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Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Titel: Wimsey 09 - Mord braucht Reklame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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diesem Hause noch immer Mitarbeiter gibt, die ich höchstens vom Sehen kenne. Welches von den vielen fröhlichen Gesichtern, die ich dauernd durch die Gänge huschen sehe, gehört Mr. Binns?»
    «Ich glaube kaum, daß Sie ihn schon mal gesehen haben», sagte Miss Rossiter. «Er hilft Mr. Spender im Archiv. Sie können ja irgendwann mal hingehen und sich ein paar alte Nummern einer obskuren Zeitschrift heraussuchen lassen, dann wird man Mr. Binns danach schicken. Auf Spiele aller Art versteht er sich wie kein zweiter.»
    «Außer Bridge», schränkte Mr. Daniels stöhnend ein. «Ich hatte ihn bei einem Turnier als Partner gezogen – Sie erinnern sich vielleicht noch, Miss Rossiter, das war bei der Weihnachtsfeier vor drei Jahren, da hat er einen ‹3 Ohne› geboten, mit dem blanken Pik-As und fünf Herzen zu König und Dame –»
    «Was Sie für ein Gedächtnis haben, Mr. Daniels! Diesen ‹3 Ohne› werden Sie ihm nie vergeben und vergessen. Armer Mr. Binns! Mr. Dean muß ihm sehr fehlen – sie sind oft zusammen zum Lunch gegangen.»
    Mr. Bredon schien dieser Bemerkung mehr Aufmerksamkeit zu schenken, als sie verdiente, denn er sah Miss Rossiter an, als wollte er sie jeden Moment etwas fragen, aber da wurde das Konklave durch die hinzukommende Mrs. Johnson gestört, die es nun, nachdem sie den Tee ausgeschenkt und die Kanne der Kantinenköchin übergeben hatte, an der Zeit fand, sich in den geselligen Teil der Veranstaltung zu stürzen. Sie war eine beleibte, stattliche Witwe mit auffallend fülligem kastanienbraunem Haar und rötlichem Teint, und daß eine Frau von solch königlicher Anmut nicht mit ihrem Charme geizte, sollte niemand wundernehmen.
    «Na, na», sagte sie strahlend, «und wie geht es unserem Mr. Daniels heute?»
    Mr. Daniels, der diese Anredeform seit fast zwölf Jahren ertrug, machte gute Miene und begnügte sich mit der Antwort, daß es ihm leidlich gehe.
    «Sie sind zum erstenmal auf einer unserer monatlichen Gesellschaften, Mr. Bredon», fuhr die Witwe fort. « Ei gentlich sollen Sie dabei die übrige Belegschaft kennen lernen, aber wie ich sehe, haben Sie sich noch nicht weit von Ihrer eigenen Abteilung fortgewagt. Aber so ist das – wir rundlichen Vierziger –» hier mußte Mrs. Johnson kichern – «können von den Herren der Schöpfung nicht mehr die gleiche Aufmerksamkeit erwarten wie diese jungen Dinger.»
    «Ich versichere Ihnen», erwiderte Mr. Bredon, «daß nichts als mein übergroßer Respekt vor Ihrer Autorität mich bisher davon abgehalten hat, Ihnen meine aufdringlichen Huldigungen darzubringen. Die Wahrheit ist, daß ich etwas ausgefressen habe und fürchte, von Ihnen eins auf die Finger zu bekommen, wenn Sie es erfahren.»
    «Nur wenn Sie mir meine Jungen verderben», antwortete Mrs. Johnson. «Diese Lausebengel! Sowie man ihnen den Rücken kehrt, haben sie nichts als Unfug im Sinn. Stellen Sie sich vor, dieser kleine Bengel, den sie alle Rotfuchs nennen, hat doch neulich sein Jo-Jo mit zur Arbeit gebracht und in der Mittagspause ‹Um die Welt› geübt und dabei das Fenster im Aufenthaltsraum der Jungen eingeschlagen. Aber das wird ihm vom Lohn abgezogen!»
    «Wenn ich ein Fenster kaputtmache, werde ich es bezahlen», versprach Mr. Bredon artig. «Ich werde kommen und sagen: ‹Ich war's – ich tat's mit meiner kleinen Schleuder.›»
    «Schleuder!» rief Mrs. Johnson. «Davon kann ich schon bald nichts mehr hören. Dieser Rotfuchs, noch keinen Monat ist es her – aber ich hab ihm gesagt, er soll sich nur ja nicht noch einmal von mir damit erwischen lassen!»
    Mr. Bredon holte mit schuldbewußt hochgezogenen Brauen sein Spielzeug hervor.
    «Sie waren an meinem Schreibtisch, Mr. Bredon!»
    «Ganz bestimmt nicht – das würde ich nie wagen!» begehrte der Beschuldigte auf. «Ich wäre viel zu reinen Sin nes, um in den Schreibtisch einer Dame einzubrechen.»
    «Das will ich auch hoffen», sagte Mr. Daniels. «Mrs. Johnson bewahrt dort nämlich ihre ganze Verehrerpost auf.»
    «Jetzt ist es aber genug, Mr. Daniels. Nein, ich hatte im ersten Moment wirklich gedacht, es sei Joes Schleuder, aber jetzt sehe ich, daß sie ein wenig anders aussieht.»
    «Haben Sie etwa immer noch die Schleuder dieses armen Jungen? Sie sind eine hartherzige Frau!»
    «Das muß ich sein.»
    «Unser aller Pech», sagte Mr. Bredon. «Sagen Sie, könnten Sie dem Jungen die Schleuder nicht zurückgeben? Er gefällt mir nämlich. Er sagt immer in einem Ton ‹Guten Morgen, Sir›, daß ich mir richtig

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