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Wimsey 11 - Der Glocken Schlag

Wimsey 11 - Der Glocken Schlag

Titel: Wimsey 11 - Der Glocken Schlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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gefragt. Den jungen Mann da hab ich gefragt. ›Mister‹, hab ich zu ihm gesagt, ›wie wär's denn mal mit neuen Toren für meine Schleuse?‹ – ›Die stehen nicht in unserem Vertrag‹, sagt er. ›Nein‹, sag ich, ›und das halbe Dorf ersäufen, das steht auch nicht in Ihrem Vertrag, denk ich.‹ Aber er hat's nicht begriffen.«
    »Na, Kopf hoch«, sagte Wimsey. »Trinken Sie was.«
    Wimseys Interesse an dem Problem war jedoch immerhin so groß, daß er den Ingenieur darauf ansprach, als er ihn wieder traf.
    »Ach, das wird schon gutgehen«, meinte dieser. »Eigentlich haben wir sogar empfohlen, die Schleuse zu reparieren und zu verstärken, aber der Haken, sehen Sie, liegt in dem Durcheinander von Zuständigkeiten. Tatsache ist, wenn man mit so einer Arbeit erst anfängt, weiß man nie, wo sie mal aufhört. Das ist alles Stückwerk. Wenn Sie hier ein Loch zustopfen, reißen Sie anderswo wieder eins auf. Aber ich glaube, dieses Problem braucht Sie nicht zu kümmern. Was mal gemacht werden muß, das ist die Alte-Damm-Schleuse – aber die untersteht wieder einer anderen Behörde. Immerhin haben sie sich entschlossen, mal nach der Ufereinfassung zu sehen und ein paar neue Steine dafür zu opfern. Wenn sie das nicht machen, gibt's Ärger, und dann sollen sie nicht sagen, wir hätten sie nicht gewarnt.«
    Wenn man an einer Stelle gräbt, dachte Wimsey, muß man gleich noch an andern Stellen graben. Hätten wir doch niemals Deacon ausgegraben! Denn wenn man die Flut einmal hereinläßt, muß sie irgendwohin.
    Als James Thoday auf Geheiß seiner Reederei nach England zurückkam, wurde ihm mitgeteilt, daß die Polizei ihn als Zeugen benötige. Er war ein kräftig gebauter Mann, etwas älter als William, mit blaßblauen Augen und zurückhaltendem Wesen. Er wiederholte seine anfängliche Geschichte ohne Emphase und ohne ins einzelne zu gehen. Er sei, nachdem er Fenchurch verlassen habe, im Zug krank geworden. Er habe die Beschwerden einer Magen-Darmgrippe zugeschrieben. In London angekommen, habe er sich außerstande gefühlt, weiterzureisen, und dies habe er nach Hull telegraphiert. Den Tag habe er zum Teil in einer Kneipe nahe der Liverpool Street beim Feuer sitzend zugebracht; dort könnten sie sich vielleicht an ihn erinnern. Ein Bett für die Nacht hätten sie ihm nicht geben können, und als er sich abends etwas besser gefühlt habe, sei er losgezogen und habe in einem Nebensträßchen ein Zimmer gefunden. An die Adresse könne er sich nicht mehr erinnern, aber es sei ein freundliches, sauberes Haus gewesen. Am Morgen sei er zwar immer noch schwach und wacklig auf den Beinen gewesen, habe aber seine Reise fortsetzen können. Natürlich habe er englische Zeitungen gesehen, in denen die Entdeckung der Leiche auf dem Friedhof erwähnt wurde, aber er habe nichts weiter darüber gewußt, nur was er von seinem Bruder und seiner Schwägerin darüber erfahren habe, und das sei herzlich wenig gewesen. Er habe zu keiner Zeit eine Ahnung gehabt, wer der Tote sein könnte. Ob es ihn überrasche, zu hören, es sei Geoffrey Deacon gewesen? Ja, das überrasche ihn allerdings. Es sei sogar ein furchtbarer Schock für ihn. Für seine Angehörigen sei das sicher eine schlimme Geschichte.
    Er machte in der Tat ein sehr überraschtes Gesicht. Aber ein leichtes Zucken um die Mundwinkel verriet Polizeidirektor Blundell, daß der Schock weniger durch den Namen des Toten ausgelöst worden war als vielmehr dadurch, daß die Polizei ihn kannte.
    Eingedenk der großen Fürsorglichkeit, mit der das Gesetz die Interessen des Zeugen wahrt, dankte Mr. Blundell ihm und setzte seine Ermittlungen fort. Die Kneipe wurde ausfindig gemacht, und dort bestätigte man, daß ein kranker Seemann den ganzen Tag am Feuer gesessen und einen Grog nach dem andern getrunken habe; die freundliche, saubere Frau aber, die ihr Zimmer an Mr. Thoday vermietet haben sollte, war nicht so leicht zu finden.
    Inzwischen mahlten die langsamen Mühlen der Londoner Polizei und ermittelten aus Hunderten von Berichten den Namen eines Garagenbesitzers, der am Abend des 4. Januar ein Motorrad an einen Herrn verliehen hatte, auf den James Thodays Steckbrief paßte. Das Motorrad war am Sonntag von einem Boten zurückgebracht worden, der das hinterlegte Pfand abzüglich Leih- und Versicherungsgebühren zurückgefordert und bekommen habe. Nein, es sei kein richtiger Dienstmann gewesen; ein junger Bursche noch, und anscheinend einer von den zahlreichen Arbeitslosen.
    Chefinspektor

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