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Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Titel: Wimsey 09 - Mord braucht Reklame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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–?»
    «Aha!» sagte Miss Vasavour. «Das hab ich mir doch gedacht. Aber wenn einer Ihre Briefe nicht beantwortet und Sie nicht besucht, und Sie wissen nicht einmal, wo er wohnt, was soll denn ein Mädchen da tun? Ich will bestimmt keinen Ärger machen.»
    An dieser Stelle schluchzte Miss Vasavour leise auf und führte ein Tüchlein vorsichtig an die getuschten Wimpern.
    «Mein Gott!» sagte Bredon. «Das ist wirklich nicht nett von ihm!»
    «Das kann man wohl sagen», fand Miss Vasavour. «Von einem Kavalier würde man es jedenfalls nicht erwarten, oder? Aber da haben wir's! Erst erzählt so ein Kerl einem Mädchen alles mögliche, und wenn sie dann in der Tinte sitzt, ist alles nicht mehr wahr. Da ist dann plötzlich von Heiraten nicht mehr die Rede. Aber sagen Sie ihm ruhig, daß er muß, sonst schreie ich nämlich, bis ich bei Mr. Pym bin, und dann werde ich ihn zwingen. Heutzutage muß ein Mädchen zusehen, wo es bleibt. Wenn ich doch nur jemand hätte, der das für mich tut, aber seit mein armes Tantchen tot ist, habe ich keinen Menschen mehr, der für mich kämpft.»
    Und wieder trat das Taschentüchlein in Aktion.
    «Aber meine Liebe», sagte Bredon, «Mr. Pym mag ja noch so ein gebieterischer Herr sein, aber selbst er könnte Mr. Tallboy nicht zwingen, Sie zu heiraten. Er ist nämlich schon verheiratet.»
    «Verheiratet?» Miss Vasavour ließ das Taschentuch sinken, und zum Vorschein kam ein Paar völlig trockener und sehr zorniger Augen. «Der Dreckskerl! Darum h at er mich also nie mit zu sich nach Hause genommen. Da tischt er mir ein Märchen auf, daß er nur ein Zimmer hat und seine Wirtin so streng ist. Aber das ist mir egal. Er muß. Seine Frau kann sich ja von ihm scheiden lassen. Grund hat sie weiß Gott genug. Ich hab seine Briefe.»
    Ihr Blick wanderte unwillkürlich zu der großen, reich verzierten Handtasche. Das war ein Fehler, und sie merkte es sofort und richtete die Augen flehend auf Bredon, der aber wußte jetzt, woran er war.
    «Sie haben die Briefe also bei sich? Das war sehr weitsichtig von Ihnen. Sehen Sie, Miss Vasavour, was hat es für einen Sinn, so zu reden? Sie können mir gegenüber ganz ehrlich sein. Sie wollten Tallboy drohen, daß sie diese Briefe Mr. Pym zeigen würden, falls er sich nicht fügte, stimmt's?»
    «Nein, natürlich nicht.»
    «Hängen Sie so sehr an Tallboy, daß Sie seine Korrespondenz ständig mit sich herumtragen?»
    «Ja – nein. Ich habe nie gesagt, daß ich die Briefe bei mir habe.»
    «Nein? Aber jetzt haben Sie es zugegeben. Und nun nehmen Sie einmal einen Rat von einem Mann an, der doppelt so alt ist wie Sie.» (Das war eine großzügige Schätzung, denn Miss Vasavour brachte es leicht auf 28 Jahre.) «Wenn Sie hier einen Skandal machen, erreichen Sie gar nichts, höchstens daß Tallboy seine Stelle verliert und dann überhaupt kein Geld mehr hat, weder für Sie noch für sonst jemanden. Und wenn Sie versuchen wollten, ihm die Briefe zu verkaufen – dafür gäbe es eine Bezeichnung, und die ist nicht schön.»
    «Das mag ja alles sein», sagte Miss Vasavour mürrisch, «aber was ist mit mir und meiner Lage? Ich bin nämlich Mannequin. Und wenn ein Mädchen seinen Beruf aufgeben muß und für den Rest des Lebens die Figur verdorben hat –»
    «Sind Sie sicher, daß Sie sich diesbezüglich auch nicht irren?»
    «Natürlich bin ich sicher. Was denken Sie von mir? Halten Sie mich vielleicht für naiv?»
    «Ganz gewiß nicht», sagte Bredon. «Zweifellos wird Tallboy zu einem angemessenen Arrangement bereit sein. Aber – wenn ich mir die Freiheit nehmen darf, Ihnen zu raten – keine Drohungen und keinen Skandal. Und – verzeihen Sie – es gibt noch andere Leute auf der Welt.»
    «Ja, die gibt's», räumte Miss Vasavour freimütig ein, «aber die sind nicht versessen darauf, ein Mädchen mit Anhang zu nehmen, wenn Sie wissen, was ich meine. Das würden Sie ja selbst auch nicht wollen, oder?»
    «Oh, ich? Von meiner Kandidatur ist nicht die Rede», sagte Bredon, vielleicht etwas prompter und betonter, als schmeichelhaft gewesen wäre. «Aber allgemein gesprochen, Sie werden es bestimmt auch günstiger finden, die Bombe nicht platzen zu lassen – wenigstens nicht hier. Ich meine, das ist nämlich hier der springende Punkt, nicht? Pyms Werbedienst ist eine von diesen altmodischen Firmen, die keine solchen Unannehmlichkeiten in ihren Mauern wünschen.»
    «Eben», meinte Miss Vasavour schlau. «Darum bin ich ja hier.»
    «Gewiß, aber glauben Sie mir, Sie

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