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Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde

Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde

Titel: Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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kann.«
    »Erstaunlich!« rief Antoine. »Und dieser junge Mann, so ängstlich, so wehleidig, schneidet sich die Kehle durch, mit einem großen, häßlichen Schnitt, weil Sie ihn sitzengelassen haben! C’est inoui. «
    »Sie glauben wohl an diese Bolschewikengeschichte!« sagte Leila beleidigt.
    »Ich? Ich glaube gar nichts. Ich bin ein Agnostiker. Aber ich sage, daß das Bild, das Sie von Alexis zeichnen, nicht ganz logisch ist.«
    »Antoine hat es immerzu mit der Logik«, sagte Leila, »aber ich sage, daß die Leute nicht immer logisch sind. Da braucht man sich doch nur einmal anzusehen, was sie für lauter komische Sachen machen. Vor allem die Männer. Ich denke immer, die Männer sind schrecklich inkonsequent.«
    »Darauf kannst du Gift nehmen«, sagte Mr. da Soto. »Du hast vollkommen recht, Schatzi. Das müssen wir auch sein, sonst würden wir uns mit ungezogenen kleinen Mädchen wie dir nicht abgeben.«
    »Ja, aber die Briefe«, versuchte Harriet verzweifelt zum Thema zurückzukommen. »Wie oft sind die gekommen?«
    »Etwa einmal die Woche, manchmal auch öfter. Er hat sie in eine kleine Kassette eingeschlossen. Beantwortet hat er sie auch immer. Manchmal, wenn ich ihn besuchen wollte, hatte er seine Tür verschlossen, und die alte Mama Lefranc sagte, daß er Briefe schrieb und nicht gestört werden wollte. Das hat eine Frau natürlich gar nicht gern, wenn ihr Freund sich so benimmt. Ich meine, man erwartet doch ein bißchen Aufmerksamkeit von ihm, und nicht daß er sich mit Briefen einschließt, wenn man ihn besuchen kommt. Ich meine, man kann doch von einer Frau nicht erwarten, daß sie sich mit so etwas abfindet.«
    »Natürlich nicht, Schatzi«, sagte Mr. da Soto.
    Antoine lächelte und murmelte ganz unerwartet:
    » Mais si quelqu’un venoit de la part de Cassandre, Ouvre-luy tost la porte, et ne le fais attendre, Soudain entre dans ma chambre, et me vien accoustrer. «
    Harriet erwiderte sein Lächeln, dann kam ihr plötzlich eine Idee, und sie fragte Leila:
    »Wann ist der letzte von diesen Briefen angekommen?«
    »Das weiß ich nicht. Er war ja nicht mehr mein Freund, nachdem ich mit Luis ging. Aber Mama Lefranc kann Ihnen das sicher sagen. Es passiert ja nicht viel, wovon Mama Lefranc nichts mitbekommt.«
    »Haben Sie und Alexis zusammengewohnt, als Sie noch befreundet waren?« fragte Harriet geradeheraus.
    »Natürlich nicht; so etwas fragt man eine Frau doch nicht.«
    »Ich meine, im selben Haus.«
    »Aber nein. Wir haben uns ziemlich oft besucht, aber nachdem ich mit Luis ging, habe ich natürlich zu Paul gesagt, daß es besser ist, wenn wir uns überhaupt nicht mehr sehen. Wissen Sie, Paul hing doch so an mir, und Luis hätte sich vielleicht alles möglich eingebildet – nicht wahr, Luis?«
    »Darauf kannst du Gift nehmen, Schatzi.«
    »Haben Sie der Polizei nichts von diesen Briefen erzählt?«
    »Nein«, antwortete Miss Garland entschieden. »Das soll nicht heißen, daß ich es ihnen nicht gesagt hätte, wenn sie anständig danach gefragt hätten, aber wenn man sich diesen fetten Umpelty anhörte, sollte man glatt meinen, ich bin kein ehrbares Mädchen. Da hab ich zu ihm gesagt: ›Ich weiß von nichts‹, hab ich gesagt, ›und Sie haben nichts gegen mich in der Hand‹, hab ich gesagt, ›und können mich nicht zwingen, auf Ihre albernen Fragen zu antworten, höchstens wenn Sie mich mit auf Ihr dämliches Polizeirevier nehmen und mir etwas vorzuwerfen haben‹, hab ich gesagt.« Miss Garlands bis dahin sorgsam modulierte Stimme geriet außer Kontrolle und wurde schrill. »Und ich hab gesagt: ›Es würde Ihnen aber auch gar nichts nützen, denn ich weiß nichts von Paul Alexis und hab ihn seit Monaten nicht mehr gesehen‹, hab ich gesagt, ›und außerdem, wenn Sie weiter so mit einem anständigen Mädchen umspringen‹, hab ich gesagt, ›kriegen Sie Ärger, Mr. Rumpelty-Bumpelty‹, hab ich gesagt, ›und jetzt wissen Sie, wie Sie dran sind.‹ Das hab ich zu ihm gesagt, und es ist ein Glück, daß es in diesem Land noch Gesetze gibt, die ein anständiges Mädchen wie mich schützen.«
    »Ist sie nicht ’ne Wucht in Tüten?« fragte Mr. da Soto bewundernd.
    Weitere Informationen schienen von Leila Garland, die nach Harriets Meinung ein regelrechter kleiner Vamp und eitel wie ein Affe war, nicht zu holen zu sein. Mr. da Soto wirkte durchaus harmlos und schien keinen dringenden Grund gehabt zu haben, Alexis um die Ecke zu bringen. Natürlich konnte man bei diesen geschniegelten Typen

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