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Wimsey 11 - Der Glocken Schlag

Wimsey 11 - Der Glocken Schlag

Titel: Wimsey 11 - Der Glocken Schlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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auffallenden Schönheit entwickeln würde.
    »Können Sie die brauchen, Mrs. Venables? Johnson wollte schon die Aronstäbe bringen, aber der Wind ist so fürchterlich, da hat er Angst, daß sie ihm im Schubkarren alle kaputtgehen. Ich glaube, er wird sie ins Auto laden müssen, um sie wohlbehalten herzubringen.«
    »Ach, wie lieb von dir, Hilary! Doch, ja – weiße Blumen kann ich immer brauchen, so viele ich nur kriegen kann. Die sind ja wunderschön, und wie sie duften! Die Guten! Ich hab mir gedacht, ich stelle hier noch etwas Grün bei unserem Abt Thomas auf, mit ein paar hohen Vasen dazwischen. Und dasselbe auf der andern Seite beim alten Gaudy. Aber«, fuhr sie mit einemmal sehr energisch fort, »dieses Jahr werde ich kein Grün ans Taufbecken und die Kanzel stellen. Das können sie zu Weihnachten und zum Erntefest haben, wenn sie wollen, aber zu Ostern paßt das einfach nicht und ist widersinnig, und nachdem die alte Miss Mallow jetzt tot ist, die Ärmste, muß man das ja nicht unbedingt weitermachen.«
    »Ich kann Erntefeste nicht leiden. Es ist einfach eine Schande, diese schönen Schnitzereien hier hinter stachligen Getreidegarben und Kohlköpfen zu verstecken.«
    »Recht hast du, aber unsere Dorfbevölkerung liebt das nun mal, wie du weißt. Das Erntefest ist ihr Fest, sagt Theodore immer. Es ist sicher nicht recht, daß es ihnen soviel mehr bedeutet als die kirchlichen Feste, aber es ist verständlich. Es war ja noch schlimmer, als wir hierherkamen – da warst du noch nicht geboren, da war noch gar nicht an dich zu denken. Da haben sie sogar Nägel in die Säulen geschlagen, um Kränze und Sträuße daran aufzuhängen. Das war ganz schlimm. Reine Gedankenlosigkeit natürlich. Und zu Weihnachten hatten sie so scheußliche Spruchbänder überall, an der Chorschranke und vor dieser häßlichen alten Galerie – Weiß auf rotem Flanell. Widerliche, schmuddelige alte Dinger. Ein ganzes Bündel davon haben wir in der Sakristei gefunden, als wir herkamen, voller Motten und Mäuse. Da hat mein Mann aber ein Machtwort gesprochen.«
    »Und daraufhin ist sicher das halbe Dorf zur Freikirche übergelaufen.«
    »O nein – nur zwei Familien, und eine davon ist wieder zu
    rückgekommen – die Wallaces, weißt du, weil sie nämlich Krach mit ihrem Prediger bekommen haben wegen ihres Bohnenessens am Karfreitag. Muß was mit den Teewassergefäßen zu tun gehabt haben, aber ich weiß nicht mehr, was. Mrs. Wallace ist ja eine merkwürdige Frau; sie ist so leicht beleidigt, aber bisher – auf Holz klopfen« (Mrs. Venables vollführte diesen alten heidnischen Brauch unverdrossen auf dem Eichenholz des Altargitters) – »bisher habe ich im Frauenseminar ganz gut mit ihr zusammengearbeitet. Kannst du mal ein bißchen zurücktreten und mir sagen, ob die beiden Seiten gleich sind?«
    »Es fehlen noch ein paar Narzissen auf der Südseite, Mrs. Venables.«
    »Hier? Danke, mein Kind. Besser so? Na, ich denke, das. muß es tun. Aaaah! – meine armen alten Knochen! Na ja, mit etwas gutem Willen kann man's durchgehen lassen, wie man so sagt. Aha, da kommt Hinkins mit den Schusterpalmen. Die Leute können über Schusterpalmen sagen, was sie wollen, aber sie sind das ganze Jahr über grün und geben einen guten Hintergrund. So ist's recht, Hinkins. Sechs vor dem Grabmal hier und sechs auf der andern Seite – und haben Sie die großen Gurkengläser mitgebracht? Da kann man so schön die Narzissen hineinstellen, und die Schusterpalmen decken die Gläser völlig zu, und vor die Töpfe können wir etwas Efeu hängen. Hinkins, Sie könnten mir mal die Gießkanne nachfüllen. Wie geht's denn heute deinem Vater, Hilary? Besser hoffentlich.«
    »Leider nicht, Mrs. Venables. Dr. Baines macht sich große Sorgen, daß er's nicht überleben wird. Armer Paps!«
    »Ach je! Das tut mir so furchtbar leid. Es muß eine schreckliche Zeit für dich sein. Ich glaube, der Schock über den plötzlichen Tod deiner lieben Mutter war zuviel für ihn.«
    Das Mädchen nickte.
    »Dann wollen wir hoffen und beten, daß es nicht so schlimm ist, wie Dr. Baines glaubt. Er ist ja immer so ein Pessimist. Darum hat er's wohl auch nur zum Landarzt gebracht, denn für gescheit halte ich ihn schon, sehr gescheit sogar; aber die Kranken haben nun mal lieber einen fröhlichen Doktor. Warum zieht ihr nicht noch einen zweiten hinzu?«
    »Das wollen wir ja. Am Dienstag kommt ein gewisser Dr. Hordell. Dr. Baines hatte ihn schon für heute kommen lassen wollen, aber er ist

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