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Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde

Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde

Titel: Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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noch da, wo es verloren wurde? Oder könnte das Meer es weit weggeschleift haben? Gefunden habe ich es genau hier, nah am Wasser und ziemlich tief im Sand vergraben.«
    »Nun, geschwommen ist es sicher nicht, aber die Flut könnte es schon ein bißchen hin und her geschoben haben, und bei jeder Flut hat es sich tiefer in den Sand gegraben. Daß Sie es überhaupt gefunden haben, ist schon ein Glücksfall. Aber wir können nicht genau sagen, an welcher Stelle das Pferd hier vorbeigekommen ist, falls Sie das meinen. So ein Hufeisen fällt nicht einfach ab. Es fliegt zur einen oder anderen Seite erst mal ein Stück durch die Luft, je nach Geschwindigkeit und Richtung und dergleichen mehr.«
    »Richtig. Also, das war jetzt wirklich eine Meisterleistung der Kombinationskunst … Peter ! Haben Sie etwa nach einem Hufeisen gesucht?«
    »Nein; mit einem Pferd hatte ich gerechnet, aber das Hufeisen ist einfach unverschämtes Glück.«
    »Und Aufmerksamkeit. Ich hab’s schließlich gefunden.«
    »Stimmt. Und ich könnte Sie dafür küssen. Sie brauchen nicht gleich so zu erschrecken, ich tu’s schon nicht. Wenn ich Sie küsse, wird das ein großes Ereignis sein, das alles andere drumherum in den Schatten stellt – etwa so, wie wenn Sie zum erstenmal Litschi kosten. Es wird jedenfalls kein unbedeutendes Beiwerk zu einer detektivischen Ermittlung sein.«
    »Ich glaube fast, die Erregung über meinen Fund hat Sie ein wenig berauscht«, meinte Harriet kühl. »Sie sagen also, Sie wollten hier nach einem Pferd suchen?«
    »Natürlich. Sie nicht?«
    »Nein – auf die Idee wäre ich nie gekommen.«
    »Sie arme kleine Stadtpflanze, natürlich nicht. Zu Pferden fällt Ihnen nur ein, daß sie den Verkehr aufhalten. Ihr ganzes Wissen über Pferde erschöpft sich in dem Reim: ›Ich weiß zwei Dinge übers Pferd, von denen eins sich nicht gehört.‹ Sind Sie noch nie auf den Gedanken gekommen, daß Pferde zum Laufen da sind, zum RENNEN, um eine bestimmte Entfernung in einer bestimmten Zeit zurückzulegen? Haben Sie noch nie einen Shilling beim Derby gewettet? Armes Kind – warten Sie nur, bis wir verheiratet sind. Dann werden Sie so lange jeden Tag vom Pferd fallen, bis Sie gelernt haben, oben zu bleiben.«
    Harriet schwieg. Sie sah Wimsey plötzlich in einem ganz neuen Licht. Sie wußte schon, daß er intelligent, sauber, höflich, reich, belesen, amüsant und verliebt war, aber bisher hatte er in ihr noch nicht ein solch erdrückendes Gefühl der absoluten Unterlegenheit geweckt, das zu Unterwerfung und Heldenverehrung führt. Aber jetzt erkannte sie, daß er letztendlich etwas Gottähnliches an sich hatte: Er konnte mit einem Pferd umgehen. Im Geiste sah sie ihn sehr gepflegt, sehr elegant in Zylinder, rotem Rock und blütenweißer Hose auf einem riesigen, feurigen Gaul thronen, der ungeduldig tänzelte und bockte, ohne der erhabenen Gelassenheit seines Reiters etwas anhaben zu können. In einem Kraftakt kleidete ihre Phantasie auch sie prompt in eine Reitermontur von tadellosem Schnitt und setzte sie auf ein Pferd, das noch größer und feuriger war als seines, ihm zur Seite und inmitten der respektvollen Bewunderung der versammelten Fürsten und Edelleute. Dann mußte sie über diese aufgeblasene Vorstellung lachen.
    »Das Runterfallen würde ich schon schaffen. Aber sollten wir jetzt nicht weitergehen?«
    »Hm, ja. Aber ich denke, wir legen den Rest des Weges mit Pferdestärken zurück. Ich kann zwar die Küstenstraße von hier aus nicht sehen, aber wir dürften den getreuen Bunter wohl nicht weit von hier antreffen. Hier unten finden wir sicher nichts mehr. Zwei Hufeisen wären ja wirklich zuviel des Guten.«
    Harriet konnte diese Entscheidung nur von Herzen begrüßen.
    »Wir brauchen nicht die Steilküste hinaufzuklettern«, fuhr Wimsey fort. »Wir machen einfach kehrt und gehen den Weg hinauf zur Straße. Die Bibel und den Schuh lassen wir hier – ich glaube nicht, daß sie uns weiterhelfen.«
    »Wohin wollen wir denn?«
    »Nach Darley, das Pferd suchen. Ich habe so eine Ahnung, als ob wir feststellen würden, daß es Mr. Newcombe gehört, der neulich Anlaß hatte, sich über Löcher in seiner Hecke zu beklagen. Wir werden ja sehen.«
    Die zwei bis drei Meilen bis Darley waren schnell zurückgelegt. Einen kleinen Aufenthalt gab es nur am Darley Halt, wo erst die Schranke geöffnet werden mußte.
    Oberhalb des Hinks’s Lane stiegen sie aus und gingen zu Fuß zum Zeltplatz hinunter.
    »Ich möchte Ihre Aufmerksamkeit auf

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