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Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Titel: Wimsey 09 - Mord braucht Reklame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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wurde. Ob Mr. Tweedle noch da sei? Ja, er sei da, wolle aber gerade gehen. Nachdem ihm versichert wurde, daß Mr. Puncheon Mr. Tweedle persönlich sprechen wolle, erklärte der Gehilfe sich bereit, zu sehen, was er tun kön ne.
    Mr. Tweedle kam in Hut und Mantel aus den hinter dem Laden gelegenen Räumen, gerade als Hector die ersten Bedenken kamen, ob er nicht doch etwas voreilig gehandelt hatte und einer Schimäre nachjagte. Aber jetzt hatte er damit angefangen und mußte es auch zu Ende führen.
    «Hören Sie, Tweedle», sagte er, «es tut mir leid, wenn ich Sie störe, und wahrscheinlich ist ja auch gar nichts damit, aber ich hätte gern, daß Sie sich das einmal ansehen. Ich bin nämlich auf so merkwürdige Weise darangekommen.»
    Der Apotheker nahm das Päckchen und wog es kurz in der Hand.
    «Was soll damit sein?»
    «Ich weiß eben nicht, ob überhaupt etwas damit ist. Das möchte ich von Ihnen wissen.»
    «Doppelkohlensaures Natrium», sagte Mr. Tweedle nach einem Blick auf das Etikett und die versiegelte Verpakkung. «Kein Apothekername – nur das normale vorgedruckte Etikett. Sie scheinen es noch nicht geöffnet zu haben.»
    «Nein, und ich möchte, daß Sie das nötigenfalls bezeugen. Es sieht doch so aus, als wenn es frisch aus der Apotheke käme, nicht?»
    «Ja, gewiß, so sieht es aus», erwiderte Mr. Tweedle, nicht wenig überrascht. «Das Etikett scheint original zu sein, und die Verpackung wurde offenbar nur einmal versiegelt, falls Sie das wissen wollen.»
    «Eben. Ich könnte es also nicht selbst so verschlossen haben, oder? Ich meine, es sieht fachmännisch aus.»
    «Durchaus.»
    «Also gut, wenn Sie davon überzeugt sind, dann öffnen
    Sie es jetzt bitte.»
    Mr. Tweedle schob behutsam eine Messerklinge unter die eine Klappe, erbrach das Siegel und öffnete des Päckchen. Es war, wie zu erwarten, mit einem feinen weißen Pulver gefüllt.
    «Was weiter?» fragte Mr. Tweedle.
    «Nun, ist das Natron oder nicht?»
    Mr. Tweedle schüttelte sich ein wenig von dem Pulver auf die Hand, betrachtete es eingehend, roch daran, feuchtete einen Finger an, nahm damit ein paar Körnchen auf und beförderte sie auf seine Zunge. Plötzlich veränderte sich sein Gesichtsausdruck. Er riß sein Taschentuch heraus, wischte sich den Mund ab, schüttete das Pulver vorsichtig von der Hand wieder in das Päckchen zurück und fragte:
    «Wie sind Sie darangekommen?»
    «Das sage ich Ihnen gleich», antwortete Hector. «Was ist es denn?»
    «Kokain», sagte Mr. Tweedle.
    «Sind Sie sicher?»
    «Vollkommen.»
    «Mein Gott!» jubelte Hector. «Ich habe was entdeckt! Was für ein Tag! Haben Sie einen Augenblick Zeit, Tweedle? Ich möchte, daß Sie mit in die Redaktion kommen und das Mr. Hawkins erzählen.»
    «Wo, was?» fragte Mr. Tweedle.
    Hector Puncheon verlor keine Worte, sondern packte ihn am Arm. Und so platzte zu Mr. Hawkins, dem Nachrichtenredakteur des Morning Star , ein aufgeregter Mitarbeiter seiner Abteilung herein, im Schlepptau einen atemlosen Zeugen, in der Hand ein Päckchen Kokain.
    Mr. Hawkins war Journalist mit Leib und Seele und hat
    te für Sensationen durchaus etwas übrig. Allerdings hatte er in solchen Dingen, wo die Polizei benachrichtigt gehörte, auch so etwas wie ein Gewissen. Zum einen tut es nämlich einer Zeitung nicht gut, mit der Polizei auf schlechtem Fuß zu stehen, und zum andern hatte es erst kürzlich Ärger in einem anderen Fall gegeben, in dem Informationen zurückgehalten worden waren. Nachdem er also Hector Puncheons Geschichte vernommen und ihn gehörig gescholten hatte, weil er sich mit der Untersuchung des geheimnisvollen Päckchens so viel Zeit gelassen hatte, rief er bei Scotland Yard an.
    Chefinspektor Parker, den Arm in einer Schlinge und mit den Nerven ziemlich am Ende, erhielt die Nachricht zu Hause, gerade als er glaubte, seine Tagesarbeit glücklich getan zu haben. Er knurrte fürchterlich; aber es hatte in letzter Zeit beim Yard einiges Theater im Zusammenhang mit Rauschgifthandel gegeben, und dabei waren Worte gefallen, die ihn wurmten. Gereizt bestellte er ein Taxi und begab sich zum Verlagsgebäude des Morning Star , begleitet von einem verdrießlichen Sergeant namens Lumley, der ihn nicht leiden konnte und den er nicht leiden konnte, der aber zufällig der einzige erreichbare Sergeant war.
    In der Zwischenzeit war Hector Puncheons Erregung weitgehend verraucht. Nach der kurzen Nacht und dem schweren Tag wurde er langsam schläfrig und ein wenig begriffsstutzig. Er

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