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Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Titel: Wimsey 09 - Mord braucht Reklame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Augen schillerten vor Erregung. «Sehr bemerkenswert. Außerdem ist dieser Drehbleistift nicht von Woolworth, Charles, sondern von Darlings.»
    «Das hatte ich auch sagen wollen – ist ja das gleiche. So ein Ding kann jeder mit sich herumtragen.»
    «Ha!» rief Wimsey. «An dieser Stelle wird sich nun mein Spezialwissen bezahlt machen. Darlings verkaufen diese Bleistifte nämlich nicht, sie verschenken sie. Wer für mindestens ein Pfund bei ihnen kauft, bekommt so einen Bleistift als Prämie für gutes Betragen. Wie du siehst, steht da auch nicht nur ‹Darlings› darauf, sondern ein ganzer Werbespruch: Bei ‹DARLINGS GIBT'S ALLES, WAS GUT UND GAR NICHT TEUER IST.› (Übrigens eine von Pyms erfolgreichsten Schöpfungen.) Der Sinn der Sache ist, daß man jedesmal, wenn man etwas auf seinen Einkaufszettel schreibt, daran erinnert wird, wieviel sparsamer man wirtschaften kann, wenn man seinen Bedarf bei Darlings deckt. Und die haben wirklich was zu bieten», fuhr Seine Lordschaft geradezu begeistert fort. «Sie haben das Baukastensystem zu einer schönen Kunst entwickelt. Man kann auf einem Darlings-Stuhl sitzen, der aus lauter Einzelteilen für einen oder einen halben Shilling das Stück zusammengesetzt ist und von Patentstiften für 6 Pence das Hundert zusammengehalten wird. Wenn Onkel George sich draufsetzt und ein Bein abbricht, kauft man ein neues Bein und steckt es einfach fest. Wenn du dir mehr Wäsche kaufst, als in deine Darlings-Kommode paßt, nimmst du einfach die Deckplatte ab, kaufst dir für zweieinhalb Shilling ein zusätzliches Schubfach, baust es ein und setzt den Deckel wieder drauf. Alles schön numeriert und mit den besten Empfehlungen. Und wie gesagt, wenn du genug kaufst, schenken sie dir einen Drehbleistift dazu. Wer für mindestens 5 Pfund kauft, kriegt einen Füllfederhalter.»
    «Das hilft uns mächtig weiter», meinte Parker ironisch. «Einen Verbrecher zu identifizieren, der in den letzten fünf, sechs Monaten bei Darlings für mindestens ein Pfund was gekauft hat, dürfte eine Kleinigkeit sein.»
    «Nicht so voreilig; ich sprach von meinem Spezialwissen. Dieser Drehbleistift – ein tiefes Rot mit Goldbeschriftung, wie du siehst – kommt aus keiner Darlings-Filiale. Den gibt es nämlich noch gar nicht. Er kann nur von drei Stellen stammen: erstens vom Hersteller, zweitens von der Darlings-Hauptverwaltung, drittens von uns.»
    «Du meinst von Pyms Werbedienst?»
    «So ist es. Das ist nämlich ein ganz neuartiger Drehbleistift mit verbessertem Mechanismus. Die alten schoben die Mine nur vor, der hier zieht sie auch wieder zurück, wenn du an dem Dingsda drehst. Darlings waren so freundlich, uns sechs Dutzend davon zum Ausprobieren zu verehren.»
    Mr. Parker fuhr so ruckartig hoch, daß ein Schmerz ihm durch Kopf und Schulter zuckte und er laut aufstöhnte.
    «Ich halte es für höchst unwahrscheinlich», fuhr Lord Peter fort, «daß du einen Todfeind in der Drehbleistiftfabrik oder in der Hauptverwaltung von Darlings hast. Mir erscheint es viel plausibler, daß der Herr mit dem Totschläger oder Schlagring oder Sandsack oder Bleirohr, kurz, mit dem stumpfen Gegenstand, aus der Werbeagentur Pym kam, geleitet von der Adresse, die du mir in deiner gewohnt freundlichen Art als die meine auszugeben erlaubt hast. Als er meinen Namen säuberlich auf den zu Wohnung vier gehörigen Briefkasten geschrieben fand, ist er hoffnungsfroh die Treppe hinaufgestiegen, bewaffnet mit dem Totschläger, Schlag–»
    «Ich werde verrückt!» rief Lady Mary. «Soll das heißen, du Schuft, daß eigentlich du an Stelle meines armen, geschlagenen Mannes verwundet und verstümmelt hier liegen müßtest?»
    «Ich glaube ja», antwortete Wimsey mit Genugtuung. «Ich glaube es sogar ganz sicher. Erst recht, nachdem der Attentäter auch noch mit meiner Privatkorrespondenz abgezogen zu sein scheint. Ich weiß übrigens, von wem der Brief war.»
    «Von wem?» fragte Parker.
    «Von Pamela Dean, ist doch klar. Deine Beschreibung des Umschlags läßt keinen Zweifel offen.»
    «Von Pamela Dean? Der Schwester des Opfers?»
    «Du sagst es.»
    «Willis' Freundin?»
    «Genau.»
    «Aber wie soll er von diesem Brief gewußt haben?»
    «Ich glaube nicht, daß er davon wußte. Ich führe den Überfall eher darauf zurück, daß ich gestern beim Teekränzchen ein bißchen Reklame in eigener Sache gemacht habe. Ich habe nämlich aller Welt erzählt, daß ich auf dem Dach Schießübungen mit einer Schleuder veranstaltet habe.»
    «So?

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