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Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Titel: Wimsey 09 - Mord braucht Reklame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Bemerkung und wandte sich an ihren Bruder.
    «Das wäre also alles, was ich dir darüber sagen kann; er kann sehr von Glück reden, daß er überhaupt noch lebt, und sollte dankbar sein, statt zu murren.»
    «Du würdest genauso murren, wenn du das Schlüsselbein gebrochen hättest», sagte Parker, «und Kopfschmerzen wie sonst was und ein Gefühl, als wenn dir eine Herde wilder Stiere auf dem Bauch herumgetrampelt wäre.»
    «Ich werde nie begreifen», meinte Wimsey, «was diese Polizisten immer für ein Theater wegen des kleinsten Wehwehchens machen. In dem Sexton Blake , den mein Freund Rotfuchs mir geliehen hat, wird der große Detektiv mit einem Bleirohr niedergeschlagen und sechs Stunden lang so zusammengeschnürt liegengelassen, daß die Fesseln ihm das Fleisch bis auf die Knochen durchschneiden; dann bringt man ihn in einer stürmischen Nacht mit einem Boot zu einem abgelegenen Haus an der Küste, wirft ihn eine Steintreppe hinunter in einen Steinkeller, wo er sich aber in dreistündiger Arbeit mit Hilfe einer zerbrochenen Weinflasche von seinen Fesseln befreien kann, bis der Bösewicht merkt, was sich da tut, und den Keller unter Gas setzt. In der 59. Minute der elften Stunde wird er durch einen überaus glücklichen Zufall gerettet, nimmt sich gerade so viel Zeit, um ein paar Schinkenbrote zu vertilgen und eine Tasse starken Kaffee hinunterzuschütten, und begibt sich sofort mit einem Flugzeug auf die lange Jagd nach den Mördern, wobei er noch auf die Tragfläche hinausklettern und mit einem Kerl kämpfen muß, der dort soeben an einem Seil gelandet ist und sich anschickt, eine Handgranate in die Pilotenkanzel zu werfen. So, und hier liegt mein eigener Schwager – ein Mann, den ich schon fast zwanzig Jahre kenne – und läßt sich in Verbände wikkeln und jammert und stöhnt, nur weil so ein Dreigroschenganove ihm auf seiner eigenen gemütlichen Treppe aufgelauert und eine Tracht Prügel verabreicht hat.»
    Parker grinste verdrießlich.
    «Ich zerbreche mir nur den Kopf darüber, wer das gewe
    sen sein könnte», sagte er. «Ein Einbrecher oder dergleichen war es nicht – es war ein geplanter Mordversuch. Die Glühbirne war vorsätzlich entfernt worden, und dann hat er sich stundenlang im Kohlenverschlag versteckt gehalten. Seine Fußspuren sieht man noch. Jetzt frage ich mich in Gottes Namen, wen ich mir derart zum Feind gemacht habe. Es kann eigentlich nicht Gentleman-Jim oder Hundskopf-Dan gewesen sein, denn das ist nicht ihr Stil. Wenn es vorige Woche passiert wäre, hätte es BoxerWally gewesen sein können – der arbeitet mit einem Totschläger –, aber den haben wir eben deswegen letzten Samstagabend im Limehouse auf Nummer Sicher gesetzt. Dann gibt's da noch so ein paar hoffnungsvolle Bürschchen, die mich auf dem Kieker haben, aber eigentlich traue ich es denen auch nicht ganz zu. Ich weiß lediglich, daß der Betreffende, egal wer's war, vor elf Uhr abends im Haus gewesen sein muß, denn da schließt der Hauswirt die Tür ab und löscht das Licht am Eingang. Er hätte höchstens einen Nachschlüssel haben müssen, aber das ist unwahrscheinlich. Leider war er nicht so entgegenkommend, uns etwas zu hinterlassen, woran wir ihn erkennen könnten, außer einem Bleistift von Woolworth.»
    «Ach, einen Bleistift hat er zurückgelassen?»
    «Ja – einen Drehbleistift – keinen hölzernen –, mach dir also keine Hoffnung, daß er uns einen schönen Abdruck seiner Schneidezähne oder so was geliefert hätte.»
    «Zeig mal her, zeig», drängte Wimsey.
    «Bitte sehr; wenn du willst, kannst du ihn dir ansehen. Ich habe ihn schon auf Fingerabdrücke untersucht, aber nicht viel gefunden – nur ein paar verschmierte Flecken. Unser Experte hat sie sich angesehen, kann aber offenbar nichts damit anfangen. Hol deinem kleinen Bruder doch mal den Drehbleistift, Mary. Ach ja, da fällt mir ein, daß ich einen Brief für dich habe, Peter.
    In meiner linken Manteltasche, Mary. Ich hatte ihn gerade erst aus dem Briefkasten genommen, kurz bevor es passierte.»
    Mary eilte davon und kam schon bald mit dem Drehbleistift und dem Mantel wieder.
    «Ich kann keinen Brief finden.»
    Parker nahm den Mantel und durchsuchte mit der noch einsatzfähigen Hand sorgfältig alle Taschen.
    «Komisch», sagte er. «Ich weiß genau, daß er da war. Einer von diesen feinen, langformatigen lila Umschlägen mit Goldrand und einer recht schwungvollen weiblichen Handschrift.»
    «Oho!» machte Wimsey. «Der Brief ist also weg?» Seine

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