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Wimsey 10 - Das Bild im Spiegel

Wimsey 10 - Das Bild im Spiegel

Titel: Wimsey 10 - Das Bild im Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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wetten, daß man diese Flasche völlig harmlos finden wird. Und das wird, wie ich Ihnen wohl nicht zu sagen brauche, auch für uns eine große Erleichterung sein. Und wenn Sie mir eine persönliche Bemerkung gestatten, ich weiß es sehr zu schätzen, wie schonend Sie mir die Sache unterbreitet haben.«
    »Schon gut. Ihre Expertenkenntnisse sind wertvoll für uns. Wahrscheinlich können wir die Flasche jetzt von vornherein ausschließen und uns ganz auf die Karaffe konzentrieren.«
    »So ist es«, antwortete Mr. Egg. »Hm – ja. Wissen Sie zufällig, wie viele von den sechs Dutzend Flaschen schon ausgetrunken wurden?«
    »Nein, aber das kann Craven uns sicher sagen, wenn Sie es unbedingt wissen wollen.«
    »Nur zu meiner eigenen Beruhigung«, sagte Mr. Egg. »Nur um sicherzugehen, daß dies auch wirklich die richtige Flasche ist. Es wäre mir unangenehm, glauben zu müssen, ich hätte Sie in irgendeiner Weise irregeführt.«
    Der Inspektor läutete, und prompt erschien der Butler – ein schon älterer Mann von ausgesprochen respektabler Erscheinung.
    »Craven«, sagte der Inspektor, »dieser Herr ist Mr. Egg von der Firma Plummet & Rose.«
    »Mr. Egg ist mir bereits bekannt.«
    »Eben. Er interessiert sich verständlicherweise für die Geschichte dieses Portweins und möchte nun gern wissen
    – was genau möchten Sie eigentlich wissen, Mr. Egg?«
    »Diese Flasche«, sagte Monty, indem er sie leicht mit dem Fingernagel antippte, »ist das die einzige, die Sie gestern abend geöffnet haben?«
    »Ja, Sir.«
    »Ganz bestimmt?«
    »Ja, Sir.«
    »Wie viele Dutzend haben Sie noch davon?«
    »Das kann ich Ihnen ohne das Kellerbuch nicht genau sagen, Sir.«
    »Und das Kellerbuch befindet sich natürlich im Keller, ja? Ich würde mir Ihren Keller gern einmal ansehen – er soll sehr gut sein. Alles in schönster Ordnung, da bin ich ganz sicher. Richtige Temperatur und so weiter?«
    »Selbstverständlich, Sir.«
    »Sehen wir uns den Keller doch alle zusammen an«, schlug der Inspektor vor. Bei allem nach außen gezeigten Vertrauen schien er es doch nicht für ratsam zu halten, Mr. Egg mit dem Butler alleinzulassen.
    Craven verneigte sich und ging voran, nachdem er nur rasch noch seine Schlüssel aus dem Anrichtezimmer geholt hatte.
    »Dieses Nikotin«, plauderte Mr. Egg weiter, während sie durch einen langen Korridor gingen, »ist das ein sehr gefährliches Gift? Ich meine, würde man viel davon brauchen, um einen Menschen zu töten?«
    »Wie ich den Doktor verstanden habe«, antwortete der Inspektor, »genügen ein paar Tropfen des reinen Extrakts, oder wie immer man das nennt, um innerhalb einer Zeit von sieben Minuten bis zu sieben, acht Stunden den Tod herbeizuführen.«
    »Mein Gott!« sagte Mr. Egg. »Und wieviel von dem Portwein hat der arme alte Herr getrunken? Die vollen zwei Gläser?«
    »Ja, Sir, am Inhalt der Karaffe gemessen. Lord Borrodale hatte die Angewohnheit, seinen Portwein einfach hinunterzuschütten. Er pflegte ihn nicht schlückchenweise zu genießen.«
    Mr. Egg war untröstlich.
    »Das ist aber gar nicht gut«, sagte er betrübt. »Nein, wahrhaftig nicht. Erst schnuppern, dann schlürfen, dann schmecken, nur so kann man die Blume entdecken – alte Weintrinkerregel. Gibt es hier so etwas wie einen Teich oder Bach im Garten, Mr. Craven?«
    »Nein, Sir«, antwortete der Butler leicht erstaunt.
    »Aha! War nur eine Frage. Irgendjemand muß ja das Nikotin in irgendeinem Gefäß hierhergebracht haben, nicht?
    Was würde er mit dem Fläschchen, oder was es sonst war, hinterher machen?«
    »Er hätte es leicht ins Gebüsch werfen oder irgendwo vergraben können«, meinte Craven. »Zu diesem Anwesen gehören zweieinhalb Hektar Garten, die Wiese und den Hof nicht mitgerechnet. Außerdem sind da noch die Regentonnen und der Brunnen.«
    »Wie dumm von mir!« gestand Mr. Egg. »An die habe ich gar nicht gedacht. Und hier ist also der Keller, ja? Großartig – piekfein, das muß ich sagen. Gleichbleibende Temperatur sommers wie winters, wie? Weit genug weg von der Heizungsanlage?«
    »Selbstverständlich, Sir. Die Heizungsanlage ist auf der andern Seite des Hauses. Vorsicht bei der letzten Stufe, meine Herren; da ist ein Stück herausgebrochen. Und hier, Sir, ist der Dow ’08. Kiste 17 – eins, zwei, noch dreieinhalb Dutzend übrig, Sir.«
    Mr. Egg nickte und richtete den Strahl seiner elektrischen Taschenlampe auf die vorstehenden Flaschenhälse, um die Siegel eingehend zu prüfen.
    »Stimmt«, sagte er, »das

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