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Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde

Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde

Titel: Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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hinterließ. Als die beiden Kabel noch nebeneinander an ihrem Platz gewesen waren, hatte die Nadel offenbar in beiden gesteckt und so die Isolierung überbrückt und den Zündfunken kurzgeschlossen.
    »Na so was!« sagte Mr. Polwhistle. »Das muß man sich mal vorstellen! Das ist aber eine Gemeinheit, einem Herrn so einen Streich zu spielen. Möchte wissen, wer das war. Wie kannst du denn übersehen haben, daß die zwei Kabel so zusammengenäht waren, Tom?«
    »Das kann man unmöglich gesehen haben, als die Kabel noch am Motor waren«, sagte Wimsey. »Da hat das alles unter dem Bügel gesteckt.«
    »Und wo Mr. Martin die Kabel so plötzlich rausgerissen hat«, sagte Tom, »ist doch klar, daß ich das nicht gesehen haben kann. Sicher, wenn ich sie hinterher in der Hand gehabt hätte –«
    Er sah Mr. Polwhistle vorwurfsvoll an, aber der ignorierte den Blick.
    »Ich kann mich nur wundern«, sagte Mr. Polwhistle, »wie Sie auf so was gekommen sind, Mylord.«
    »Ich habe dergleichen schon gesehen«, sagte Wimsey. »Das ist eine sehr praktische Methode, um zum Beispiel einen Motorradfahrer zu Beginn eines Rennens aufzuhalten.«
    »Und wie Sie hergekommen sind und nach den Zündkabeln gefragt haben, Mylord, hatten Sie da schon erwartet, die Nadel zu finden?«
    »Nein, Tom. Ich hatte mich schon damit abgefunden, daß ich so etwas nicht finden würde. Ich bin sogar mit der Absicht hergekommen, zu beweisen, daß es nichts dergleichen zu finden gab. Hören Sie mal, Sie beide, sagen Sie bitte hiervon zu niemandem ein Wort.«
    »Nein, Mylord? Aber wir sollten doch herauszukriegen versuchen, wer der Lümmel war, der da an dem Wagen dieses Herrn herumgespielt hat.«
    »Nein. Das nehme ich notfalls selbst in die Hand. Aber es ist möglich, daß dieser – dieser Streich von jemandem ausgeheckt wurde, der mit dieser Geschichte am Satans-Bügeleisen zu tun hat, und deshalb redet man besser nicht darüber. Sie verstehen? Von jemandem, der nicht wollte, daß Mr. Martin an diesem Morgen nach Wilvercombe fuhr.«
    »Ich verstehe, Mylord. Also gut. Wir sagen kein Wort. Aber eine komische Sache ist das schon, trotz allem.«
    »O ja«, sagte Wimsey. »Sehr komisch.«
    Es war um einiges komischer, als Mr. Polwhistle sich wohl vorstellte, aber ein bestimmtes Glitzern in Toms Augen verriet, daß dieser immerhin zu begreifen begann, wie komisch das Ganze war. Eine durch die Zündkabel eines zweizylindrigen Motors gestochene Nadel ruft keine Fehlzündung und keinen unruhigen Lauf hervor, sondern unterbricht die Zündung ganz und gar. Trotzdem war der Morgan am Mittwoch noch gelaufen (wenn auch nicht gut), und zwar bis zu dem Augenblick, an dem Mr. Martin zum Hinks’s Lane zurückgekehrt war. Und für Wimsey, der wußte, daß Martin eigentlich Weldon war, schien die Sache doppelt unerklärlich zu sein. Warum hatte Weldon sich extra die Mühe gemacht, für seine Reise den kleinen, dreirädrigen Morgan zu mieten, wo ihm doch mit dem Zelt und dem vielen mitzunehmenden Gepäck ein größerer Wagen sicher bequemer gewesen wäre? War es wieder Zufall, daß er ausdrücklich um einen zweizylindrigen Wagen gebeten hatte, den man mit einer bloßen Nähnadel völlig stillegen konnte? Gewiß, der Morgan kostete weniger Steuer als ein vierrädriger Wagen, aber schließlich zahlte Weldon ja keine Steuer für ihn. Auch die Miete war wohl etwas billiger, aber warum hätte Weldon unter den gegebenen Umständen an der Wochenmiete für einen Wagen knausern sollen?
    Und doch – und doch – von welcher Seite man es auch betrachtete, mußte es doch eigentlich in jedermanns Interesse liegen, daß Mr. Weldon nach Willvercombe kam, und nicht, daß er am Hinks’s Lane sitzen blieb. Konnte es Zufall sein, daß irgendein Spaßvogel sich gerade diesen Augenblick ausgesucht hatte, um den Morgan außer Gefecht zu setzen? Gewiß nicht. Aber wer hatte es dann getan? Jemand, der einen Zeugen in Darley brauchte? Jemand, der nicht wollte, daß Weldon in Wilvercombe seine Erkundigungen einzog? Und wieso hatte Weldon sich am Tag zuvor über einen schlecht laufenden Motor beklagt? Noch ein Zufall? Vielleicht eine vorübergehende Düsenverstopfung, die sich in der Zwischenzeit von selbst ausgepustet hatte?
    Eines stand fest: daß Henry Weldon, indem er inkognito mit gefärbten Haaren und dunkler Brille hierhergekommen war, um auf eigene Faust Detektiv zu spielen, sich in ein Gewirr von Zufällen und Mutmaßungen verstrickt hatte, das schon fast nach dem Werk eines böswilligen,

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