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Wimsey 10 - Das Bild im Spiegel

Wimsey 10 - Das Bild im Spiegel

Titel: Wimsey 10 - Das Bild im Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Ordnung gewesen wäre, als er ausgeliefert wurde. Es wäre ja auch nicht gut fürs Geschäft, wenn wir hingingen und unsern Weinen irgendwelche komischen Dinge beimischten, das brauche ich Ihnen sicher nicht zu sagen. Aber an dieser Art Reklame ist uns natürlich gar nicht gelegen. Wie kommen Sie übrigens darauf, daß es der Portwein war?«
    Zur Antwort schob der Inspektor ihm eine gläserne Karaffe hin, die auf dem Tisch stand.
    »Bilden Sie sich selbst Ihre Meinung. Schon gut – wir haben die Karaffe bereits auf Fingerabdrücke untersucht. Hier ist auch ein Glas, falls Sie Wert drauf legen, aber ich würde Ihnen nicht empfehlen, etwas davon hinunterzuschlucken – sofern Sie nicht des Lebens überdrüssig sind.«
    Mr. Egg schnupperte vorsichtig an der Karaffe und zog die Stirn kraus. Er goß ein wenig ins Glas und runzelte noch mehr die Stirn. Dann nahm er vorsichtig einen Tropfen auf die Zunge – und spuckte ihn so gesittet wie möglich, aber unverzüglich in den nächsten Blumentopf.
    »Ach Gott, ach Gott«, sagte Mr. Montague Egg. Sein ganzes Gesicht war jetzt eine einzige Kummerfalte. »Das schmeckt ja, als ob der alte Herr seine Zigarrenstummel hineingeworfen hätte.«
    Der Inspektor und der Polizist sahen sich kurz an.
    »Da liegen Sie gar nicht so verkehrt«, sagte der Inspektor.
    »Der Arzt hat den Obduktionsbericht noch nicht ganz fertig, aber seiner Ansicht nach handelt es sich um eine Nikotinvergiftung. Die Sache ist nun die: Lord Borrodale pflegte jeden Abend nach dem Essen ein paar Gläschen Portwein in seinem Arbeitszimmer zu sich zu nehmen. Gestern abend wurde ihm der Wein wie gewohnt um neun Uhr gebracht. Es war eine neue Flasche, und Craven – das ist der Butler – hatte sie in so einem Korbgestell direkt aus dem Keller geholt –«
    »In einer Wiege«, warf Mr. Egg ein.
    »Meinetwegen in einer Wiege. James, der Diener, folgte ihm mit der Karaffe nebst Glas auf einem Tablett. Lord Borrodale inspizierte die Flasche, die noch das Originalsiegel trug, dann entkorkte Craven sie und füllte den Wein vor den Augen Lord Borrodales und des Dieners in die Karaffe um. Beide Dienstboten verließen dann das Zimmer und zogen sich in den Küchenbereich zurück, und im Gehen hörten sie noch, wie Lord Borrodale die Arbeitszimmertür hinter ihnen abschloß.«
    »Wozu denn das?«
    »Das machte er anscheinend immer so. Er schrieb an seinen Memoiren – Sie wissen ja, daß er ein berühmter Richter war –, und da die Unterlagen, die er dazu benutzte, zum Teil sehr vertraulich waren, hielt er es wohl für besser, sich gegen unerwünschte Störungen zu sichern. Am Morgen stellte man fest, daß Lord Borrodale gar nicht im Bett gewesen war. Die Arbeitszimmertür war noch zugeschlossen, und als man sie aufbrach, fand man ihn tot auf dem Boden liegen. Es sah so aus, als ob ihm plötzlich übel geworden wäre und er versucht hätte, an die Glocke zu kommen, auf dem Weg dorthin aber zusammengebrochen wäre. Der Arzt meint, er müsse gegen zehn Uhr gestorben sein.«
    »Selbstmord?« mutmaßte Mr. Egg.
    »Hm, dem stehen gewisse Schwierigkeiten entgegen. Zum einen die Lage der Leiche. Außerdem haben wir das Zimmer sorgfältig durchsucht und keine Spur von einer Flasche oder etwas Ähnlichem gefunden, worin er das Gift aufbewahrt haben könnte. Außerdem hat er doch allem Anschein nach sein Leben genossen. Er hatte keine finanziellen oder familiären Sorgen, und trotz fortgeschrittenen Alters erfreute er sich ausgezeichneter Gesundheit. Warum hätte er sich das Leben nehmen sollen?«
    »Wenn nicht«, wandte Mr. Egg ein, »wieso ist ihm dann nicht aufgefallen, wie scheußlich dieser Wein roch und schmeckte?«
    »Nun, er scheint eine ziemlich schwere Zigarre dazu geraucht zu haben«, sagte der Inspektor (Mr. Egg schüttelte mißbilligend den Kopf), »und wie ich höre, litt er an einer kleinen Erkältung, so daß sein Geschmacks- und Geruchssinn vielleicht nicht ganz in Ordnung waren. Auf der Karaffe und dem Glas sind außer seinen Fingerabdrücken nur die des Butlers und des Dieners – was allerdings nicht dagegen spricht, daß jemand in eines der beiden Gift hätte tun können. Aber außerdem war ja noch die Tür zugeschlossen, und die Fenster waren beide einbruchsicher von innen verriegelt.«
    »Und die Karaffe?« fragte Mr. Egg, eifersüchtig auf den Ruf seiner Firma bedacht. »War die sauber, als sie hereingebracht wurde?«
    »O ja. Unmittelbar bevor James sie ins Arbeitszimmer trug, hat er sie ausgespült; die

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