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Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Titel: Wimsey 09 - Mord braucht Reklame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Vorgesetzten», versetzte Konstabler Eagles eigensinnig. Sein Vater und seine Schwester hatten hohe Positionen in der Heilsarmee inne, und er selbst fühlte sich auf diesem Gebiet zu Hause. «Wenn es dem Herrgott gefällt, Sie zum Sergeant zu machen, ist das eine Sache, aber der Sergeant nützt Ihnen gar nichts, wenn Sie mal vor ihm stehen und sich dafür verantworten müssen, daß Sie ihm wegen der Bücklinge Vorschriften machen wollen. Vor seinen Augen sind Sie und ich überhaupt nur Würmer, mit gar keinen Gräten.»
    «Hören Sie auf von Würmern», sagte Sergeant Lumley. «Man redet nicht von Würmern, wenn einer gerade frühstückt. Da verdirbt man einem doch den Appetit. Und eines will ich Ihnen sagen, Eagles, ob Wurm oder nicht, wenn ich von Ihnen noch mehr solche Frechheiten höre – zum Kuckuck mit dem Telefon! Was hab ich Ihnen gesagt?»
    Er stapfte mit schweren Schritten zu dem schmuddeligen kleinen Kästchen, in dem das Telefon hing, und kam kurz darauf mit grimmig triumphierender Miene zurück.
    «Das war er. Jetzt ist er in Kensington. Gehen Sie mal raus und besorgen Sie ein Taxi, während ich hier die Rechnung bezahle.»
    «Wären wir mit der U-Bahn nicht schneller?»
    «Die haben Taxi gesagt, also holen Sie jetzt gefälligst
    ein Taxi», sagte Sergeant Lumley. Während Eagles das Taxi holen ging, ergriff der Sergeant schnell die Gelegenheit, seinen Bückling aufzuessen und sich wenigstens auf diese Weise für die Niederlage im Religionsstreit zu entschädigen. Das besserte seine Laune so sehr, daß er sich damit einverstanden erklärte, von der nächsten erreichbaren Station aus die U-Bahn zu nehmen, und so begaben sie sich in relativer Harmonie bis zum U-Bahnhof South Kensington und von da zu dem Ort, den ihnen Hector Puncheon bezeichnet hatte, nämlich zum Eingang des Naturhistorischen Museums.
    In der Eingangshalle war niemand zu sehen, der Hector Puncheon auch nur entfernt ähnlich gesehen hätte.
    «Wahrscheinlich ist er schon wieder fort?» mutmaßte Konstabler Eagles.
    «Wahrscheinlich», antwortete der Sergeant. «Da kann man nichts machen. Ich hab ihm gesagt, er soll in diesem Fall hier anrufen oder im Yard Bescheid geben. Mehr kann ich ja wohl nicht tun, oder? Am besten gehe ich mal rund, und Sie setzen sich hier hin und sehen, ob die wieder rauskommen. Wenn sie rauskommen, hängen Sie sich an den einen dran und sagen Puncheon, er soll hier auf mich warten. Und passen Sie bloß auf, daß der Kerl Sie nicht mit Puncheon reden sieht. Und wenn sie rauskommen und Sie sehen mich hinterherkommen, hängen Sie sich hintendran, bleiben aber außer Sichtweite, klar?»
    Mr. Eagles sah völlig klar, denn schließlich kannte er seine Pflichten ebensogut wie Sergeant Lumley. Aber noch regte der Wurm sich in des Sergeant Brust. Mr. Eagles schlenderte hinüber zu einer Vitrine mit Kolibris und betrachtete sie mit ungeteiltem Interesse, während Mr. Lumley schwer die Treppe hinaufstapfte und sich bemühte, wie ein Tourist aus der Provinz auszusehen.
    Mr. Eagles stand schon zehn Minuten in der Eingangshalle und hatte die Kolibris fast alle durch, als er im spiegelnden Glas der Vitrine etwas sah, was ihn veranlaßte, sich ein wenig zur Seite zu drehen, so daß er die Treppe im Blickfeld hatte. Dort kam soeben eine stattliche Person in Mantel und Zylinder langsam herunter, eine Hand tief in der Manteltasche, während die andere lässig an seiner Seite baumelte. Konstabler Eagles sah an ihm vorbei die Treppe hinauf, aber weder von Sergeant Lumley noch von Hector Puncheon war etwas zu sehen, und im ersten Moment war der Konstabler unsicher. Dann fiel ihm etwas ins Auge. In der linken Manteltasche des Herrn steckte ein zusammengefalteter Morning Star.
    Nun ist es eigentlich nichts Besonderes, einen Herrn mit einem Morning Star zu sehen. Die Leser dieses großen Blattes schreiben regelmäßig an die Redaktion und liefern Statistiken, wie viele Fahrgäste des Acht-Uhr-fünfzehnZuges den Morning Star anderen Zeitungen vorziehen, und ihre Briefe werden abgedruckt, damit jeder sie lesen kann. Nichtsdestoweniger entschloß sich Konstabler Eagles, das Wagnis einzugehen. Er kritzelte rasch eine Nachricht auf die Rückseite eines Umschlags und ging damit zum Portier.
    «Wenn Sie meinen Freund sehen, der mit mir hier he
    reingekommen ist», sagte er, «geben Sie ihm das bitte und sagen Sie ihm, ich kann nicht länger warten. Ich muß wieder an meine Arbeit.»
    Aus dem Augenwinkel beobachtete er, wie der Herr im Mantel

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