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Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Titel: Wimsey 09 - Mord braucht Reklame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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konnte sein Gähnen nicht mehr unterdrücken, und der Chefinspektor schnauzte ihn an. Auf Fragen konnte er jedoch noch einigermaßen ausführlich über sein Tun und Lassen während der Nacht und des frühen Morgens berichten.
    «Sie können also», sagte Parker, nachdem er zu Ende erzählt hatte, «nicht mit Sicherheit angeben, wann Sie in den Besitz des Päckchens gekommen sind?»
    «Nein, kann ich nicht», antwortete Hector böse. Er kam nicht gegen das Gefühl an, daß es doch sehr klug von ihm gewesen war, überhaupt in den Besitz des Päckchens gekommen zu sein, und daß ihm alle Welt dafür irgendwie dankbar sein müsse. Statt dessen schienen diese Leute aber zu glauben, daß er für irgend etwas Vorwürfe verdiente.
    «Sie sagen, Sie haben es in der rechten Jackentasche gefunden. Haben Sie niemals vorher aus irgendeinem Grund die Hand in diese Tasche gesteckt?»
    «Muß ich wohl», sagte Hector. Er gähnte. «Aber ich kann mich nicht genau erinnern.» Er gähnte wieder; er war machtlos dagegen.
    «Was haben Sie für gewöhnlich in dieser Tasche?»
    «Dies und das», sagte Hector. Er faßte in die Tasche und holte ein buntes Sammelsurium daraus hervor – einen Bleistift, ein Döschen Streichhölzer, eine Nagelschere, ein Stück Bindfaden, einen Flaschenöffner für Kronkorken, einen Korkenzieher, ein sehr schmutziges Taschentuch und ein paar Krümel.
    «Wenn Sie sich erinnern könnten, ob Sie irgend etwas davon im Laufe der Nacht benutzt haben –» soufflierte Parker.
    «Ich muß das Taschentuch benutzt haben», sagte Hector, indem er es in ziemlicher Verlegenheit ansah. «Eigentlich hatte ich mir heute morgen ein frisches nehmen wollen. Hab ich sogar. Wo ist es denn? Ah, ja, in meiner Hosentasche. Hier. Aber natürlich», fügte er hilfsbereit hinzu, «ist das nicht der Anzug, den ich gestern nacht anhatte. Da hatte ich meine alte Tweedjacke an. Ich muß das alte Taschentuch zusammen mit den anderen Sachen in diese Tasche umgeräumt haben, statt es in den Wäschekorb zu tun. Ich weiß, daß es dasselbe ist, das ich bei der Brandstelle bei mir hatte. Sehen Sie sich nur mal den Ruß an.»
    «Sehr richtig», sagte Parker, «aber können Sie sich erinnern, wann Sie das Taschentuch letzte Nacht benutzt haben? Wenn Sie irgendwann in die Tasche gefaßt haben, kann Ihnen dieses Päckchen doch kaum entgangen sein, falls es schon da war.»
    «O doch», erwiderte Hector strahlend. «So was würde ich nicht merken. Ich habe immer so viel Zeug in meinen Taschen. Da kann ich Ihnen leider nicht helfen, fürchte ich.»
    Wieder packte ihn ein fürchterlicher Gähnanfall. Er unterdrückte ihn mannhaft, aber das Gähnen erzwang sich schmerzhaften Ausgang durch die Nase und zerriß ihm unterwegs fast die Trommelfelle. Parker musterte böse sein verzerrtes Gesicht.
    «Versuchen Sie mit Ihren Gedanken bei dem zu bleiben, was ich Sie frage, Mr. Firkin», sagte er. «Wenn Sie wenigstens –»
    «Puncheon», verbesserte Hector ihn beleidigt.
    «Puncheon», sagte Parker. «Verzeihung, Mr. Puncheon, haben Sie zu irgendeinem Zeitpunkt –?»
    «Ich weiß es nicht», unterbrach Hector ihn. «Ich weiß es ehrlich nicht. Es hat gar keinen Zweck, daß Sie fragen. Ich kann es Ihnen nicht sagen. Ich würd's ja sagen, wenn ich könnte, aber ich kann einfach nicht.»
    Mr. Hawkins, der von einem zum andern sah, entdeckte plötzlich in sich einen Hauch von Menschenkenntnis.
    «Ich glaube», sagte er, «ein Schluck zu trinken wäre jetzt angebracht.»
    Er holte eine Flasche Johnnie Walker und ein paar Gläser aus einem Schrank und stellte sie mitsamt einem Siphon auf den Schreibtisch. Parker dankte ihm und schämte sich plötzlich seiner Gereiztheit. Er entschuldigte sich.
    «Es tut mir leid», sagte er, «ich fürchte, ich war ein bißchen barsch. Ich habe mir vor kurzem das Schlüsselbein gebrochen, und das tut noch weh und macht mich abscheulich zänkisch. Gehen wir die Geschichte einmal von einer anderen Seite an. Mr. Puncheon, was glauben Sie, warum Sie jemand dazu ausersehen haben könnte, diese beträchtliche Menge Rauschgift in Verwahrung zu nehmen?»
    «Ich denke, man hat mich mit jemandem verwechselt.»
    «Das würde ich auch meinen. Und Sie glauben, daß dies eher in der Kneipe passiert sein könnte als woanders?»
    «Ja; höchstens noch in dem Gedränge bei der Brandstelle. Denn überall sonst – ich meine, hier in der Redaktion und bei den Interviews mit den Leuten, da kannte mich ja jeder oder wußte zumindest, weshalb ich da

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