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Wimsey 11 - Der Glocken Schlag

Wimsey 11 - Der Glocken Schlag

Titel: Wimsey 11 - Der Glocken Schlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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und auf dem Tisch steht eine abgedunkelte Laterne, und daneben liegt noch was, das da nicht hingehört, nämlich ein Revolver. Ich schnappe mir den Revolver und sage laut und scharf: ›Was machen Sie hier?‹ Und der Kerl fährt mit einem unheimlichen Tempo herum und will zum Tisch springen. ›Finger weg!‹ sag ich. ›Den Revolver hab ich, und ich weiß auch damit umzugehen. Was haben Sie hier zu suchen?‹ Na ja, und da fängt er an, mir ein Märchen zu erzählen, daß er arbeitslos und auf Wanderschaft ist und ein Plätzchen zum Schlafen sucht, und ich sage: ›Das zieht bei mir nicht. Was soll der Revolver? Hände hoch!‹ sag ich. ›Wollen mal sehen, was Sie sonst noch bei sich haben.‹ Darauf hab ich seine Taschen durchwühlt und etwas gefunden, das sah für mich aus wie ein Satz Dietriche. ›So, mein Freund‹, sag ich, ›das reicht. Damit bist du geliefert.‹ Und da sieht er mich an und fängt an zu lachen wie ein Teufel und sagt: ›Überleg dir das gut, Will Thoday.‹ Und ich sage: ›Woher kennst du meinen Namen?‹ Und damit seh ich ihn noch einmal an und sage: ›Mein Gott, das ist ja Jeff Deacon!‹ Und er: ›Ja, und du bist der Mann, der meine Frau geheiratet hat.‹ Und er hat wieder gelacht, und da hab ich plötzlich begriffen, was er damit gemeint hat.«
    »Woher wußte er das denn?« fragte Wimsey. »Von Cranton hatte er es nicht.«
    »War das der andere Halunke? Nein, er hat mir gesagt, er ist gekommen, um Mary zu holen, aber dann hat er von irgendwem in Leamholt gehört, daß sie wieder verheiratet ist, und da hat er beschlossen, erst mal herumzuspionieren. Ich hab mir nicht vorstellen können, warum er überhaupt gekommen war, und er hat es mir auch nicht sagen wollen. Jetzt weiß ich, daß es die Smaragde waren. Er hat so was Ähnliches gesagt wie, wenn ich den Mund halte, soll es nicht mein Schaden sein, aber ich hab ihm gesagt, daß ich nichts mit ihm zu tun haben will. Ich hab ihn gefragt, wo er gewesen ist, aber er hat nur gelacht und gesagt, das geht mich nichts an. Ich hab ihn gefragt, was er in Fenchurch will, und er hat gesagt, Geld will er. Ich hab das nur so verstanden, daß er gekommen ist, um Mary zu erpressen. Nun, und da hab ich rot gesehen, und ich war schon drauf und dran, ihn der Polizei zu übergeben und alles auf uns zu nehmen, was uns dann bevorstand, aber wenn ich an Mary und die Kinder dachte – na ja, das durfte ich mir gar nicht vorstellen. Natürlich war das falsch, aber dann ist mir all das Gerede eingefallen, das es schon gegeben hatte – und das wollte ich ihr ersparen. Er wußte genau, wie ich dastand, dieser Teufel, und hat nur dagestanden und mich angegrinst.
    Und da hab ich dann am Ende einen Teufelspakt mit ihm geschlossen. Ich hab ihm gesagt, ich verstecke ihn und gebe ihm Geld, damit er wieder aus dem Land kann, und dann hab ich mir überlegt, was ich mit ihm machen soll. Seine Dietriche hatte ich ja, aber getraut hab ich ihm deswegen noch lange nicht, und ich hatte Angst, mit ihm aus der Kirche zu gehen, wo wir einem hätten begegnen können. Da bin ich dann auf die Idee gekommen, ihn in die Glockenstube zu sperren. Ich hab ihm gesagt, was ich vorhatte, und er war einverstanden. Ich hab mir gedacht, die Schlüssel vom Pfarrer krieg ich schon, und da hab ich ihn solange nur in diesen Schrank gesperrt, wo die Meßgewänder drin hängen. Dann hab ich gedacht, vielleicht kann er da doch ausbrechen, solange ich fort bin, und darum bin ich hingegangen und hab mir ein Seil aus der Truhe geholt und ihn damit gefesselt. Sehen Sie, dieses Märchen von ihm, daß er nur in der Sakristei schlafen wollte, das hab ich ihm nicht geglaubt. Die Kirche ausrauben will er, hab ich gedacht. Und außerdem, wenn ich wegging und ihn daließ, was hätte ihn daran gehindert, rauszugehen und sich irgendwo zu verstecken und mir eins über den Schädel zu geben, wenn ich wiederkam? Ich hatte ja nicht mal einen Schlüssel fürs Kirchenportal, da hätte er sogar abhauen können.«
    »Wäre doch nur gut für Sie gewesen, wenn er sich davongemacht hätte«, meinte Mr. Blundell.
    »Schon – solange ihn nicht jemand anders erwischte. Jedenfalls, ich hab die Schlüssel bekommen. Dem Pfarrer hab ich irgendeine Geschichte erzählt – muß ziemlich schlecht gewesen sein –, und der alte Herr hat sich ein bißchen gewundert, glaube ich. Er hat immer wieder gesagt, wie komisch ich aussähe, und wollte mir unbedingt einen Tropfen von seinem Portwein anbieten. Während er den holen ging,

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