Wimsey 11 - Der Glocken Schlag
gefällig?«
»Danke bestens, Sir.«
Wimsey schüttelte ein paar Zigaretten aus seinem Etui und reichte sie ihm. Die Handfläche, die sie in Empfang nahm, war schwielig wie von schwerer Arbeit, aber Auftreten und Ausse hen des Fremden waren nicht die eines Landarbeiters.
»Sie sind nicht aus dieser Gegend?«
»Nein, Sir.«
»Auf Arbeitssuche?«
»Ja, Sir.«
»Als Hilfsarbeiter?«
»Nein, Sir. Automechaniker.«
»Ach so. Na, dann viel Glück.«
»Danke, Sir. Angenehme Reise, Sir.«
»Guten Tag.«
Wimsey fuhr etwa eine halbe Meile schweigend weiter. Dann sagte er:
»Automechaniker – mag ja stimmen, aber nicht in letzter Zeit, glaube ich. Da würde ich eher auf Steinbruch tippen. Einen alten Knastbruder erkennt man an den Augen, Bunter. Ist ja schön, wenn einer seine Vergangenheit hinter sich lassen will und so weiter, aber ich hoffe sehr, daß unser Freund dem guten Pfarrer keine Ungelegenheiten macht.«
II
Ein voller Zyklus
Grandsire Triples
(Zehnteilig nach Holt)
5040
Bei Beendigung der Durchgänge
Erste Hälfte Zweite
246375 257364
267453 276543
275634 264735
253746 243657
235476 234567
die 2 in Observation.
Ruf sie: 1.Hälfte
Aus der Jagd, Mitte, ein und aus bei 5,
recht, Mitte, fehl, recht, Mitte und
in die Jagd.
(4mal wiederholen)
2. Hälfte
Aus der Jagd, fehl, recht, Mitte, fehl,
recht, in und aus bei 5,
fehl und in die Jagd.
(4 mal wiederholen)
Der letzte Aufruf in jeder Hälfte ist ein Einzel; beim Läuten
dieses Zyklus muß Holts Single verwandt werden.
Erster Teil
Mr. Gotobed wird
mit einem Doppel aufgerufen
Dies grausig Ding verkünde man mit Kreuz, Kerze und Glockenklang.
John Myrc: ANWEISUNGEN FÜR PFARRPRIESTER
(15. JAHRHUNDERT)
Frühling und Ostern kamen in diesem Jahr beide spät nach Fenchurch St. Paul. Die Marschen begrüßten die Wiederkehr der Sonne auf ihre verhaltene, spröde, fast widerwillige Weise. Die Fluten wichen von den Weiden; das Getreide schob rüstig seine blaßgrünen Speere aus der schwarzen Erde; die stachligen Dornenbüsche an den Graben- und Wiesenrändern streiften ein freundlicheres Knospenkleid über; an den Weiden tanzten die gelben männlichen Kätzchen auf und nieder wie die Filze winziger Glockenseile, und die silbernen weiblichen plusterten sich auf, um am Palmsonntag von den Kindern in die Kirche getragen zu werden; wo Hecken die tristen Kanalufer säumten, suchten zitternde Hundsveilchen Schutz vor dem Wind.
Im Pfarrgarten standen die Osterglocken in voller Blüte und machten ihrem Namen alle Ehre, indem sie ihre glockenförmigen Blüten im Wind, der unablässig über Ostanglien hinwegfegt, wie wild hin und her schüttelten. »Arme Dinger!« pflegte Mrs. Venables zu rufen, wenn sie die grünen Stengel wie aufgepeitschtes Wasser im Sturm wogen und die goldenen Trompetenmünder die Erde küssen sah. »So ein furchtbarer Wind! Ich weiß nicht, wie sie das überhaupt aushalten.« Es geschah stets mit einer Mischung aus Stolz und Bedauern, wenn sie die verschiedenen gelben und weißen Sorten abschnitt und in die Kirche trug, um die Altarvasen und die beiden langen, schmalen, grüngestrichenenen Blechtröge damit zu füllen, die an Ostersonntagen beiderseits der Altarschranke standen. »Wie das Gelb leuchtet!« dachte Mrs. Venables, während sie die Blumen zu überreden versuchte, zwischen dem schimmernden Immergrün und Johanniskraut aufrecht zu stehen. »Aber eigentlich ist es schade, sie zu opfern.«
Sie kniete vor der Altarschranke auf einem langen roten Kissen nieder, das sie sich von einer Bank entliehen hatte, um ihre »Knochen« vor der Kälte des Steinbodens zu schützen. Die vier messingnen Altarvasen und ein Eimer voller Blumen sowie eine Gießkanne standen unmittelbar neben ihr. Wenn sie die Vasen schon im Pfarrhaus gefüllt und herübergetragen hätte, wäre ihr der Südwestwind dazwischengefahren und hätte alles kaputtgemacht, noch ehe sie halb über die Straße gewesen wäre. »Ungezogene Dinger!« schalt Mrs. Venables die Narzissen, die sich immer wieder auf die Seite legten oder hilflos auf den Boden des Trogs kippten. Sie setzte sich in die Hocke und begutachtete ihr Werk, als sie hinter sich Schritte hörte. Sie drehte sich um.
Ein rothaariges Mädchen von fünfzehn Jahren, ganz in Schwarz gekleidet, war in die Kirche gekommen, einen großen Strauß Pfauenaugennarzissen im Arm. Das Mädchen war groß und mager und ziemlich schlaksig, doch man sah ihr schon an, daß sie sich einmal zu einer
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