheinen sie kurzgeschlossen zu sein, genau wo sie am Bügel zusammenkommen.« Er riß die Drähte auseinander. »Aber an der Isolierung fehlt anscheinend nichts. He, hallo!«
    Er fuhr mit dem Finger leicht über eines der Kabel.
    »Hier haben Sie das Malheur«, sagte er.
    Mr. Polwhistle fuhr ebenfalls mit dem Finger über das Kabel und zuckte mit einem kleinen Aufschrei zurück.
    »Ganz schön spitz«, schimpfte er. »Was ist das?«
    »Ich würde sagen, es ist die Spitze einer Nähnadel«, sagte Wimsey. »Geben Sie mir mal ein scharfes Messer, dann werden wir’s gleich sehen.« Als die Isolierung aufgeschnitten war, lag die Ursache des Kurzschlusses mehr als klar zutage. Die Nadel war durch das Kabel gedrückt und dann abgebrochen worden, so daß sie keine Spur von ihrem Vorhandensein

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