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Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Titel: Wimsey 09 - Mord braucht Reklame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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etwas darauf einbilde. Außerdem mag ich rote Haare. Tun Sie's mir zu Gefallen, Mrs. Johnson, geben Sie dem Kind seine tödliche Waffe zurück.»
    «Na ja», lenkte Mrs. Johnson ein. «Also, ich werde sie Ihnen geben, Mr. Bredon, und wenn nachher wieder ein Fenster kaputt ist, sind Sie dafür verantwortlich. Kommen Sie nach dem Tee kurz zu mir. Aber jetzt muß ich mich auch mal mit dem anderen Neuen unterhalten gehen.»
    Sie eilte geschäftig davon – zweifellos, um Mr. Newbolt,
    Mr. Hamperley, Mr. Sidebotham, Miss Griggs und Mr. Woodhurst von den Verschrobenheiten dieser Texter zu berichten. Die Teestunde näherte sich dem festgesetzten Ende, und Mr. Pym, den Blick auf dem Zifferblatt der auf Greenwich-Zeit synchronisierten elektrischen Uhr an der Wand, strebte der Tür zu, ein nichtssagendes, der Allgemeinheit geltendes Lächeln auf den Lippen. Die zwanzig Auserwählten, von ihrem Leiden erlöst, folgten ihm auf den Korridor hinaus. Mrs. Johnson entdeckte neben sich Mr. Bredons schlanke Gestalt in demütig gebeugter Haltung.
    «Soll ich mir die Schleuder nicht lieber gleich holen kommen, bevor wir es beide vergessen?»
    «Wenn Sie wollen; Sie haben es aber eilig», meinte Mrs. Johnson.
    «So verlängere ich mir den Genuß Ihrer Gesellschaft um ein paar Minuten», sagte Mr. Bredon.
    «Sie sind mi r ein Schmeichler», sagte Mrs. Johnson, gar nicht unangenehm berührt. Schließlich war sie nicht so sehr viel älter als Mr. Bredon, und dralle Witwenschaft hatte auch ihre Reize. Sie führte ihn die Treppe hinauf in die Versandabteilung, holte einen Schlüsselbund aus ihrer Handtasche und schloß eine Schublade auf.
    «Ich sehe, Sie passen gut auf Ihre Schlüssel auf. Geheimnisse in der Schublade und so, wie?»
    «Nur die Portokasse, sonst nichts», sagte Mrs. Johnson, «und so dies und das, was ich konfiszieren mußte. Das heißt nicht, daß keiner an die Schlüssel herankäme, wenn er's darauf anlegte, denn ich lasse meine Handtasche öfter mal auf dem Schreibtisch stehen. Aber die Jungen, die wir hier haben, sind alle sehr ehrlich.»
    Sie nahm ein Löschblatt und eine Geldkassette aus der Schublade und begann in deren hinterem Teil herumzukramen. Mr. Bredon hielt sie davon ab, indem er seine linke Hand auf die ihre legte.
    «Was für einen schönen Ring Sie da tragen!»
    «Gefällt er Ihnen? Er gehörte meiner Mutter. Granat, wie Sie sehen. Altmodisch, aber hübsch, finden Sie nicht auch?»
    «Wirklich ein sehr hübscher Ring, passend zu Ihrer Hand», erklärte Mr. Bredon galant. Geistesabwesend behielt er ihre Hand in der seinen. «Gestatten Sie?» Damit schob er seine rechte Hand in die Schublade und holte die Schleuder heraus. «Das also scheint das Zerstörungswerkzeug zu sein – eine gute, kräftige Schleuder, das sieht man auf den ersten Blick.»
    «Haben Sie sich in den Finger geschnitten, Mr. Bredon?»
    «Ach, nichts weiter; ich bin mit dem Taschenmesser ausgerutscht, und die Wunde ist wieder aufgegangen. Aber ich glaube, sie hat jetzt zu bluten aufgehört.»
    Mr. Bredon wickelte das Taschentuch von seiner rechten Hand, legte es gedankenlos um die Schleuder und steckte beides in die Tasche. Mrs. Johnson inspizierte den Finger, den er ihr hinstreckte.
    «Da sollten Sie lieber ein Heftpflaster drauftun», erklärte sie.
    «Warten Sie einen Augenblick, ich hole Ihnen eins aus dem Verbandsschränkchen.» Sie nahm ihren Schlüsselbund und entfernte sich. Mr. Bredon sah sich leise durch die Zähne pfeifend um. Auf einer Bank an der gegenüberliegenden Wand des Zimmers saßen vier Botenjungen und warteten, bis jemand sie zu irgendeiner Besorgung losschickte. Zwischen ihnen fiel ein roter Haarschopf auf, der gebannt über den Seiten des neuesten Sexton Blake hing.
    «Rotfuchs!»
    «Ja, Sir?»
    Der Junge kam angesprungen und baute sich erwartungsvoll vor dem Schreibtisch auf.
    «Wann hast du heute Feierabend?»
    «Gegen Viertel vor sechs, Sir, wenn wir die Briefe runtergebracht und hier aufgeräumt haben, Sir.»
    «Komm doch dann mal in mein Zimmer. Ich hab eine kleine Arbeit für dich. Du brauchst aber niemandem etwas davon zu sagen. Es ist eine Privatangelegenheit.»
    «Ja, Sir.» Rotfuchs grinste verständnisinnig. Ein Brief
    chen an eine junge Dame, sagte ihm seine Erfahrung. Mr. Bredon winkte ihn auf die Bank zurück, als Mrs. Johnsons Schritte näher kamen.
    Das Heftpflaster wurde an die vorgesehene Stelle geklebt.
    «Und nun», meinte Mrs. Johnson kokett, «müssen Sie aber schnell weglaufen, Mr. Bredon. Ich

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