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Wimsey 11 - Der Glocken Schlag

Wimsey 11 - Der Glocken Schlag

Titel: Wimsey 11 - Der Glocken Schlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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werden will.«
    »Wie wahr, wie wahr«, sagte Wimsey. »Dieses Bier ist jedenfalls einwandfrei. Auf Ihre Gesundheit. Möchten Sie nicht eins mittrinken?«
    »Vielen Dank, Mylord, da sag ich nicht nein. Zum Wohl. Ja«, fand Mr. Donnington, indem er sein Glas gegens Licht hielt. »Das ist ein Bass, wie es sein muß. So muß es aussehen.«
    Wimsey fragte, ob er auch Flaschenbier außer Haus verkaufe.
    »Außer Haus?« meinte Mr. Donnington. »Nein, eigentlich nicht. Aber ich glaube, Tom Tebbutt in der ›Weizengarbe‹ verkauft ab und zu welches. Er läßt auch bei Griggs abfüllen.«
    »Aha«, sagte Wimsey.
    »Ja, es gibt schon ein paar Kunden für Flaschenbier. Die meisten haben's aber lieber vom Faß. Ein paar Bauern da und dort lassen sich ihr Bier in Flaschen bringen. Früher, da haben sie ja alle selbst gebraut, ha! – ein paar von den großen Kupferkesseln stehen heute noch auf den Höfen rum, und einige räuchern ja auch noch ihren Schinken selbst – wie Mr. Ashton zum Beispiel, der ist nämlich überhaupt gegen alles Neumodische. Aber mit den ganzen Supermärkten heute und den Lieferwagen, und wo die jungen Mädchen alle in Seidenstrümpfen ins Kino wollen und es so viele Sachen in Dosen gibt, da finden Sie nicht mehr oft einen echten Selbstgeräucherten. Und sehen Sie sich nur mal die Preise für Schweinefutter an. Ich sag immer, die Bauern gehören besser geschützt. Ich bin selbst immer ein Anhänger des freien Handels gewesen, aber die Zeiten haben sich geändert. Ich weiß nicht, ob Sie über solche Dinge manchmal nachdenken, Mylord. Sie haben mit so was nie zu tun. Oder – Moment, das hätt ich fast vergessen. Sie sitzen womöglich im Oberhaus. Harry Gotobed behauptet es steif und fest, aber ich hab gesagt, er irrt sich – nun ja, Sie können es uns selbst am besten sagen.«
    Wimsey erklärte, daß er keinen Anspruch auf einen Sitz im Oberhaus habe. Mr. Donnington bemerkte mit Befriedigung, daß der Totengräber ihm in diesem Falle eine halbe Krone schulde, und während er sich dies auf der Rückseite eines Umschlags notierte, machte Wimsey sich davon und begab sich in die »Weizengarbe«.
    Hier erhielt er nach vielen taktvollen Fragen eine Liste derjenigen Haushalte, die regelmäßig Flaschenbier geliefert bekamen. Meist handelte es sich um Bauern auf abgelegenen Höfen, aber dann erwähnte Mrs. Tebbutt im Nachhinein noch einen Namen, bei dem Wimsey sofort die Ohren spitzte.
    »Will Thoday hat auch welches gekriegt, als Jim bei ihnen war – ein Dutzend Literflaschen werden's wohl gewesen sein. Netter Kerl, dieser Jim Thoday – wenn er seine Geschichten aus fernen Ländern erzählt, kommt man aus dem Lachen nicht mehr heraus. Er hat ja auch diesen Papagei für Mary mitgebracht, obwohl ich ja immer sage, ein rechtes Vorbild für die Kinder ist dieser Vogel nicht. Wenn der loslegt – ich kann Ihnen sagen! Was er neulich zum Herrn Pfarrer gesagt hat! Ich hab nicht gewußt, wohin ich gucken soll. Aber ich glaube, der Herr Pfarrer hat nicht die Hälfte davon verstanden. Er ist ja ein richtig feiner Mensch, unser Mr. Venables, nicht wie der alte Pfarrer. Nett war der ja auch, aber ganz anders, und für einen Gottesmann soll er ganz schön geflucht haben, manchmal. Ach ja, er war ja auch ein armer Kerl. Hatte seine Schwächen, wie man so sagt. ›Richtet euch nach meinen Worten, nicht nach meinen Taten‹ – das hat er immer in seiner Predigt gesagt. Ganz furchtbar rot im Gesicht war er, und dann ist er plötzlich gestorben, am Schlaganfall.«
    Wimsey versuchte vergebens, das Gespräch wieder auf Jim Thoday zu bringen. Mrs. Tebbutts Gedanken waren zu sehr beim alten Pfarrer, und es dauerte eine halbe Stunde, bis er die »Weizengarbe« wieder verlassen konnte. Während er seine Schritte zurück zum Pfarrhaus lenkte, kam er mit einemmal am Gartentor der Thodays vorbei und sah bei einem Blick zum Haus Mary Thoday beim Wäscheaufhängen. Kurzerhand entschloß er sich zu einem Frontalangriff.
    »Ich hoffe, Sie werden es mir verzeihen, Mrs. Thoday«, sagte er, nachdem er sich bemerkbar gemacht hatte und hereingebeten worden war, »wenn ich noch einmal auf eine etwas schmerzliche Geschichte zu sprechen komme. Ich meine, vorbei ist vorbei, und man gräbt nicht gern wieder alte Sachen aus, nicht? Aber wenn es um Leichen in anderer Leute Gräber geht, wird man manchmal wieder an so was erinnert, nicht?«
    »O ja, Mylord. Und wenn ich Ihnen irgendwie helfen kann, will ich es gern tun. Aber wie ich schon zu Mr.

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