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Wimsey 11 - Der Glocken Schlag

Wimsey 11 - Der Glocken Schlag

Titel: Wimsey 11 - Der Glocken Schlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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hält. Es drückt mir das Herz ab, wenn Sie gestatten, daß ich dieses Organ in einem solchen Zusammenhang erwähne. Dort steht sein Morgentee, Madam, und wartet nur darauf, von meiner Hand mit siedendem Wasser übergossen zu werden, und mir kommt sie vor wie die Hand eines Mörders, die alle Wohlgerüche Arabiens nicht wohlriechend machen könnten – insoweit solches meiner Stellung angemessen wäre. Er hat schon zweimal geläutet, Madam«, fügte Bunter mit verzweifelter Stimme hinzu, »und der Verzug wird ihm bereits sagen, daß sich eine Katastrophe vernichtenden Ausmaßes ereignet haben muß –«
    »Bunter!«
    »Mylord!« rief Bunter mit flehender Stimme.
    »Zum Kuckuck, was ist mit meinem Tee los? Hol's der –!
    O Verzeihung, Mrs. Venables. Entschuldigen Sie meine Ausdrucksweise und den Bademantel. Ich wußte nicht, daß Sie hier waren.«
    »Oh, Lord Peter!« rief Mrs. Venables. »Es ist so etwas Schreckliches passiert. Ihr Diener hat sich furchtbar aufgeregt, denn dieses dumme Kind – sie hat es natürlich nur gut gemeint, und das Ganze ist ein tragisches Versehen – aber wir haben alle Fingerabdrücke von Ihrer Flasche abgewaschen!«
    »Wahahaaa!« heulte Emily. »Huuuh! Wahahaaa! Ich war es! Ich hab sie abgestaubt. Ich wußte doch nicht – Huhuuuh!«
    »Bunter«, sagte Seine Lordschaft, »wie geht noch dieses Gedicht von dem getroffenen Adler, der hingestreckt auf grüner Au, sich nie mehr dingsda in des Himmels Blau? Das spiegelt genau meine Empfindungen wider. Bringen Sie mir den Tee nach oben und werfen Sie die Flasche in den Mülleimer. Was geschehen ist, kann man nicht ungeschehn machen. Die Fingerabdrücke waren wahrscheinlich sowieso nichts wert. William Morris hat mal ein Gedicht geschrieben von dem Mann, der nie mehr lachte. We nn Triumphes Schrei, wenn Jubels Sang nie mehr von meinen Lippen tönen, so wissest du, warum. Meine Freunde werden es zu schätzen wissen. Lassen Sie sich das eine Warnung sein, nie Ihr Glück in der Flasche zu suchen. Emily, wenn Sie weiter so heulen, erkennt Ihr Liebster Sie am Sonntag nicht mehr. Machen Sie sich keine Gedanken mehr wegen der Flasche, Mrs. Venables – es war eine entsetzlich häßliche Flasche, deren Anblick ich schon beleidigend fand. Ein schöner Morgen für Frühaufsteher. Erlauben Sie mir, Ihnen den Eimer zu tragen. Ich bitte Sie, denken Sie keine Sekunde mehr an die Flasche, und Emily auch. Sie ist doch so ein besonders nettes Mädchen, nicht? Wie heißt sie eigentlich mit Nachnamen?«
    »Holliday«, sagte Mrs. Venables. »Sie ist eine Nichte von Mr. Russell, dem Bestattungsunternehmer, und um ein paar Ecken herum verwandt mit Mary Thoday, aber das sind natür lich alle hier in diesem Dorf – ich meine, da ist jeder mit jedem irgendwie verwandt. Das kommt davon, daß der Ort so klein ist, obwohl es ja jetzt nicht mehr so schlimm ist, seit sie alle ein Motorrad haben und der Bus zweimal die Woche fährt, und jetzt gibt es wohl auch nicht mehr so viele unglückliche Kreaturen wie Potty Peake. Die Russels sind alle sehr nette und feine Leute.«
    »Ganz recht«, sagte Lord Peter Wimsey und machte sich so seine Gedanken, während er das Hühnerfutter in die Rinne löffelte.

    Er verbrachte die frühen Vormittagsstunden mit einem neuerlichen fruchtlosen Studium des Kryptogramms, und sowie er annehmen konnte, daß die Wirtshäuser aufhaben würden, begab er sich auf einen Krug Bier in die »Rote Kuh«.
    »Bitterbier, Mylord?« erkundigte sich Mr. Donnington, die Hand am Zapfhahn.
    Wimsey sagte, nein, heute nicht. Er möchte zur Abwechslung eine Flasche Bass-Ale trinken.
    Mr. Donnington holte das Gewünschte und bemerkte, daß Seine Lordschaft das Bier sehr gepflegt finden würden.
    »Auf die Pflege kommt's an«, sagte Wimsey. »Und viel hängt vom Abfüllen ab. Wer füllt für Sie ab?«
    »Griggs in Walbeach«, sagte Mr. Donnington. »Sehr gediegene Leute; ich kann mich nicht über sie beklagen. Probieren Sie nur mal einen Schluck – obwohl man's ja schon an der Farbe sieht, wenn Sie verstehen, was ich meine. Klar wie eine Glocke – aber dabei muß man sich natürlich auf seinen Kellermeister verlassen können. Ich hatte mal einen, dem konnte man nicht klarmachen, daß man Bass-Ale im Korb nicht auf den Kopf stellen darf wie Stout. Stout verträgt es, auf den Kopf gestellt zu werden, obwohl ich selbst es nie tun würde und auch keinem empfehle, aber Bass darf einfach nicht auf den Kopf gestellt oder geschüttelt werden, wenn man dem Bier gerecht

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