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Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Titel: Wimsey 09 - Mord braucht Reklame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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hiesigen Bezirks ansprach, der mit dem Krankenwagen gekommen war.
    Eagles war sehr erleichtert, die Hilfe eines Kollegen zu bekommen. Er wußte, daß er sich mit Sergeant Lumley und Scotland Yard in Verbindung setzen mußte. Eine Stunde tatkräftiger Arbeit seitens aller Beteiligten endete mit einem fröhlichen Wiedersehen auf dem nächstgelege nen Polizeirevier, wo Lumley inzwischen auch schon eingetroffen war, nachdem er den bewußtlosen Mr. Puncheon im Krankenhaus abgeliefert hatte. Chefinspektor Parker kam schnurstracks nach Kensington heraus, hörte sich Eagles' und Lumleys Berichte an, besichtigte die Unglücksstelle und die Überreste des befrackten Herrn und war verärgert. Wenn ein Mann, auf den man mit großer Mühe in ganz London Jagd gemacht hat, die Unverschämtheit besitzt, gerade in dem Augenblick umzukommen, wenn man drauf und dran ist, ihn zu verhaften, und dann nicht einmal ein Schneideretikett in seinem Anzug hat; wenn er außerdem so rücksichtslos ist, sich sein Gesicht von einer U-Bahn so verunstalten zu lassen, daß man nicht einmal sein Foto zum Zwecke der Identifizierung herumgehen lassen kann, dann wird die ganze schöne Überzeugung, daß mit ihm etwas nicht in Ordnung ist, überlagert von dem Gedanken an die aufreibende Arbeit, die seine Identifizierung mit sich bringen wird.
    «Wir haben überhaupt nichts», sagte Chefinspektor Parker, «bis auf sein Wäschezeichen, wie ich annehme. Und natürlich seine Zahnplomben, falls vorhanden.»
    Zu seinem Ärger zeigte sich, daß der Tote noch ein ausgezeichnetes Gebiß und mindestens drei verschiedene Wäschezeichen hatte. Seine Schuhe halfen auch nicht weiter, denn sie waren Konfektionsware, allerdings von einer guten und durch Werbung sehr bekanntgewordenen Firma. Genauer gesagt war der unglückliche Mensch in Farleys Schuhen zu seinem Schöpfer gegangen und somit bis zuletzt der kühnen Behauptung gerecht geworden, daß man auch bei erhabensten Anlässen mit Farleys Schuhwerk weiterkommt.
    In dieser höchsten Not rief Mr. Parker – angeregt vielleicht durch den Gedanken an die Inserate der Firma Farley – bei Pyms Werbedienst an und verlangte Mr. Bredon zu sprechen.
    Besagter Herr befand sich soeben in einer Besprechung mit Mr. Armstrong, als der Anruf kam. Die Zigarettenfirma Whifflets machte Ärger. Die Werbemethoden der Konkurrenzfirma Puffins hatten ihren Umsatz spürbar beeinträchtigt. Bei Puffins hatte man nämlich einen Geistesblitz gehabt. Die Firma verschenkte Flugzeuge. In jeder Puffins-Packung steckte ein Bon, auf dem irgendein Bestandteil eines beliebten kleinen Sportflugzeugs bezeichnet war, das sich auch für Privatflieger eignete. Wenn man seinen vollständigen Satz Einzelteile (genau einhundert) zusammen hatte, schickte man ihn zusammen mit einem kurzen Aufsatz über die Bedeutung der Flugbegeisterung britischer Schuljungen an die Firma ein. Der Verfasser des besten Aufsatzes des Tages wurde stolzer Besitzer eines Privatflugzeugs und kam in den Genuß kostenloser Flugstunden, die ihn oder sie bis zur Pilotenprüfung brachten. Begleitet wurde diese hübsche Idee von einer großangelegten, modern und stimulierend konzipierten Werbekampagne: «Die Zukunft gehört den Flugbegeisterten» – «Ein Höhenflug moderner Zigarettenherstellung» – «Wer Puffins pafft, gelangt ans Ziel seiner höchsten Träume» – und so weiter. Wer aus Alters- oder Krankheitsgründen nicht in der Lage war, die Freude am Besitz eines Flugzeugs auszukosten, erhielt statt dessen einige Anteile an der neuen Kapitalauflage der beteiligten Flugzeugfirma. Die Kampagne wurde unterstützt von mehreren bekannten Fliegern, deren Gesichter, mit Pilotenhelmen geschmückt, einen von allen Zeitungsseiten angrinsten, und im dazugehörigen Text taten sie ihre wohlabgewogene Meinung kund, daß Puffins einen unschätzbaren Beitrag zur Schaffung einer britischen Vorherrschaft in der Luft leiste.
    Die Whifflets-Leute waren außer sich. Zornig begehrten sie zu wissen, warum Pyms Werbedienst nicht zuerst auf diese grandiose Idee gekommen war. Sie schrien nach einer eigenen Flugzeugkampagne, mit einem größeren Flugzeug nebst Flugzeughalle zum Unterstellen. Mr. Armstrong wies sie darauf hin, daß dies die Öffentlichkeit nur dazu bringen werde, die beiden Zigarettenmarken miteinander zu verwechseln, die sich in Qualität und Aussehen ohnehin schon zum Verwechseln ähnlich seien.
    «Sie sind alle gleich», sagte er zu Mr. Bredon, diesmal nicht auf die Zigaretten bezogen,

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