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Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Titel: Wimsey 09 - Mord braucht Reklame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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abwesend auf die gegenüberliegende Wand, an der ein Kalender hing. Dann packte er plötzlich die Zukkerschale, leerte sie auf dem Tischtuch aus und begann mit wütend gerunzelter Stirn einen Turm aus den Würfeln zu bauen. Mary erkannte die Zeichen der Inspiration und stahl sich still hinaus zu ihren Hausfrauenpflichten.
    Als sie 45 Minuten später wiederkam, war ihr Bruder fort, und die hinter ihm zuschlagende Wohnungstür hatte den Zuckerwürfelturm auf dem Tischtuch einstürzen lassen, aber sie sah noch, daß er sehr hoch gewesen sein mußte. Mary seufzte.
    «Peters Schwester zu sein ist fast so, als hätte man den Henker von London in seiner Verwandtschaft», dachte sie, womit sie die Worte einer Dame wiederholte, mit der sie sonst wenig gemeinsam hatte. «Und mit einem Polizisten verheiratet zu sein ist fast noch schlimmer. Wahrscheinlich freut sich die Familie des Henkers, wenn das Geschäft blüht. Aber immerhin», dachte sie, denn sie war nicht ohne Humor, «man könnte auch an einen Bestattungsunternehmer geraten sein, dann müßte man sich über den Tod rechtschaffener Menschen freuen, und das wäre noch viel, viel schlimmer.»

    Sergeant Lumley und Konstabler Eagles trafen in dem kleinen Schnellimbiß in Finchley, von wo er angerufen hatte, keinen Hector Puncheon mehr an. Dafür wartete eine Nachricht auf sie.
    «Er hat gefrühstückt und ist wieder weg», lautete die hingekritzelte Meldung auf dem Zettel, der aus einem Reporternotizbuch herausgerissen war. «Ich rufe Sie hier so bald wie möglich wieder an. Ich fürchte, er hat gemerkt, daß ich ihm folge.»
    «Da», sagte Sergeant Lumley verdrießlich. «Diese Ama
    teure! Muß den Kerl natürlich merken lassen, daß er ihm nachläuft. Wenn irgend so ein Zeitungsmensch eine Schmeißfliege wäre und müßte einem Elefanten folgen, er würde ihm genau im Ohr herumsummen, damit er nur ja weiß, was los ist.»
    Konstabler Eagles, von Bewunderung erfaßt ob dieses
    Gedankenfluges, lachte lauthals los.
    «Wette zehn zu eins, daß er ihm jetzt ganz durch die Lappen geht», fuhr Sergeant Lumley fort. «Und dafür muß er uns hier rausjagen, ohne Frühstück.»
    «Spricht eigentlich nichts dagegen, daß wir jetzt frühstücken, wenn wir einmal hier sind», meinte sein Untergebener, der die glückliche Veranlagung hatte, aus allem das Beste zu machen.
    «Wie wär's mit 'nem schönen Bückling?»
    «Hab nichts dagegen», sagte der Sergeant. «Hoffentlich können wir ihn in Ruhe essen. Aber Sie werden sehen, der Kerl ruft an, bevor wir den ersten Bissen runter haben. Da fällt mir was ein. Ich rufe besser mal im Yard an und sorge dafür, daß Seine Exzellenz Mr. Parker hier nicht auch noch aufkreuzt. Den darf man nicht umsonst in der Gegend herumjagen!»
    Konstabler Eagles bestellte Bücklinge und ein Kännchen Tee. Er gebrauchte seinen Mund lieber zum Essen als zum Reden. Der Sergeant erledigte seinen Anruf und kehrte an den Tisch zurück, gerade als die Mahlzeit aufgetragen wurde.
    «Er sagt, wenn er von anderswoher anruft, sollen wir lieber ein Taxi nehmen», berichtete er. «Das spart Zeit, sagt er. Wie stellt er sich vor, daß wir hier ein Taxi kriegen sollen? Nichts als blödsinnige Straßenbahnen.»
    «Rufen wir doch das Taxi jetzt gleich», riet Mr. Eagles mit vollem Mund, «dann sind wir für alle Fälle bereit.»
    «Damit der Zähler für nichts und wieder nichts läuft? Meinen Sie, das würden die als Spesen anerkennen? Im Leben nicht. ‹Das zahlen Sie aus der eigenen Tasche, mein Lieber›, werden sie sagen, diese Pennyfuchser.»
    «Na ja, essen Sie erst mal», schlug Mr. Eagles friedfertig
    vor.
    Sergeant Lumley nahm seinen Bückling in Augenschein.
    «Hoffentlich ist er wenigstens gut», brummelte er. «Sieht so fettig aus. Hoffentlich ist er durch. Wenn ein Bückling nicht richtig durch ist, riecht man den ganzen Tag danach.» Er beförderte einen großen Happen in seinen Mund, ohne vorher die Gräten zu entfernen, und verbrachte eine unangenehme Minute damit, sie mit den Fingern aus dem Mund zu klauben. «Menschenskind! Ich kapier nicht, wieso der Herrgott diesen Biestern so viele Gräten geben mußte.»
    Konstabler Eagles war schockiert.
    «Sie sollten dem Herrgott nicht ins Handwerk reinreden», sagte er tadelnd.
    «Nur nicht so vorlaut, mein Junge», erwiderte Sergeant Lumley, womit er unfair seinen höheren Dienstgrad in die theologische Debatte brachte. «Sie sollten wissen, wie man mit einem Vorgesetzten spricht.»
    «Vor Gott gibt es keine

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