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Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Titel: Wimsey 09 - Mord braucht Reklame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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keine Luft mehr; bei einem Blick über die Schulter sah er, wie Tallboy sich nach dem Ball bückte. «Nein!» keuchte er und blieb wie angewurzelt stehen. Der andere sah, was sich anbahnte, und machte kehrt. Tallboy ignorierte Haagedorns und Garretts verzweifeltes Gestikulieren; jetzt wollte er's wissen. Statt den Ball an Garret weiterzuspielen, schleuderte er ihn von da, wo er stand, direkt auf das ungeschützte Wicket zu. Der Ball pfiff durch die Luft und warf die Hölzer um, während der Schlagmann, der noch über einen Meter von seiner Aufstellungslinie entfernt war, in einem verzweifelten Versuch, zu retten, was zu retten war, das Schlagholz von sich warf und längelang auf den Bauch flog.
    «Oh, wunderbar, wunderbar!» jubilierte der alte Mr. Brotherhood. «Gut gemacht, Sir, gut gemacht!»
    «Das war aber gut gezielt!» sagte Miss Parton.
    «Was ist denn mit Ihnen los, Bredon?» fragte Ingleby, als die Mannschaft sich dankbar bei den Wickets versammelte, um auf den nächsten Schlagmann zu warten. «Sie sind ja ganz weiß. Sonnenstich?»
    «Zuviel Licht in den Augen», sagte Bredon.
    «Na, machen Sie sich nichts daraus», riet ihm Ingleby. «Von jetzt an haben wir nicht mehr viel Mühe mit ihnen. Tallboy ist der Held des Tages. Alle Achtung vor ihm.»
    Bredon fühlte eine leichte Übelkeit.

    Die restlichen Schlagmänner von Brotherhood brachten nichts Erwähnenswertes mehr zuwege und verließen schließlich mit 114 Läufen das Feld. Um vier Uhr, nach einem spektakulären Abwurf, schickte Mr. Tallboy wieder seine Schlagmänner in die Schlacht, konfrontiert mit der schweren Aufgabe, 171 Läufe erzielen zu müssen, um zu siegen.
    Um halb sechs sah es durchaus noch so aus, als ob das
    zu schaffen wäre. Die ersten vier Schläger kamen auf 79, bevor sie abgeworfen wurden. Dann versuchte Mr. Tallboy einen Lauf zu holen, wo es keinen Lauf zu holen gab, und mußte mit ganzen sieben ausscheiden, und unmittelbar danach hieb der kraftstrotzende Mr. Pinchley, ungeachtet der eindringlichen Ermahnungen seines Kapitäns, sich vorzusehen, den Ball genau in die Hände von Linksvorn. Jetzt war der Wurm drin. Mr. Miller mauerte gewissenhaft zwei Wechsel lang, Mr. Beeseley erzielte mühsame sechs Läufe und verlor dann sein Wicket an den Herrn mit den Aufsetzern. Mit 92 Läufen und nur noch drei Schlagmännern, von denen einer der wohlmeinende, aber unfähige Mr. Haagedorn war, schien an der Niederlage kein Weg mehr vorbeizuführen.
    «Na ja», meinte Mr. Copley griesgrämig, «es ist immer noch besser als voriges Jahr. Da haben sie uns um etwa sieben Wickets geschlagen. Hab ich nicht recht, Mr. Tallboy?»
    «Nein», sagte Mr. Tallboy.
    «Entschuldigung, ich bin mir ganz sicher», sagte Mr. Copley.
    «Vielleicht war's aber auch das Jahr davor. Sie müßten es ja wissen, denn ich glaube, Sie waren beide Male Kapitän.»
    Mr. Tallboy beendete die Diskussion um Statistiken, indem er zu Mr. Bredon sagte: «Um halb sieben ist Schluß; versuchen Sie bis dahin durchzuhalten, wenn's geht.»
    Mr. Bredon nickte. Das paßte ihm ausgezeichnet. Ein hübsches, ruhiges, defensives Spiel war das am wenigsten charakteristische für Lord Peter Wimsey. Er begab sich gemächlich ans Wicket, vergeudete ein paar kostbare Minuten mit der Aufstellung und stellte sich mit einer Miene höflicher Erwartung den Werfern.
    Alles wäre wahrscheinlich nach Plan gegangen, wäre nicht der Werfer am gartenseitigen Ende ein Mann mit einer Eigentümlichkeit gewesen. Er begann seinen Anlauf irgendwo in der dunstigen blauen Ferne, stürmte bis auf einen Meter an das gartenseitige Wicket heran, bremste, machte einen Luftsprung und feuerte dann mit einer Bewegung, die an Radschlagen erinnerte, einen mittellangen, mittelschnellen, harmlos geraden Ball von phantasieloser, aber untadeliger Zielgenauigkeit ab. Als er dieses Manöver zum zweiundzwanzigstenmal vollführte, rutschte er beim Luftsprung aus, landete in einer Art Spagat, erhob sich humpelnd und rieb sich das Bein. Infolgedessen wur de er herausgenommen, und an seine Stelle kam Simmonds, der Teufelswerfer.
    Der Rasen zwischen den Wickets war inzwischen nicht nur glatt und schnell, sondern auch uneben geworden. Mr. Simmonds' dritter Wurf prallte bösartig von einem Stückchen nackter Erde hoch und traf Mr. Bredon schmerzhaft am Ellbogen.
    Nichts läßt einen Mann so schön rot sehen wie ein kräftiger Schlag auf den Musikantenknochen, und so geschah es in diesem Augenblick, daß Mr. Death Bredon plötzlich sich,

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