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Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Titel: Wimsey 09 - Mord braucht Reklame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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werden?»
    «Hier im Haus ist aber nichts kaputtgegangen, seit Mrs. Johnson meine Schleuder hat, bloß das Fenster, und das war ja ich mit dem Jo-Jo. Und wenn einer von den anderen Jungen sich die Schleuder genommen hätte, Sir, der hätte bestimmt nicht an die Fingerabdrücke gedacht.»
    «Das weiß man nie. Vielleicht hat er Einbrecher gespielt und der Spannung wegen die Fingerabdrücke abgewischt, wenn du verstehst, wie ich das meine.»
    «Ja, Sir», meinte Rotfuchs wenig überzeugt.
    «Vor allem wenn er etwas richtig Schlimmes damit angerichtet hätte. Aber es könnte auch nicht nur wegen des Nervenkitzels gewesen sein. Ist dir eigentlich klar, Joe, daß man mit so einem Ding ohne weiteres jemanden umbringen kann, wenn man ihn an der richtigen Stelle trifft?»
    «Einen umbringen? Wirklich, Sir?»
    «Ich würde es jedenfalls nicht gern darauf ankommen lassen. Der Kater deiner Tante war doch tot, nicht?»
    «Ja, Sir.»
    «Das waren neun Leben auf einen Streich, Rotfuchs, und ein Mensch hat nur eines. Bist du vollkommen sicher, mein Junge, daß an dem Tag, an dem Mr. Dean die Treppe hinuntergefallen ist, hier niemand mit dieser Schleuder herumgeschlichen ist?»
    Rotfuchs wurde zuerst rot, dann blaß, aber offenbar nur vor Aufregung. Sein Stimmchen klang ganz heiser, als er antwortete.
    «Nein, Sir. Ich will tot umfallen, Sir, wenn ich einen damit gesehen habe. Meinen Sie, daß einer Mr. Dean erschossen hat, Sir?»
    «Detektive ‹meinen› nie etwas», antwortete Mr. Bredon tadelnd. «Sie sammeln Fakten und ziehen daraus Schlüsse – Gott verzeih mir!» Die letzten drei Worte waren ein geflüstertes Lippenbekenntnis zur Wahrheit. «Kannst du dich erinnern, wer zufällig in der Nähe gewesen oder vorbeigegangen sein könnte, als Mrs. Johnson dir die Schleuder wegnahm und sie in die Schublade legte?»
    Rotfuchs überlegte.
    «Das kann ich so nicht sagen, Sir. Ich war gerade die Treppe raufgekommen in den Versand, da hat sie das Ding gesehen. Sie war nämlich hinter mir, Sir, und es hat so aus der Tasche rausgestanden. Die ganze Treppe rauf hat sie mit mir geschimpft, Sir, und wie wir oben waren, hat sie mir die Schleuder abgenommen und mich mit dem Korb wieder runtergeschickt zu Mr. Hornby. Ich hab gar nicht gesehen, was sie damit gemacht hat. Aber vielleicht einer von den anderen Jungen. Ich hab natürlich trotzdem gewußt, daß sie da drin war, denn alles, was sie konfilziert – »
    «Konfisziert.»
    «Ja, Sir – konfisziert, kommt da rein. Aber ich kann ja mal rumfragen, Sir.»
    «Verrate aber niemandem, warum du fragst.»
    «Nein, Sir. Kann ich nicht sagen, ich glaube, daß einer sie sich ausgeliehen und mir das Gummi kaputtgemacht hat?»
    «Das ginge schon, vorausgesetzt –»
    «Ja, Sir. Ich muß daran denken, das Gummi kaputtzumachen.»
    Mr. Bredon, der sich heute nachmittag schon im heiligen Dienste des schönen Scheins eine Taschenmesserspitze in den Finger gestochen hatte, lächelte liebevoll auf Rotfuchs-Joe hinab.
    «Du bist ein Partner, auf den man stolz sein kann», sagte er.
    «Aber noch etwas. Du erinnerst dich doch an den Tag, an dem Mr. Dean gestorben ist. Wo warst du um die Zeit?»
    «Da hab ich im Versand auf der Bank gesessen, Sir. Ich hab ein Alibi.» Er grinste.
    «Versuch mal für mich herauszukriegen, wer alles sonst noch ein Alibi hat.»
    «Ja, Sir.»
    «Das ist ein Haufen Arbeit, fürchte ich.»
    «Ich werde mein Bestes tun, Sir. Ich werde mir schon was ausdenken, Sir, keine Bange. Das ist leichter für mich als für Sie, das sehe ich ein, Sir. Übrigens, Sir –»
    «Ja?»
    «Sind Sie von Scotland Yard?»
    «Nein, ich bin nicht von Scotland Yard.»
    «Oh! Entschuldigen Sie die Frage, Sir. Aber ich hab gedacht, wenn Sie von Scotland Yard wären, könnten Sie – entschuldigen Sie, Sir –, aber dann hätten Sie vielleicht ein gutes Wort für meinen Bruder einlegen können.»
    «Das kann ich vielleicht auch so, Joe.»
    «Danke, Sir.»
    «Ich habe dir zu danken», sagte Mr. Bredon mit der Höflichkeit, die ihn stets auszeichnete. «Und keine Silbe, klar?»
    «Aus mir kriegen keine zehn Pferde nix raus», erklärte Rotfuchs mit einer Entschiedenheit, die ihn schlagartig alle Grammatik vergessen ließ, die eine fürsorgliche Nation ihm auf Steuerzahlers Kosten eingepaukt hatte. «Keine zehn wilden Pferde kriegen aus mir nix raus, wenn ich nich will, das geb ich Ihnen schriftlich.»
    Er rannte davon. Mrs. Crump, die eben mit ihrem Besen über den Korridor kam, wunderte sich, ihn noch im Haus

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