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Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Titel: Wimsey 09 - Mord braucht Reklame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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war.»
    «Das klingt plausibel», stimmte Parker zu. «Wie steht es mit diesem Restaurant, wo Sie Ihre Würstchen gegessen haben?»
    «Das käme natürlich auch noch in Frage, aber ich kann mich nicht erinnern, daß mir da jemand nahe genug gekommen wäre, um mir etwas in die Tasche zu stecken. Und an der Brandstelle kann es eigentlich auch nicht gewesen sein, denn da hatte ich meinen Regenmantel an, bis obenhin zugeknöpft. Aber in der Kneipe, da hatte ich den Regenmantel offen, und da haben sich mindestens vier Leute an mich herangemacht – einer der beiden Fuhrmänner, die vor mir da waren, und ein kleiner Mann, der aussah wie ein Buchmacherspitzel, und der Betrunkene im Smoking und der alte Mann in der Ecke. Ich glaube aber nicht, daß es der Fuhrmann war, denn der sah echt aus.»
    «Sind Sie schon einmal im Weißen Schwan gewesen?»
    «Einmal, glaube ich, aber das war vor Urzeiten. Jeden
    falls nicht oft. Und ich glaube, seitdem hat auch der Wirt gewechselt.»
    «Also, dann», sagte Parker, «was haben Sie an sich, Mr. Puncheon, das jemanden verleitet haben könnte, Ihnen blindlings und ohne Bezahlung eine wertvolle Packung Rauschgift zu übergeben?»
    «Weiß der Himmel», sagte Hector.
    Das Telefon auf dem Schreibtisch summte wütend, und Mr. Hawkins riß den Hörer herunter und stürzte sich in eine lange Unterhaltung mit einem Unbekannten. Die beiden Polizisten zogen sich mit ihrem Zeugen in eine Ecke zurück und setzten das Verhör mit leiser Stimme fort.
    «Entweder», sagte Parker, «müssen Sie der Doppelgänger eines gewohnheitsmäßigen Rauschgifthändlers sein, oder Sie müssen jemanden in irgendeiner Weise zu der Annahme verleitet haben, daß Sie derjenige seien, den er erwartet hatte. Worüber haben Sie sich unterhalten?»
    Hector Puncheon kramte in seinem Gedächtnis.
    «Über Windhunde», sagte er endlich, «und Papageien. Hauptsächlich über Papageien. Ach ja – und über Ziegen.»
    «Über Windhunde, Papageien und Ziegen?»
    «Wir haben Anekdoten über Papageien ausgetauscht», sagte Hector Puncheon. «Nein, warten Sie, angefangen hatte es mit Hunden. Der kleine Buchmacherspitzel erzählte, er hätte mal einen Hund gehabt, der Ziegen nicht ausstehen konnte, und darüber kamen wir auf Papageien und Mäuse (die Mäuse hatte ich vergessen) und einen Papagei, den sie mit Kaffee und Cayennepfeffer aufgeputscht haben.»
    «Aufgeputscht?» fragte Parker rasch. «Ist dieses Wort gefallen?»
    «Nein, nicht daß ich wüßte. Der Papagei hatte Angst vor
    Mäusen, und dann haben sie ihn mit Kaffee und Cayennepfeffer von dem Schrecken geheilt.»
    «Wessen Papagei war das?»
    «Der von dem Kleinen, oder von seiner Tante, glaube ich. Der Alte kannte auch einen Papagei, aber der gehörte einem Pfarrer, und dem hat der Bischof beibringen wollen, zu fluchen, und dann hat er den Pfarrer befördert. Ob das nun Erpressung war, oder ob er nur den Papagei mochte, weiß ich nicht.»
    «Aber was haben Sie selbst zur Unterhaltung beigetragen?»
    «Fast nichts. Ich habe zugehört und das Bier bezahlt.»
    «Und der Mann im Smoking?»
    «Ach, der hat was von der Einkaufsliste seiner Frau und von einem Päckchen gesagt – ja, da war was mit einem Päckchen, das er hätte mitbringen sollen.»
    «Hat er das Päckchen vorgezeigt?»
    «Nein, er hatte gar keins.»
    «Na schön», sagte Parker, nachdem diese unbefriedigende Unterhaltung noch eine Weile weitergelaufen war. «Wir werden uns um die Sache kümmern, Mr. Puncheon. Wir sind Ihnen und – äh – Mr. Hawkins sehr dankbar, daß Sie uns darauf aufmerksam gemacht haben. Das Päckchen stellen wir sicher, und wenn wir noch etwas von Ihnen wissen wollen, melden wir uns.»
    Er stand auf. Mr. Hawkins kam von seinem Schreibtisch herübergeschossen.
    «Haben Sie alles, was Sie brauchen? Sie wollen sicher nicht, daß die Geschichte in Druck geht, wie?» fügte er bedauernd an.
    «Nein. Sie dürfen im Augenblick nichts darüber verlauten lassen», sagte Mr. Parker bestimmt. «Aber wir stehen sehr in Ihrer Schuld, und wenn sich etwas daraus ergibt, bekommen Sie die Geschichte als erster, mit allen Einzelheiten, die wir Ihnen geben können. Ein faireres Angebot kann ich Ihnen nicht machen.»
    Er verließ die Redaktion, Sergeant Lumley mürrisch und schweigend auf seinen Fersen.
    «Es ist tausendmal schade, Lumley, daß wir diese Information nicht früher bekommen haben. Dann hätten wir für den Rest des Tages jemanden in diese Kneipe setzen können. Jetzt ist es zu spät, um noch

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