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Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Titel: Wimsey 09 - Mord braucht Reklame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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durch die Schwingtür hinausging. Unauffällig nahm er die Verfolgung auf.

    Oben am Kopfende einer dunklen Treppe, die mit einem Seil und einem Schild mit der Aufschrift DURCHGANG VERBOTEN abgesperrt war, beugte Sergeant Lumley sich besorgt über Hector puncheons leblose Gestalt. Der Atem des Reporters ging schwer und hatte einen Klang, der dem Sergeant nicht gefallen wollte, und an der Schläfe hatte er eine häßliche Schlagwunde.
    «Diese Amateure müssen doch immer alles verpfuschen», dachte Sergeant Lumley erbittert. «Hoffentlich hat Eagles wenigstens richtig geschaltet. Aber so ist das nun mal. Ich kann nicht überall gleichzeitig sein.»

    Der Mann im Mantel ging rasch die Straße hinunter in Richtung U-Bahn-Station. Er schaute sich nicht um. Ein paar Schritte hinter ihm folgte gemächlich Konstabler Eagles, den Blick auf seine Beute geheftet. Keiner von beiden sah einen dritten Mann, der irgendwoher aus dem Nichts aufgetaucht war und ein paar Schritte hinter Konstabler Eagles herging. Keiner der Passanten würdigte die kleine Prozession auch nur eines Blickes, als sie die Cromwell Road überquerte und sich der U-Bahn-Station näherte.
    Der Mann im Mantel warf einen Blick zum Taxistand; dann schien er es sich anders zu überlegen. Zum erstenmal sah er sich jetzt um. Alles, was er sah, war Konstabler Eagles, der sich eine Zeitung kaufte, und an diesem Anblick war nichts Bedrohliches. Den anderen Verfolger hätte er gar nicht sehen können, denn dieser war, wie die spanische Flotte, noch gar nicht in Sicht, aber Konstabler Eagles hätte ihn sehen können, wenn er in diese Richtung geschaut hätte. Der Mann im Mantel schien den Gedanken an ein Taxi endgültig zu verwerfen und wandte sich zum Eingang der U-Bahn-Station. Mr. Eagles, den Blick scheinbar interessiert auf eine Schlagzeile über Lebensmittelbesteuerung geheftet, schlenderte hinterdrein und kam gerade rechtzeitig, um seinem Beispiel zu folgen und eine Fahrkarte zum Charing Cross zu lösen. Verfolgter und Verfolger traten zusammen in den Aufzug, der Herr stellte sich ans gegenüberliegende Gitter, Eagles blieb bescheiden vorne stehen. Etwa ein halbes Dutzend Leute, meist Frauen, standen schon im Aufzug, und gerade als das Gitter sich schließen wollte, kam noch ein anderer Mann angerannt. Er ging an Eagles vorbei und stellte sich in die Mitte, genau zwischen die Frauen. Unten angekommen, stiegen alle gleichzeitig aus, wobei der Fremde sich ziemlich hastig an dem Mann im Mantel vorbeidrängte und als erster den Bahnsteig betrat, wo soeben ein in Richtung Osten fahrender Zug einlief.
    Was dann genau geschah, durchschaute Konstabler Eagles im Augenblick des Geschehens nicht ganz, aber im Licht der darauffolgenden Ereignisse erinnerte er sich an das eine oder andere, das ihm zunächst nicht weiter aufgefallen war. Er sah den dritten Mann dicht an der Bahnsteigkante stehen, ein dünnes Spazierstöckchen in der Hand. Er sah den Mann im Mantel an ihm vorbeigehen, plötzlich stehenbleiben und taumeln. Er sah den Mann mit dem Stöckchen die Hand nach ihm ausstrecken und ihn am Arm packen, sah beide an der Bahnsteigkante schwanken und hörte den Schrei einer Frau. Dann stürzten beide zusammen unter den herannahenden Zug.
    Eagles kämpfte sich durch den Menschenauflauf.
    «Platz da!» sagte er. «Ich bin Polizist. Zurücktreten bitte.»
    Sie traten zurück, mit Ausnahme eines Gepäckträgers und noch eines Mannes, die etwas zwischen Zug und Bahnsteigkante herauszogen. Ein Arm kam zum Vorschein, dann ein Kopf – dann der zerschundene Körper des dritten Mannes, des Mannes mit dem Spazierstock. Sie legten ihn, zerbeult und blutig, auf den Bahnsteig.
    «Wo ist der andere?»
    «Der ist hin, der arme Kerl.»
    «Ist der hier tot?»
    «Ja.»
    «Nein.»
    «O Betty, ich werde ohnmächtig.»
    «Der lebt noch – sieh mal, er macht die Augen auf!»
    «Ja, aber der andere?»
    «Nicht drängeln, bitte!»
    «Paß auf, das ist ein Polizist.»
    «Das da unten ist doch die Stromschiene!»
    «Wo ist hier ein Arzt? Holt doch einen Arzt!»
    «Zurücktreten, bitte, weiter zurücktreten.»
    «Warum wird die Stromschiene nicht abgeschaltet?»
    «Wird ja schon. Eben ist einer weggelaufen, um das zu erledigen.»
    «Wie wollen die ihn da rausziehen, ohne den Zug wegzufahren?»
    «Der ist ja doch in tausend Stücke zerrissen, der arme Teufel.»
    «Der hier hat versucht, ihn zu retten.»
    «Sah aus, als wenn er krank wäre, oder vielleicht auch betrunken.»
    «Betrunken? So früh am

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