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Wimsey 11 - Der Glocken Schlag

Wimsey 11 - Der Glocken Schlag

Titel: Wimsey 11 - Der Glocken Schlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Blundell gesagt habe, ich weiß gar nichts darüber und kann mir überhaupt nicht vorstellen, wie der Tote hierhergekommen ist. Am Samstag abend hat er mich danach gefragt, und ich kann Ihnen sagen, ich hab mir seitdem den Kopf zerbrochen, aber ich kann mich nicht erinnern, daß ich irgendwas gesehen hätte.«
    »Können Sie sich an einen Mann erinnern, der sich Stephen Driver nannte?«
    »Ja, Mylord. Das war doch der, der bei Ezra Wilderspin war. Ich hab ihn vielleicht ein- oder zweimal gesehen. Bei der gerichtlichen Untersuchung haben sie gemeint, er ist vielleicht der Tote.«
    »Er ist es aber nicht«, sagte Wimsey.
    »Nein, Mylord?«
    »Nein. Diesen Driver haben wir nämlich gefunden, und zwar quicklebendig. Hatten Sie Driver schon einmal gesehen, bevor er hierherkam?«
    »Ich glaube nicht, Mylord. Nein, nicht daß ich wüßte.«
    »Hat er Sie an niemanden erinnert?«
    »Nein, Mylord.«
    Sie schien ganz offen und ehrlich zu antworten, und Wimsey konnte weder in ihrem Gesicht noch in ihrer Stimme irgendwelche Anzeichen von Angst feststellen.
    »Merkwürdig«, sagte Wimsey. »Er sagt nämlich, er ist von St. Paul weggelaufen, weil er glaubte, Sie hätten ihn erkannt.«
    »So? Das ist aber wirklich komisch, Mylord.«
    »Haben Sie irgendwann einmal seine Stimme gehört?«
    »Ich glaube nicht, Mylord.«
    »Nehmen wir mal an, er hätte keinen Bart gehabt – würde er Sie dann an jemand erinnern?«
    Mary schüttelte den Kopf. Wie die meisten Menschen konnte sie sich so etwas nur schwer vorstellen.
    »Erkennen Sie dann vielleicht das hier?«
    Er zeigte ihr ein Photo von Cranton, aufgenommen in der Zeit der Wilbraham-Affäre.
    »Das?« Mrs. Thoday wurde blaß. »O ja, Mylord, an den erinnere ich mich. Das war Cranton, der die Halskette gestohlen hat und ins Gefängnis gekommen ist, zur gleichen Zeit wie – wie mein erster Mann, Mylord. Darüber wissen Sie ja sicher alles. Das ist sein gemeines Gesicht. O ja! Mir wird schon ganz schlecht, wenn ich es nur wieder sehen muß.«
    Sie setzte sich auf eine Bank und starrte auf das Photo.
    »Das ist doch nicht – das kann doch nicht Driver sein?«
    »Das ist Driver«, sagte Wimsey. »Sie haben nichts davon gewußt?«
    »Nicht einen Augenblick, Mylord. Wenn ich so was auch nur geahnt hätte, Mylord, hätte ich ihn angesprochen, verlassen Sie sich darauf! Ich hätte schon aus ihm rausgekriegt, wo er die Smaragde hingetan hat. Sehen Sie, Mylord, das war es nämlich, was meinem Mann das Genick gebrochen hat, daß dieser Kerl gesagt hat, mein Mann hätte die Halskette für sich behalten. Armer Jeffrey – gewiß, ja, er ist der Versuchung erlegen – alles meine Schuld, Mylord, weil ich so gedankenlos daherge redet habe –, und er hat die Juwelen genommen, leider. Aber hinterher hat er sie nicht mehr gehabt. Dieser Cranton, der hat sie gehabt, die ganze Zeit. Glauben Sie ja nicht, es war nicht hart für mich, Mylord, diese ganzen Jahre, und zu wissen, daß man verdächtigt wird! Die Geschworenen haben mir geglaubt, und der Richter auch, aber Sie finden heute noch welche, die meinen, ich hätte die Finger im Spiel gehabt und wüßte, wo der Schmuck ist. Aber ich hab's nie gewußt, Mylord, nie. Wenn ich gewußt hätte, wo er ist, ich wäre auf Händen und Knien nach London zu Mrs. Wilbraham gekrochen und hätte ihn ihr zurückgegeben. Ich weiß, was der arme Sir Henry unter dem Verlust gelitten hat. Die Polizei hat alles abgesucht, und ich hab selbst gesucht, immer wieder –«
    »Sie haben sich also auch nicht auf Deacons Wort verlassen?« fragte Wimsey sanft.
    Sie zögerte, und Schmerz verdunkelte ihren Blick.
    »Mylord, ich habe ihm geglaubt. Und doch, trotzdem – nun ja, es war für mich ein solcher Schock, daß er so etwas überhaupt hatte tun können, eine Dame im Haus seiner Herrschaft bestehlen, da hab ich nicht recht gewußt, ob er das andere nicht auch getan haben könnte. Ich hab wirklich nicht gewußt, was ich glauben sollte, verstehen Sie, Mylord? Aber jetzt bin ich ganz sicher, daß mein Mann die Wahrheit gesagt hat. Er hat sich von diesem schlechten Menschen, diesem Cranton, verführen lassen, das steht nun mal fest, aber daß er uns alle hinterher getäuscht haben soll, das glaube ich nicht. Wirklich, Mylord, ich glaub's nicht – ich persönlich bin da ganz sicher.«
    »Und was glauben Sie, wozu Cranton hierhergekommen ist?«
    »Zeigt das denn nicht, Mylord, daß er es doch selbst war, der die Smaragde hier versteckt hat? Er hat wahrscheinlich Angst bekommen und

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