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Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde

Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde

Titel: Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Nasen in den Hut mit dem Hafer zu stecken. Wimsey streichelte den Fuchs, tätschelte den Rappen, sonderte die Braune von den anderen ab und redete mit ihr und fuhr ihr mit der Hand liebevoll über Hals und Nacken. Dann bückte er sich und fuhr mit der Hand am rechten Vorderbein hinunter. Der Huf hob sich gefügig in seiner Hand, während das Pferd den Kopf drehte und freundschaftlich an seinem Ohr knabberte.
    »He, du!« sagte Wimsey. »Das ist meins. Sehen Sie mal her, Harriet.«
    Harriet ging auf seine Seite hinüber und besah sich den Huf.
    »Ein neues Eisen.« Er stellte den Huf wieder hin und hob nacheinander die drei anderen. »Lieber sich vergewissern, daß sie nicht den ganzen Gaul runderneuert haben. Nein; alte Hufeisen an den drei anderen, ein neues vorn rechts, und zwar das genaue Gegenstück zu dem, das wir am Strand gefunden haben. Sie sehen die besondere Anordnung der Nägel. Die Braune ist unser Pferdchen. Augenblick, mein Mädchen, wir wollen mal deinen Gang prüfen.«
    Er streifte der Stute das Halfter über den Kopf und schwang sich hinauf.
    »Reiten Sie ein Stückchen mit? Benutzen Sie meinen Fuß als Steigbügel, und auf geht’s! Sollen wir hinausreiten in den Sonnenuntergang und nie mehr wiederkommen?«
    »Beeilen Sie sich lieber. Stellen Sie sich vor, der Bauer kommt!«
    »Wie recht Sie haben!« Er ruckte kurz am Halfter und galoppierte davon. Harriet hob mechanisch den Hut auf und drückte ihn geistesabwesend ein- und auswärts, während sie dastand und der dahinfliegenden Gestalt nachsah.
    »Gestatten Sie, Miss.«
    Bunter streckte die Hand nach dem Hut aus; Harriet gab ihn mit einem leichten Erschrecken her. Bunter schüttelte die restlichen Haferkörner heraus, bürstete den Hut sorgsam von innen und von außen ab und drückte ihn wieder in seine ursprüngliche Form.
    »Ein gutes Pferd, zum Reiten und zum Fahren«, sagte Wimsey, der eben wiederkam und vom Pferd glitt. »Könnte auf der Straße gut und gern neun Meilen in der Stunde schaffen – am Meer, durch seichtes Wasser, sagen wir acht. Ich würde gern – mein Gott, und wie gern! – einmal mit ihr zum Bügeleisen reiten. Aber lieber nicht. Wir vergreifen uns an fremdem Eigentum.«
    Er nahm der Braunen das Halfter ab und entließ sie mit einem Klaps auf den Nacken.
    »Es sieht alles so gut aus«, klagte er, »aber die Rechnung geht nicht auf. Sie will und will nicht aufgehen. Verstehen Sie, was ich meine? Da ist Martin. Er kommt und schlägt hier sein Zelt auf; offenbar weiß er im voraus bestens über den Platz Bescheid und weiß auch, daß hier im Sommer Pferde auf der Wiese stehen. Er sorgt dafür, daß Alexis um zwei Uhr am Satans-Bügeleisen ist – ich weiß nicht wie, aber irgendwie kriegt er das schon hin. Um halb zwei verläßt er die Drei Federn, kommt hierher, nimmt das Pferd und reitet die Küste entlang. Wir wissen, wo er den Hafer hingeschüttet hat, mit dem er es zu sich lockte, und wir sehen das Loch in der Hecke, das er gemacht hat, um das Pferd von der Wiese zu bringen. Er reitet durchs seichte Wasser, um keine Spuren zu hinterlassen. Er bindet das Pferd an dem Ringhaken fest, den er zuvor in den Felsen geschlagen hat; er tötet Alexis und reitet wie der Teufel zurück. Beim Ritt über das Geröll unterhalb von Pollocks Fischerhütte verliert das Pferd ein Hufeisen. Das stört ihn nicht weiter, höchstens indem das Pferd jetzt ein bißchen lahmt und langsamer vorankommt. Als er zurückkommt, stellt er das Pferd nicht wieder auf die Wiese, sondern läßt es einfach laufen. Dann sieht es nämlich so aus, als ob es von selbst ausgebrochen wäre, und damit wären das Loch in der Hecke, der lahmende Fuß und das Hufeisen, falls jemand es fände, hinreichend erklärt. Außerdem würde es völlig natürlich erscheinen, wenn einer das Pferd noch keuchend und verschwitzt anträfe. Um drei ist er zurück, gerade rechtzeitig, um wegen seines Wagens zur Werkstatt zu gehen, und irgendwann später verbrennt er dann das Halfter. Es ist so überzeugend, so glatt, und so völlig verkehrt.«
    »Warum?«
    »Zum einen ist die Zeit zu knapp. Er hat das Gasthaus um halb zwei verlassen. Dann mußte er erst einmal hierherkommen, das Pferd locken und viereinhalb Meilen weit reiten. Unter den gegebenen Umständen können wir ihm nicht mehr als acht Meilen pro Stunde zubilligen, aber um zwei Uhr haben Sie den Schrei gehört. Sind Sie sicher, daß Ihre Uhr richtig ging?«
    »Ganz sicher. Ich habe die Zeit mit der Hoteluhr verglichen, als ich

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