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Wimsey 11 - Der Glocken Schlag

Wimsey 11 - Der Glocken Schlag

Titel: Wimsey 11 - Der Glocken Schlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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sie noch in derselben Nacht hier irgendwo versteckt, bevor er verschwand.«
    »Er sagt, Deacon habe ihm in der Untersuchungshaft verraten, daß die Smaragde hier seien, und er solle Tailor Paul und Batty Thomas bitten, sie für ihn zu suchen.«
    Mary schüttelte den Kopf. »Das verstehe ich nicht, Mylord. Aber wenn mein Mann so etwas zu Cranton gesagt hätte, würde er doch nicht den Mund gehalten haben. Er hätte es bestimmt dem Richter erzählt, wo er doch so wütend auf Jeff war.«
    »Meinen Sie? Ich bin da nicht so sicher. Angenommen, Deacon hat Cranton gesagt, wo die Smaragde sind, meinen Sie nicht, daß Cranton gewartet haben würde, weil er hoffte, sie zu finden, wenn er aus dem Gefängnis käme? Und könnte er nicht letzten Januar hierhergekommen sein, um sie zu suchen? Und als er dann glaubte, Sie hätten ihn erkannt, hat er Angst bekommen und ist geflüchtet.«
    »Gewiß Mylord, so kann es gewesen sein. Aber wer ist dann dieser arme Tote?«
    »Die Polizei meint, er könnte ein Komplize Crantons gewesen sein, der ihm bei der Suche nach den Smaragden geholfen hat und zum Dank umgebracht wurde. Wissen Sie vielleicht, ob Deacon sich mit anderen Häftlingen oder Wärtern in Maidstone angefreundet hat?«
    »Das wüßte ich wirklich nicht, Mylord. Er hat natürlich dann und wann schreiben dürfen, aber so etwas hätte er doch nicht geschrieben, weil seine Briefe ja sicher gelesen wurden.«
    »Klar. Ich frage mich nur, ob Sie irgendwann einmal eine Nachricht von ihm erhalten haben – durch einen entlassenen Mitgefangenen oder so?«
    »Nein, Mylord, nie.«
    »Haben Sie jemals diese Schrift gesehen?«
    »Diese Schrift? Was, natürlich –«
    »Halt's Maul, du Idiot! Halt's Maul, du blödes Stück! Komm, Joey! Raus aus den Federn!«
    »Großer Gott!« rief Wimsey erschrocken. Als er um den Türrahmen in das dahinterliegende Zimmer spähte, sah er sich Auge in Auge mit einem grauen afrikanischen Papagei, der ihn wissend anschaute. Beim Anblick des Fremden verstummte der Vogel, legte den Kopf schief und trippelte auf seiner Stange hin und her.
    »Hol dich der Geier«, sagte Seine Lordschaft liebenswürdig. »Du hast mir einen Schrecken eingejagt.«
    »Orrrrh!« machte der Vogel mit einem langen, selbstzufriedenen Lachen.
    »Ist das der Papagei, den Ihnen Ihr Schwager geschenkt hat? Ich habe von Mrs. Tebbutt von ihm gehört.«
    »Ja, Mylord, das ist er. Er kann wundervoll sprechen, aber er flucht eben auch fürchterlich, das ist schon wahr.«
    »Ein Papagei muß fluchen, sonst taugt er nichts«, sagte Wimsey. »Das wäre geradezu unnatürlich. Also – wo waren wir – ? Ach ja, die Schrift. Sie wollten eben sagen –«
    »Ich wollte sagen, natürlich hab ich sie nie gesehen, Mylord.«
    Wimsey hätte schwören mögen, daß sie genau das Gegenteil hatte sagen wollen. Sie sah ihn – nein, nicht an, sie sah durch ihn hindurch und an ihm vorbei wie jemand, der eine unvorstellbare Katastrophe nahen sieht.
    »Komisches Zeug, nicht?« fuhr sie mit tonloser Stimme fort. »Scheint überhaupt nichts zu bedeuten. Wie kommen Sie darauf, daß ich etwas darüber wissen könnte?«
    »Wir hatten den Verdacht, es könnte jemand geschrieben haben, den Ihr Mann in Maidstone kennengelernt hat. Haben Sie je von einem Jean Legros gehört?«
    »Nein, Mylord. Das ist ein französischer Name, nicht wahr? Ich habe nie einen Franzosen gekannt, nur ein paar Belgier, die im Krieg hier herübergekommen sind.«
    »Und einen Paul Taylor haben Sie auch nie gekannt?«
    »Nein, nie.«
    Der Papagei lachte herzhaft.
    »Halt's Maul, Joey!«
    »Halt's Maul, du Idiot! Joey, Joey, Joey! Rutsch mir den Buckel! Orrrh!«
    »Aha«, sagte Wimsey. »War nur eine Frage.«
    »Wo kommt das eigentlich her?«
    »Was? Ach, der Zettel? Er ist in der Kirche gefunden worden, und wir hatten das Gefühl, er könnte Cranton gehören. Er streitet's aber ab.«
    » In der Kirche? «
    Als ob er sein Stichwort bekommen hätte, legte der Papagei erregt wieder los:
    »Muß in die Kirche. Muß in die Kirche. Die Glocken. Sag Mary nichts. Muß in die Kirche. Orrh! Joey! Joey! Komm, Joey! Muß in die Kirche.«
    Mrs. Thoday stürzte ins Nebenzimmer und warf unter Joeys Protestgekrächze das Tuch über den Käfig.
    »So treibt er's die ganze Zeit«, sagte sie. »Geht einem richtig auf die Nerven. Das hat er in der Nacht aufgeschnappt, als es Will so schlecht ging. Da haben sie doch den Zyklus geläutet, und er hat sich immerzu darüber aufgeregt, daß er nicht dabeisein konnte. Will

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