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Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Titel: Wimsey 09 - Mord braucht Reklame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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sehe, daß Mr. Tallboy mir wieder etwas zu tun bringt, und ich habe noch 50 Klischees zu verpacken und zu versenden.»
    «Hier, das muß ganz dringend in die Druckerei», sagte Mr. Tallboy, der sich mit einem großen Umschlag in der Hand näherte.
    «Cedric!» rief Mrs. Johnson.
    Ein Junge kam angerannt. Ein anderer, der von der Treppe kam, lud einen großen, flachen Korb voller Druckstöcke auf dem Schreibtisch ab. Das Zwischenspiel war vorüber. Mrs. Johnson wandte sich entschlossen der wichtigen Aufgabe zu, dafür zu sorgen, daß der richtige Druckstock an die richtige Zeitung abging und daß sie alle sicher in Wellpappekartons verpackt und korrekt frankiert wurden.
    Punkt Viertel vor sechs meldete sich Joe, der Rotfuchs, in Mr. Bredons Büro. Das Haus war schon fast leer; die Reinemachefrauen hatten ihre Runde begonnen, und das Klappern von Eimern, das Platschen von Wasser und Seife und das Heulen der Staubsauger hallte durch die verlassenen Korridore.
    «Komm rein, Joe. Ist das deine Schleuder?»
    «Ja, Sir.»
    «Die ist gut. Selbstgemacht?»
    «Ja, Sir.»
    «Schon viel damit geschossen?»
    «Es geht, Sir.»
    «Möchtest du sie wiederhaben?»
    «O ja, bitte, Sir.»
    «Gut, aber laß im Augenblick noch die Finger davon. Erst möchte ich mal sehen, ob du ein Junge bist, dem man eine Schleuder anvertrauen kann.»
    Rotfuchs grinste ein wenig verschämt.
    «Warum hat Mrs. Johnson sie dir weggenommen?»
    «Wir sollen so was nicht in der Uniformtasche herumtragen, Sir. Mrs. Johnson hat mich erwischt, wie ich sie den anderen Jungen gezeigt habe, Sir, und hat sie konfilziert.»
    «Konfisziert.»
    «Konfisziert, Sir.»
    «Aha. Hast du hier im Haus damit herumgeschossen, Joe?»
    «Nein, Sir.»
    «Hm. Du bist aber der Schlaumeier, der das Fenster eingeschlagen hat, nicht?»
    «Ja, Sir. Aber das war nicht mit der Schleuder, Sir, das war mit dem Jo-Jo.»
    «Ganz recht. Weißt du genau, daß du hier im Haus nie mit einer Schleuder geschossen hast?»
    «Ja, Sir, noch nie, Sir.»
    «Wozu hast du das Ding überhaupt hierher mitgebracht?»
    «Also, Sir –» Rotfuchs stand verlegen auf einem Bein. «Ich hab doch den anderen erzählt, wie ich den Kater von meiner Tante Emily damit erschossen hab, Sir, und sie wollten sie mal sehen, Sir.»
    «Du bist ja ein gefährlicher Bursche, Joe. Nichts ist vor dir sicher. Kater, Fenster und alte Tanten – du erwischst sie alle, was?»
    «Ja, Sir.» Rotfuchs faßte die letzte Bemerkung als Scherz auf und gluckste vergnügt.
    «Wann hat dich denn dieser tragische Verlust ereilt?»
    «Meinen Sie Tante Emilys Kater, Sir?»
    «Nein, ich meine, wie lange ist es her, daß die Schleuder konfisziert wurde?»
    «Bißchen mehr als einen Monat muß das her sein, Sir.»
    «Also ungefähr Mitte Mai?»
    «Stimmt, Sir.»
    «Und seitdem hast du sie nicht mehr in der Hand gehabt?»
    «Nein, Sir.»
    «Hast du noch eine andere Schleuder?»
    «Nein, Sir.»
    «Hat einer von den anderen Jungen eine Schleuder?»
    «Nein, Sir.»
    «Oder irgend etwas anderes, womit man Steine verschießen kann?»
    «Nein, Sir. Wenigstens nicht hier, Sir. Tom Faggott hat eine Erbsenpistole zu Hause, Sir.»
    «Ich sagte Steine, nicht Erbsen. Hast du mit dieser oder einer anderen Schleuder jemals auf dem Dach geschossen?»
    «Hier auf dem Dach über den Büros, Sir?»
    «Ja.»
    «Nein, Sir.»
    «Oder weißt du es von jemand anderem?»
    «Nein, Sir.»
    «Bist du ganz sicher?»
    «Ich wüßte wirklich nicht, Sir.»
    «Nun paß mal auf, mein Junge. Ich habe den Eindruck, daß du ein gerader Kerl bist, der einen Kumpel nicht gern verpfeifen will. Bist du ganz sicher, daß es über diese Schleuder absolut nichts zu sagen gibt, was du zwar weißt, mir aber nicht erzählen möchtest? Das würde ich nämlich voll und ganz verstehen, und dann würde ich dir genau erklären, warum es trotzdem besser wäre, wenn du es mir sagtest.»
    Joe riß bestürzt die Augen ganz weit auf.
    «Ehrenwort, Sir», sagte er mit feierlichem Ernst, «ich weiß von gar keinen Schleudern was, nur daß Mrs. Johnson mir die hier weggenommen und in ihre Schublade gesperrt hat. Hand aufs Herz, und tot will ich umfallen, Sir.»
    «Schön. Was war das für ein Buch, in dem ich dich vorhin lesen sah?»
    Rotfuchs, dem diese komische Angewohnheit der Erwachsenen nicht fremd war, die Jugend nach allen Nebensächlichkeiten auszufragen, die ihnen gerade in den Sinn kamen, antwortete wie aus der Pistole geschossen:
    «Der blutrote Stern, Sir, über Sexton Blake; das ist nämlich ein

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