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Wimsey 11 - Der Glocken Schlag

Wimsey 11 - Der Glocken Schlag

Titel: Wimsey 11 - Der Glocken Schlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Details.) »Ich konnte«, fuhr er dann fort, »keine oberflächlichen Anzeichen für Krankheit oder Vergiftung erkennen. Aber ich habe einige Organe« (diese zählte er auf) »entnommen, in versiegelte Behälter gelegt« (weitere technische Einzelheiten) »und schlage nun vor, sie zur fachlichen Untersuchung an Sir James Lubbock zu schicken. Seinen Be richt dürfte ich in ungefähr vierzehn Tagen haben – vielleicht auch früher.«
    Der Untersuchungsrichter schloß sich diesem Vorschlag an und setzte die Befragung fort:
    »Sie erwähnten Verletzungen an Armen und Fußgelenken, Doktor; welcher Art waren sie?«
    »An den Fußgelenken erscheint die Haut stark abgescheuert und verletzt – als wenn die Füße mit Schnur oder Seil fest zusammengebunden gewesen wären und diese Fessel durch die Strümpfe geschnitten hätte. Auch die Arme zeigen oberhalb der Ellbogen Druckstellen von einem Seil. Diese Verletzungen wurden eindeutig vor dem Tod zugefügt.«
    »Sie glauben, daß jemand den Verstorbenen mit Seilen gefesselt und dann auf noch unbekannte Weise zu Tode gebracht hat?«
    »Meines Erachtens hat zweifellos jemand den Verstorbenen gefesselt – entweder er selbst oder ein anderer. Sie erinnern sich vielleicht an den Fall, wo ein junger Mann an irgendeiner unserer Universitäten unter Umständen starb, die vermuten ließen, daß er sich selbst an Händen und Füßen gefesselt hatte.«
    »Da war die Todesursache Ersticken, glaube ich?«
    »Soviel ich weiß, ja. Ich glaube aber nicht, daß dies hier der Fall ist. Ich habe nichts gefunden, was darauf schließen ließe.«
    »Sie wollen vermutlich nicht unterstellen, der Verstorbene sei so weit gegangen, sich selbst zu begraben?«
    »Nein; das will ich nicht.«
    »Freut mich zu hören«, sagte der Untersuchungsrichter Sarkastisch. »Könnten Sie uns einen Grund nennen, warum ein anderer, wenn ein Mann sich versehentlich oder absichtlich umgebracht hat, indem er sich fesselte –«
    » Nachdem er sich fesselte; das Fesseln selbst ist normalerweise nicht tödlich.«
    »Nachdem er sich fesselte – warum dann jemand andrer herkommt, ihm das Gesicht einschlägt und ihn heimlich begräbt?«
    »Ich könnte viele denkbare Gründe nennen, aber ich glaube nicht, daß dies in meine Kompetenz fällt.«
    »Sie sind sehr korrekt, Doktor.«
    Dr. Baines verneigte sich.
    »Könnte es sein, daß er Hungers gestorben ist, wenn er sich gefesselt hatte und die Fesseln dann nicht mehr losbekam?«
    »Gewiß. Darüber wird Sir James Lubbocks Bericht uns Auskunft geben.«
    »Haben Sie uns noch etwas zu sagen?«
    »Nur dies: Als eventuellen Beitrag zur Identifizierung habe ich – soweit die Zerstörung der Kiefer dies zuließ – eine Bestandsaufnahme von seinen Zähnen gemacht: Anzahl, Zustand und zahnärztliche Behandlungen. Meine Aufzeichnungen darüber habe ich Polizeidirektor Blundell übergeben, damit er eine Umfrage machen kann.«
    »Vielen Dank, Doktor. Das ist sicher sehr hilfreich.«
    Der Untersuchungsrichter schwieg, blätterte seine Akten durch und wandte sich dann an den Polizeidirektor.
    »Unter den gegebenen Umständen, Herr Polizeidirektor, halte ich es für angezeigt, das Verfahren bis zum Abschluß Ihrer Ermittlungen zu vertagen. Können wir sagen, bis in zwei Wochen? Wenn Sie sich dann in der Lage sehen, in Verbindung mit diesem Verbrechen oder Unfall, oder was es auch immer war, gegen irgend jemanden Anklage zu erheben, können wir die Untersuchungsverhandlung, sofern Sie es wünschen, auch auf unbestimmte Zeit vertagen.«
    »Das halte ich für das beste, Mr. Compline.«
    »Sehr schön. Meine Herren, die Verhandlung wird auf heute in zwei Wochen vertagt.«
    Die Geschworenen, ein wenig verwundert und enttäuscht darüber, daß niemand sie um ihre Meinung gefragt hatte, kamen im Gänsemarsch hinter dem langen Tisch hervor, an dem sie gesessen hatten – ein Tisch, der in freundlicheren Zeiten für Teekränzchen der Pfarrgemeinde herhalten mußte.
    »Ein schöner Fall«, sagte Lord Peter begeistert zu Mr. Venables. »Geradezu hinreißend. Ich bin Ihnen ungemein dankbar, daß Sie mich darauf aufmerksam gemacht haben. Um keinen Preis hätte ich ihn mir entgehen lassen wollen. Der Doktor gefällt mir.«
    »Wir halten ihn alle für einen sehr tüchtigen Mann.«
    »Sie müssen mich ihm vorstellen; ich habe das Gefühl, daß wir gut miteinander auskommen werden. Der Untersuchungsrichter mag ihn nicht. Sicher irgendeine kleinliche persönliche Abneigung. Ah, da ist ja mein alter Freund

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