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Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde

Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde

Titel: Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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nach Wilvercombe kam; sie ging genau richtig, und die Hoteluhr –«
    »Wird nach dem Radio gestellt, natürlich. Wie immer.«
    »Noch schlimmer; die Hoteluhren werden alle von einer Hauptuhr gesteuert, und die wird direkt von Greenwich aus kontrolliert. Das war mit das erste, wonach ich mich erkundigt habe.«
    »Tüchtig, tüchtig.«
    »Nehmen wir an, er hatte sich das Pferd schon zurechtgestellt, bevor er zu den Drei Federn ging – am Zaun angebunden oder so?«
    »Schon, aber wenn das stimmt, was man mir in Darley erzählt hat, ist er nicht von hier aus zu den Drei Federn gegangen, sondern mit einem Auto aus Richtung Wilvercombe gekommen. Und selbst wenn wir das unterstellen könnten, hätte er immer noch mit gut neun Meilen pro Stunde zum Bügeleisen reiten müssen, um bis zwei Uhr dort zu sein. Ich glaube nicht, daß er das hätte machen können – obwohl es vielleicht doch möglich wäre, falls er das arme Tier halb zu Schanden geritten hätte. Darum sage ich ja, daß ich den Ritt gern einmal selbst machen würde.«
    »Aber der Schrei, den ich gehört habe, war vielleicht gar nicht der Schrei. Zuerst habe ich ja gedacht, es war eine Möwe – und vielleicht war’s wirklich eine. Ich habe etwa fünf Minuten gebraucht, um meine Siebensachen einzusammeln und bis in Sichtweite des Bügeleisens zu kommen. Sie können, glaube ich, den Todeszeitpunkt auch auf fünf nach zwei legen, wenn es unbedingt nötig ist.«
    »Gut. Aber es ist und bleibt trotzdem unmöglich. Sehen Sie – Sie waren ja allerspätestens um zehn nach zwei am Bügeleisen. Und wo war da der Mörder?«
    »In der Felsspalte. Ach so, ja – aber das Pferd nicht! Verstehe. Für ein Pferd wäre da nicht auch noch Platz gewesen. Wie ärgerlich! Wenn wir den Mord auf einen zu frühen Zeitpunkt legen, kann er nicht rechtzeitig dagewesen sein, und wenn wir ihn zu spät legen, kann er nicht weit genug fortgewesen sein. Es ist zum Verrücktwerden.«
    »Eben, und früher als zwei Uhr können wir den Mord gar nicht ansetzen, wegen des Bluts. Wenn wir die Laufgeschwindigkeit des Pferdes und den Zustand des Blutes und den Schrei zusammennehmen, ist zwei Uhr der frühestmögliche und alles in allem auch der wahrscheinlichste Zeitpunkt für den Mord. Richtig. Sie erschienen um fünf nach zwei auf der Szene. Nehmen wir an (was sehr unwahrscheinlich ist), daß der Mörder in vollem Galopp angerast kam, Alexis die Kehle durchschnitt und wieder in vollem Galopp davonritt, ohne eine Sekunde zu verlieren, und nehmen wir auch an (was wiederum höchst unwahrscheinlich ist), daß er sogar mit zehn Meilen pro Stunde durchs Wasser geritten ist. Um fünf nach zwei könnte er dann auf dem Rückweg erst weniger als eine Meile zurückgelegt haben. Wie wir aber heute nachmittag bewiesen haben, kann man vom Bügeleisen aus die Küste in Richtung Darley unbehindert anderthalb Meilen weit überblicken. Wenn er also dagewesen wäre, hätten Sie ihn kaum übersehen können. Oder? Sie haben ja eigentlich erst ab zehn nach zwei Umschau gehalten, nachdem Sie die Leiche gefunden hatten, nicht?«
    »Das schon. Aber ich habe ja alle meine fünf Sinne. Wenn der Mord um zwei Uhr begangen wurde, als mich der Schrei weckte, kann ich ein Pferd, das wie der Teufel am Strand entlanggaloppierte, unmöglich überhört haben. So was macht doch einen ziemlichen Lärm, oder?«
    »Und ob. Trapp, trapp, so ritten sie über Land, platsch, platsch, so ritten sie durchs Meer. Es geht nicht, mein Kind, es geht nicht. Und trotzdem, wenn dieses Pferd nicht vor kurzem an diesem Strand entlanggelaufen ist, verspeise ich meinen Hut. Wie? O ja, danke, Bunter.«
    Er nahm den Hut, den Bunter ihm mit ernster Miene reichte.
    »Und dann der Ringhaken im Felsen. Der ist nicht zufällig da. Das Pferd wurde dorthin geritten, aber wann und warum, ist ein Rätsel. Na ja, macht nichts. Wir überprüfen jetzt mal die Fakten, die wir haben, ganz als ob die Rechnung doch aufgehen könnte.«
    Sie verließen die Wiese und gingen den Hinks’s Lane hinauf.
    »Wir nehmen nicht den Wagen«, sagte Wimsey. »Wir gehen spazieren, kauen Strohhalme und setzen unsere schönsten Freizeitgesichter auf. Da drüben ist, glaube ich, der Dorfanger, wo sich, wie Sie uns einstmals belehrt haben, unter einer ausladenden Kastanie die Dorfschmiede befindet. Hoffentlich ist der Schmied bei der Arbeit. Schmiede sind, wie elektrische Bohrer, zum Bestaunen da.«
    Der Schmied war bei der Arbeit. Der melodische Klang seines Hammers drang ihnen anheimelnd

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