Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde

Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde

Titel: Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
Vom Netzwerk:
gearbeitet und dabei eben Geschmack an solchen Dingen bekommen habe.
    Der Oberst sprang auf diese Bemerkung sofort an. Er kehrte Wimseys Kriegserlebnisse von innen nach außen, stellte fest, daß sie eine Reihe gemeinsamer Kriegserinnerungen hatten, und ehe er sich’s versah, spazierte er mit seinem Gast den von Stiefmütterchen gesäumten Weg durch seinen kleinen Garten hinunter, um ihm einen Wurf junger Hunde zu zeigen.
    »Mein lieber Freund«, sagte Oberst Belfridge, »ich will Ihnen mit dem allergrößten Vergnügen helfen, so gut ich kann. Sie haben es hoffentlich nicht eilig? Bleiben Sie zum Lunch, dann können wir hinterher über alles sprechen. Mabel!« – mit Stentorstimme.
    Eine reifere Frau erschien an der Hintertür und kam eilig den Gartenweg heruntergewatschelt.
    »Ein Herr zum Lunch!« bellte der Oberst. »Und mach uns eine Flasche von dem Neunzehnhundertvierer auf – aber vorsichtig, Kreuzdonnerwetter! Wissen Sie«, wandte er sich dann wieder an Wimsey, »mich würde interessieren, ob Sie sich noch an einen gewissen Stokes erinnern.«
    Nur mit größten Schwierigkeiten konnte Wimsey den Oberst von seinen Kriegserlebnissen abbringen und wieder auf die Frage nach den Rasiermessern zurückkommen. Aber einmal beim Thema, erwies der Oberst sich als ein guter, zuverlässiger Zeuge.
    Er erinnerte sich genau an diese beiden Rasiermesser. Hatte eine Menge Ärger mit den Dingern, hrrrm! Rasiermesser waren nicht mehr, was sie in seinen jungen Jahren mal gewesen waren. So gehe es doch mit allem und jedem, hrrrm! Stahl halte überhaupt nichts mehr aus. Mit all den Ausländern und dieser Massenproduktion gehe die britische Industrie noch vor die Hunde. Er könne sich noch erinnern, wie im Burenkrieg – Nach einer Viertelstunde erinnerte Wimsey wieder an die Rasiermesser.
    »Ach, ja!« sagte der Oberst, indem er ich über den großen weißen Schnurrbart strich und ihn mit schwungvoller Gebärde an beiden Enden hochzwirbelte. »Hrrrm! Ja, richtig, die Rasiermesser. Also, was wollen Sie nun darüber wissen?«
    »Haben Sie sie noch, Sir?«
    »Nein, mein Lieber. Ich bin sie losgeworden, Sir. Minderwertige Ware, Sir! Ich hab dem alten Endicott gesagt, daß ich mich sehr wundere, was für wertloses Zeug er da verkauft. Mußten jede zweite Woche nachgeschliffen werden. Aber das geht ja mit allem so. Eine anständige Klinge kriegen Sie heute nirgends mehr. Und das wird auch nicht mehr besser, Sir, nicht mehr besser, solange wir keine starke konservative Regierung bekommen – eine starke Regierung, sage ich, Sir, die den Mumm hat, die Eisen- und Stahlindustrie zu schützen. Aber wird sie’s tun? Kreuzdonnerwetter, nein, Sir – weil sie alle Angst haben, Wählerstimmen zu verlieren. Weiberstimmen! Wie will man denn von Frauenzimmern erwarten, daß Sie verstehen, wie wichtig Eisen und Stahl sind? Sagen Sie mir das mal, hrrrm!«
    Wimsey fragte, was aus den Rasiermessern geworden sei.
    »Hab sie dem Gärtner geschenkt«, sagte der Oberst. »Hochanständiger Mann. Kommt zweimal die Woche her. Hat Frau und Kinder, Kriegsrentner mit einem steifen Bein. Hilft mir bei den Hunden. Recht guter Mann. Summers heißt er.«
    »Wann war das, Sir?«
    »Was? Ach so, Sie meinen, wann ich sie ihm gegeben habe? Mal überlegen, nur mal kurz überlegen. Das war, nachdem Diana geworfen hatte – gerade noch mal gutgegangen – beinahe hätte ich sie da verloren, das arme Ding. Vor zwei Jahren ist sie gestorben – verunglückt – von so einem verdammten Motorradfahrer überfahren. Die beste Hündin, die ich je hatte. Den hab ich dafür vor Gericht gebracht – das hat er mir bezahlt, Sir! Leichtsinniger junger Dachs! Nehmen auf nichts und niemanden Rücksicht. Und nachdem sie jetzt auch noch die Geschwindigkeitsbegrenzung aufgehoben haben –«
    Wimsey erinnerte den Oberst, daß sie eigentlich bei den Rasiermessern waren.
    Nach weiterem Nachdenken engte der Oberst den fraglichen Zeitraum auf das Jahr 1926 ein. Er war sich dessen sicher, weil der Spaniel damals krank geworden war, wodurch Summers eine Menge Arbeit gehabt hatte. Er hatte dem Mann ein Geldgeschenk gemacht und ihm die beiden Rasiermesser als Zugabe überlassen, weil er sich gerade ein neues Paar gekauft hatte. Wegen der Krankheit der Hündin hatten sie nur einen Welpen aus dem Wurf großbekommen, und das war Stamford Royal, aus dem dann ein sehr guter Hund geworden war. Ein Blick ins Zuchtbuch bestätigte das Datum unter Ausschluß jeden Zweifels.
    Wimsey dankte dem Oberst und

Weitere Kostenlose Bücher