Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde

Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde

Titel: Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
Vom Netzwerk:
fragte, ob er mit Summers sprechen könne.
    Aber unbedingt. Heute war zwar nicht Summers’ Tag, aber er wohnte in einem kleinen Häuschen bei der Brücke. Wimsey sollte nur hingehen und einen schönen Gruß vom Oberst bestellen. Oder ob der Oberst mitkommen sollte?
    Lord Peter dankte für das Angebot und bat den Oberst, sich nicht zu bemühen. (Er hatte nämlich das Gefühl, daß Summers in Abwesenheit des Obersten mitteilsamer sein würde.) Er entzog sich der Gastfreundschaft des alten Soldaten mit einiger Mühe und schnurrte durch die malerischen Straßen von Stamford zu dem Häuschen bei der Brücke.
    Summers war ein dankbarer Gesprächspartner – aufgeweckt, prompt und präzise. Es sei sehr nett von Oberst Belfridge gewesen, ihm die Rasiermesser zu schenken. Er selbst könne ja nichts damit anfangen, er nehme lieber einen Sicherheitsrasierer, aber davon habe er dem Oberst natürlich nichts gesagt, um ihn nicht zu kränken. Er habe die Rasiermesser seinem Schwager gegeben, dem Mann seiner Schwester, der in Seahampton einen Frisiersalon habe.
    Seahampton! Keine fünfzig Meilen von Wilvercombe! Hatte Wimsey mit dem ersten Schuß ins Schwarze getroffen? Er wandte sich schon zum Gehen, als ihm einfiel, zu fragen, ob man eines der beiden Rasiermesser vielleicht an irgendeiner Besonderheit erkennen könne.
    Ja, das könne man. Das eine sei einmal versehentlich hier auf den Steinboden gefallen und habe einen ganz leichten Sprung im Elfenbeingriff. Man bemerke ihn nur, wenn man sehr genau hinsehe. Das andere Rasiermesser sei nach Summers’ bestem Wissen vollkommen in Ordnung.
    Wimsey dankte seinem Informanten und entlohnte ihn angemessen. Er ging zum Wagen zurück und nahm Kurs nach Süden. Er hatte Stamford schon immer für ein schönes Städtchen gehalten, und jetzt erschien es ihm mit seinen grauen Steinhäusern und den Erkerfenstern in der milden Nachmittagssonne als das schönste Juwel der englischen Krone.
    Er übernachtete in Seahampton und machte sich am Sonntagmorgen auf die Suche nach Mr. Summers’ Schwager, dessen Name Merryweather – Schönwetter – ein gutes Omen zu sein verhieß. Der Salon war klein und befand sich in der Nähe des Hafens. Mr. Merryweather wohnte über seinem Geschäft und war gern bereit, Auskunft über die Rasiermesser zu geben.
    Er habe sie 1927 bekommen, und es seien gute Rasiermesser, obwohl sie schlechte Behandlung erfahren hätten und schon ziemlich abgenutzt gewesen seien, als sie in seine Hände kamen. Eines von ihnen habe er noch, und es leiste ihm gute Dienste. Wenn Seine Lordschaft es sich ansehen wolle – hier sei es.
    Wimsey drehte es klopfenden Herzens in den Händen. Es war das genaue Ebenbild des Rasiermessers, das Harriet an der Küste gefunden hatte. Er untersuchte es genau, fand aber keinen Sprung im Elfenbein. Aber, fragte er fast ängstlich, weil er eine Enttäuschung fürchtete – was war aus dem zweiten geworden?
    »Also, das kann ich Ihnen nun leider nicht zeigen, Mylord«, sagte Mr. Merryweather. »Wenn ich gewußt hätte, daß es gebraucht würde, hätte ich mich nicht davon getrennt. Dieses Rasiermesser, Mylord, habe ich erst vor ein paar Wochen an so einen Wanderfriseur verkauft, der hier um Arbeit fragen kam. Ich hatte keine Arbeit für ihn, Mylord, und um die Wahrheit zu sagen, ich hätte ihm auch keine gegeben, wenn ich welche gehabt hätte. Sie würden staunen, in welchen Scharen die hier ankommen, und die Hälfte von ihnen sind keine besseren Friseure als mein Kater. Sie wollen nur schnell mitnehmen, was sie kriegen können, sonst nichts. Meist geben wir ihnen ein paar Rasiermesser zum Schleifen, nur um zu sehen, aus welchem Holz sie sind, und in neun von zehn Fällen sieht man schon an der Art, wie sie sich dabei anstellen, daß sie noch nie im Leben ein Rasiermesser geschärft haben. Na ja, und der war auch so einer, darum hab ich ihm gesagt, er soll machen, daß er weiterkommt. Da hat er mich gefragt, ob ich ihm nicht ein gebrauchtes Rasiermesser verkaufen könnte, und ich hab ihm das verkauft, nur um ihn loszuwerden. Er hat es bezahlt und ist gegangen, und seitdem habe ich nichts mehr von ihm gehört oder gesehen.«
    »Was war er für einer?«
    »Ach, so eine kleine Ratte. Rötliches Haar, und viel zu aalglatt in seinem Benehmen. Nicht so groß wie Eure Lordschaft, nein, und wenn ich mich recht erinnere, war er ein bißchen – nicht verwachsen, aber ein bißchen schief, könnte man sagen. Es sah aus, als ob die eine Schulter bei ihm ein wenig

Weitere Kostenlose Bücher