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Wimsey 11 - Der Glocken Schlag

Wimsey 11 - Der Glocken Schlag

Titel: Wimsey 11 - Der Glocken Schlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Und jetzt Sie«, wandte er sich an Jim. »Ich nehme an, jetzt beginnt Ihr Teil.«
    »Ganz recht, Sir. Also, wie Sie wissen, ist der arme Will in einem schrecklich elenden Zustand nach Hause gekommen, und wir haben ein, zwei Tage lang gedacht, es geht mit ihm zu Ende. Er war vollkommen durchgedreht und hat immerzu geschrien, er muß in die Kirche, aber das haben wir nur mit dem Glockenläuten in Verbindung gebracht. Die ganze Zeit hat er sich fest in der Gewalt gehabt und nicht ein Wort über Deacon verlauten lassen, aber einmal, als Mary aus dem Zimmer gegangen war, hat er meine Hand umklammert und gesagt: ›Laß es sie nicht wissen, Jim. Schaff ihn weg.‹ – ›Wen soll ich wegschaffen?‹ hab ich gefragt. Und er: ›In der Glockenstube. Furchtbar kalt, und nichts zu essen.‹ Und dann hat er sich im Bett aufgesetzt und ganz klar und deutlich gesagt: ›Mein Mantel – gib mir meinen Mantel – ich muß die Schlüssel und das Geld haben.‹ Ich hab gesagt: ›Ist ja gut, Will, ich sorg dafür.‹ Natürlich hab ich gedacht, er phantasiert – und nach einer Weile hatte er's anscheinend vergessen und ist eingedöst. Aber komisch hab ich es schon gefunden, darum hab ich mal in seinem Mantel nachgesehen, und tatsächlich, da war der Schlüsselbund vom Pfarrer und ein ganzer Packen Geld.
    Also, langsam fing ich an zu glauben, daß da etwas faul war. Ich hab die Schlüssel genommen und mir gedacht, bevor ich sie zurückbringe, sehe ich mich doch mal schnell in der Kirche um. Ich bin hingegangen –«
    »An welchem Tag war das?«
    »Ich glaube, das war der 2. Januar. Ich bin in den Turm gestiegen – ganz hinauf bis in die Glockenstube, und – tja, da war er!«
    »Inzwischen muß er ja ganz schön sauer gewesen sein.«
    »Sauer? Tot war er, und eiskalt.«
    »Verhungert?«
    »O nein. Er hatte ein großes Stück Käse neben sich liegen, und fast einen halben Laib Brot und zwei Flaschen Bier, die eine leer, die andere voll. Und erfroren war er auch nicht, falls Sie das jetzt glauben. Ich hab schon Leute gesehen, die an Unterkühlung gestorben sind, aber die waren friedlich gestorben – zusammengerollt wie junge Kätzchen, meist jedenfalls, als wenn sie im Schlaf hinübergegangen wären. Nein. Er war aufrecht stehend gestorben, und was es auch immer war, er hat es kommen sehen. Er muß an den Stricken gerissen haben wie ein Tiger – solange daran gearbeitet, bis er aufrecht stehen konnte –, denn sie hatten sich durch seinen Rock und die Socken geschnitten. Und sein Gesicht! Mein Gott, Sir, so was hab ich noch nie gesehen. Die Augen starr und weit aufgerissen, und ein Blick darin, als wenn er geradewegs in die Hölle geguckt hätte. Mich hat's geschüttelt.
    Ich hab ihn mir näher angesehen – und da seh ich Wills alten Mantel auf dem Boden liegen, wahrscheinlich abgeworfen bei seiner Zappelei, und das sah auch nicht so aus, als wenn er vor Kälte gestorben wäre. Ich hab nicht gewußt, was ich davon halten sollte, denn ich hab ihn ja nicht erkannt. Ich hab in seiner Brusttasche nachgesehen und ein paar Papiere gefunden. Einige lauteten auf den Namen Taylor, ein paar andere auf einen französischen Namen, den ich vergessen habe. Ich bin nicht daraus schlau geworden. Und dann hab ich mir seine Hände angesehen.«
    »Aha«, sagte Wimsey. »Jetzt kommen wir dahin.«
    »Jawohl, Mylord. Sie müssen wissen, daß ich Deacon gekannt habe. Nicht sehr gut, aber gekannt hab ich ihn. Er hatte eine große Narbe an einer Hand, da war er mal hingefallen, mit einem gläsernen Krug auf einem Tablett. Ich hatte die Narbe gesehen und hab sie nie vergessen. Und als ich die nun sah, Mylord, und wußte, wer er war – tja! Ich hab nicht lange gezweifelt, was da wohl passiert war. Verzeih mir, Will – ich hab gedacht, du hast ihn um die Ecke gebracht, und Gott ist mein Zeuge, ich hab's dir nicht verdenken können. Nicht daß ich was für Mörder übrig hätte, und ich hab auch gedacht, daß zwischen dir und mir nie mehr alles so sein kann wie früher –aber übelgenommen hab ich dir's nicht. Ich hab nur gewünscht, es wär in einem fairen Kampf passiert.«
    »Wenn es passiert wäre, Jim, dann nur in einem fairen Kampf. Ich hätte ihn umbringen können, aber ich hätte es nie getan, wenn er gefesselt war. Das hättest du aber wissen müssen.«
    »Hätte ich wohl. Aber wie's für mich damals ausgesehen hat, war gar nichts anderes möglich. Ich mußte schnell überlegen, was ich tun sollte. In einer Ecke hab ich ein paar alte Dielen und

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