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Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Titel: Wimsey 09 - Mord braucht Reklame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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sagte Wimsey, «deine grauen Zellen scheinen heute nicht so zu funktionieren, wie sie sollten. Bist du müde von der Arbeit? Leidest du unter Stumpfheit und Lethargie nach dem Essen? Versucht mal mit Brausefrisch, der belebenden, entschlackenden Kräutersalzlösung. Manche Zufälle sind zu zufällig, um wahr zu sein. Wenn ein Herr das Schneideretikett aus seinem Frack entfernt und sich die Mühe macht, das Etikett des Hutes mit einem Rasiermesser aus dem Schweißband seines Zylinders zu trennen, danach ohne ersichtlichen Grund in Frack und Zylinder zu unchristlicher Morgenstunde von Finchley nach South Kensington ins Museum hüpft, hat er etwas zu verbergen. Wenn er dann noch seinem merkwürdigen Betragen die Krone aufsetzt, indem er ohne den kleinsten sichtbaren Anlaß vor einen Zug stürzt, muß noch jemand anderes ein Interesse daran haben, genau dasselbe zu verbergen. Und je mehr dieser Jemand bei dem Unternehmen riskiert, desto sicherer kannst du annehmen, daß es sich um etwas handelt, was das Verbergen lohnt.»
    Parker sah ihn an und grinste sich eins.
    «Du bist ein großer Kombinierer, Peter. Wärst du überrascht, zu hören, daß du nicht der einzige bist?»
    «Nein, gar nicht. Du verschweigst mir doch etwas! Was ist es? Ein Zeuge des tätlichen Angriffs? Jemand, der auf dem Bahnsteig war? Jemand, dem du zuerst nicht recht glauben wolltest? Du alter Geheimniskrämer, ich sehe es deinem Gesicht an. Jetzt aber raus damit – wer war's? Eine Frau. Eine hysterische Frau. Eine hysterische alte Jungfer. Habe ich recht?»
    «Hol dich der Kuckuck, ja.»
    «Dann los. Erzähl schon.»
    «Also, als Eagles auf dem Bahnsteig die Zeugenaussagen aufnahm, waren sich alle einig, daß Mountjoy ein paar Schritte an Garfield vorbeigegangen und plötzlich getaumelt sei; daß Garfield ihn am Arm gepackt habe und beide gemeinsam gestürzt seien. Aber diese Frau, eine Miss Eliza Tebbutt, 52 Jahre alt, ledig, Haushälterin, wohnhaft in Kensington, will ein paar Schritte weiter als die beiden gestanden und deutlich gehört haben, wie jemand ‹mit furchtbarer Stimme› sagte: ‹Rausch weg, du bist dran !› Daß Mountjoy augenblicklich wie vom Blitz getroffen stehenblieb und daß Garfield ‹mit schrecklichem Gesicht› ihn am Arm packte und zu Fall brachte. Es erhöht vielleicht dein Vertrauen in die gute Dame, wenn du erfährst, daß sie ein Nervenleiden hat, schon einmal im Irrenhaus war und überzeugt ist, daß Garfield ein prominentes Mitglied einer Bande ist, die das Ziel hat, alle Engländer zu ermorden und in Großbritannien eine jüdische Vorherrschaft zu errichten.»
    «Bleib mir mit diesem Quatsch vom Leibe. Aber wenn jemand fixe Ideen hat, muß er deswegen noch nicht grundsätzlich unrecht haben. Sie hat sich vielleicht ein Großteil von alldem eingebildet oder frei erfunden, aber so etwas Idiotisches wie ‹Rausch weg› kann sie sich weder eingebildet noch erfunden haben, das war nämlich eindeutig ein Hörfehler für ‹Mountjoy›. Garfield ist dein Mann – wenn ich auch zugeben muß, daß ihm schwer etwas nachzuweisen sein wird. Aber wenn ich du wäre, würde ich mal eine Haussuchung bei ihm machen – falls es dafür nicht schon zu spät ist.»
    «Ich fürchte, es ist zu spät. Wir haben eine Stunde gebraucht, bis wir aus dieser Miss Tebbutt etwas halbwegs Vernünftiges herausbrachten, und in der Zwischenzeit hatte der tapfere Dr. Garfield natürlich schon zu Hause und in seiner Praxis angerufen, um zu erklären, was ihm passiert war. Trotzdem werden wir ein Auge auf ihn haben. Aber am meisten interessiert uns im Augenblick Mountjoy. Wer war dieser Mann? Was trieb er? Warum mußte er aus dem Weg geräumt werden?»
    «Was er trieb ist ziemlich klar. Er war im Rauschgift
    handel tätig und wurde beseitigt, weil er so dumm gewesen war, sich von Puncheon erkennen und beschatten zu lassen. Jemand muß ihn beobachtet haben; diese Bande scheint jeden Schritt ihrer Mitglieder zu überwachen. Oder der unglückselige Mountjoy hat womöglich um Hilfe gebeten, und da hat man ihm aus der Welt geholfen, weil damit das ganze Problem am schnellsten aus der Welt war. Schade, daß Puncheon noch nicht reden kann – er könnte uns sagen, ob Mountjoy auf seiner Irrfahrt quer durch die Stadt einmal von irgendwoher angerufen oder mit jemandem gesprochen hat. Jedenfalls hatte er einen Fehler gemacht, und Leute, die Fehler machen, dürfen nicht weiterleben. Am seltsamsten von allem erscheint es mir ja, daß du nichts von irgendwelchen

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