Wimsey 11 - Der Glocken Schlag
Hezekiah! Wie geht's, Mr. Lavender? Was macht die Tailor Paul?«
Es folgte eine allgemeine Begrüßung. Der Pfarrer erwischte einen hochaufgeschossenen, schmalen Mann, der gerade an ihnen vorbei wollte, am Ärmel.
»Kleinen Augenblick, Will. Ich möchte Sie Lord Peter Wimsey vorstellen. Lord Peter, das ist Will Thoday, dessen Glocke Sie bei Ihrem letzten Besuch geläutet haben.«
Sie gaben sich die Hand.
»Hat mir sehr leid getan, daß ich nicht mitmachen konnte«, sagte Thoday. »Aber ich war ziemlich schlimm dran, nicht wahr, Herr Pfarrer?«
»Das kann man wohl sagen. Sie sehen jetzt auch noch nicht aus, als wenn Sie über den Berg wären.«
»Ich bin ganz auf dem Damm, Sir, nur ein ärgerlicher kleiner Husten. Aber der vergeht schon, wenn's erst richtig Frühling wird.«
»Passen Sie jedenfalls gut auf sich auf. Wie geht's Mary?«
»Gut, Sir, danke. Sie hat ja auch zu der Untersuchung kommen wollen, aber ich hab ihr gesagt, da gehören Frauen nicht hin. Bin froh, daß sie zu Hause geblieben ist.«
»Ja, ja, was der Doktor da gesagt hat, war wirklich nicht schön. Geht's den Kindern gut? Freut mich. Sagen Sie Mary, daß meine Frau morgen oder übermorgen mal bei ihr reinschauen will. Doch, ja, ihr geht's gut, danke – natürlich geht diese häßliche Geschichte ihr nah. Ah, da kommt Dr. Baines! Doktor, Lord Peter Wimsey möchte sehr gern Ihre Bekanntschaft machen. Kommen Sie doch auf eine Tasse Tee mit ins Pfarrhaus. Wiedersehen, Will, schönen Tag noch! … Sein Aussehen gefällt mir gar nicht«, fuhr der Pfarrer fort, als sie sich dem Pfarrhaus zuwandten. »Was halten Sie von ihm, Doktor?«
»Er sieht heute ein bißchen blaß und abgespannt aus. Vorige Woche ging es ihm viel besser, fand ich, aber es hatte ihn ja schlimm erwischt, und seine Nerven sind nicht unbedingt die besten. Schlechte Nerven würde man bei einem Landarbeiter eigentlich nicht erwarten, nicht wahr, Lord Peter? Aber sie sind auch nur Menschen wie alle andern.«
»Und Thoday ist ein überdurchschnittlicher Mensch«, meinte der Pfarrer, als bedeute Überdurchschnittlichkeit ein Recht auf schlechte Nerven. »Bevor die Zeiten so schlecht wurden, hat er sein eigenes Land bestellt. Jetzt arbeitet er für Sir Henry – das heißt, bisher. Ich weiß ja wirklich nicht, wie es jetzt weitergehen soll, wo nur noch das arme Kind im Roten Haus wohnt. Ich denke, ihr Vormund wird das Haus vermieten oder einen Verwalter einsetzen. Sehr viel bringt es dieser Tage sowieso nicht ein, fürchte ich.«
In dieser Sekunde überholte sie ein Auto und hielt ein Stückchen vor ihnen an. Drinnen saßen Polizeidirektor Blundell und seine Leute, und der Pfarrer machte ihn und Wimsey – nach wortreichen Entschuldigungen ob seiner Saumseligkeit – miteinander bekannt.
»Sehr erfreut, Sie kennenzulernen, Mylord. Ich habe schon von Ihnen gehört, durch meinen alten Freund Inspektor Sugg. Er ist ja jetzt pensioniert – wußten Sie das? – und hat ein hübsches kleines Häuschen hinter Leamholt. Er spricht oft von Ihnen. Sie hätten ihm manchmal übel mitgespielt, sagt er. Eine schlimme Geschichte ist das hier. Unter uns, Mylord, was wollten Sie eigentlich sagen, als der Untersuchungsrichter Sie unterbrach – irgendwas, daß dieser Driver kein Automechaniker gewesen sei?«
»Ich wollte sagen, daß er auf mich den Eindruck machte, als ob er in letzter Zeit mehr in den Steinbrüchen von Princetown gearbeitet hätte als anderswo.«
»Ach!« machte der Polizeidirektor nachdenklich. »Den Eindruck hat er auf Sie gemacht? Und warum?«
»Augen, Stimme, Haltung – alles ziemlich typisch, wie?«
»Aha«, meinte der Polizeidirektor. »Haben Sie schon mal von den Wilbraham-Smaragden gehört, Mylord?«
»Ja.«
»Sie wissen, daß Nobby Cranton wieder draußen ist? Es scheint, er hat sich in letzter Zeit auch nicht mehr bei der Polizei gemeldet. Hab zuletzt vor einem halben Jahr in London von ihm gehört. Da haben sie nach ihm gesucht. Vielleicht haben wir ihn jetzt gefunden. Auf jeden Fall würde ich mich nicht wundern, wenn wir auf kurz oder lang wieder mal was von diesen Smaragden hörten.«
»Dreimal hoch!« rief Lord Peter. »Wenn's auf Schatzsuche geht, bin ich immer dabei! Das ist natürlich vertraulich?«
»Ich bitte darum, Mylord. Sehen Sie, wenn einer es der Mühe wert findet, Cranton umzubringen und zu Brei zu schlagen und zu begraben und ihm die Hände abzuschneiden, an denen seine Fingerabdrücke angewachsen sind, dann muß in diesem Dorf einer sein, der
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