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Wimsey 11 - Der Glocken Schlag

Wimsey 11 - Der Glocken Schlag

Titel: Wimsey 11 - Der Glocken Schlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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etwas irregulär«, antwortete der Polizeipräsident im Ton eines Mannes, dem man nur noch ein wenig zureden muß.
    »Ich bin viel zuverlässiger, als ich aussehe, wirklich«, sagte Seine Lordschaft. »Und mein Französisch ist meine größte Stärke. Könnten Sie mich nicht als Sonderkonstabler oder so was Ähnliches vereidigen? Mit Armbinde und Schlagstock?
    Oder gehören Zeugenvernehmungen nicht zu den Pflichten eines Sonderkonstablers?«
    »Nein«, sagte der Polizeipräsident. »Aber«, fuhr er fort, »aber – ich glaube, ich könnte es irgendwie hinbiegen. Und ich nehme an« – er sah Wimsey durchdringend an – »ich nehme an, Sie werden sowieso hinfahren.«
    »Nichts kann mich hindern, eine Privatreise mitten ins Kampfgebiet zu machen«, sagte Wimsey, »und sollte ich dort zufällig einem meiner Freunde von Scotland Yard über den Weg laufen, würde ich mich ihm natürlich anschließen. Aber ich finde wirklich, wir sollten in diesen schweren Zeiten ein bißchen ans Steuersäckel denken, meinen Sie nicht, Sir?«
    Der Polizeipräsident mußte überlegen. Eigentlich hatte er keine rechte Lust, Scotland Yard einzuschalten. Er hatte das dumme Gefühl, daß ein Yard-Beamter hier nur lästig wäre. Also gab er nach. Zwei Tage später wurde Wimsey von Monsi eur le commissaire Rozier aufs herzlichste empfangen. Daß ein englischer Lord, der d es relations intimes m it dem Pariser Sûreté unterhält und fließend Französisch spricht, beim com missaire de police eines Landstädtchens gut ankommt, ist ja nur zu verständlich. Monsieur Rozier tischte eine Flasche ausgezeichneten Wein auf, bat seinen Gast, sich wie zu Hause zu fühlen und brachte seine Geschichte an den Mann.
    »Es wundert mich nicht im allermindesten, Mylord, daß ich eine Anfrage nach dem Mann von Suzanne Legros erhalten habe. Daß da einiges sehr, sehr schleierhaft ist, liegt ja nur auf der Hand. Seit zehn Jahren sage ich mir: ›Aristide Rozier, der Tag wird kommen, da sich deine Zweifel an dem sogenannten Jean Legros bestätigen werden.‹ Ich nehme an, dieser Tag ist da, und ich gratuliere mir zu meinem Weitblick.«
    »Offenbar«, sagte Wimsey, »besitzt Monsier le commissaire einen sehr scharfen Verstand.«
    »Um Ihnen die Angelegenheit ausführlich darzulegen, muß ich mit dem Sommer 1918 anfangen. Mylord haben in der britischen Armee gedient? Ah, dann werden Mylord sich an den Rückzug über die Marne im Juli erinnern. Quelle histoire san glante! Damals wurden die zurückweichenden Armeen in wilder Flucht über die Marne gejagt und zogen völlig ungeordnet durch das Dörfchen C-y, das am linken Flußufer liegt. Sie müssen wissen, Mylord, daß dem Dörfchen selbst jeder schwere Beschuß erspart geblieben ist, denn es lag hinter den Frontstellungen. In diesem Dorf nun lebte der alte Pierre Legros mit seiner Enkelin Suzanne. Der Alte war schon achtzig Jahre alt und hat sich geweigert, seinen Hof zu verlassen. Seine Enkelin, sie war damals siebenundzwanzig, war ein sehr tüchtiges und fleißiges Mädchen und hat während der ganzen Kriegsjahre das Anwesen ganz allein in Ordnung gehalten. Ihr Vater, ihr Bruder und ihr Verlobter waren alle umgekommen.
    Etwa zehn Tage nach dem Rückzug wurde gemeldet, daß Suzanne Legros und ihr Großvater Besuch auf dem Hof hätten. Die Nachbarn hatten zu reden angefangen, verstehen Sie, und der Curé, der hochwürdige Abbé Latouche, der jetzt längst im Paradies weilt, hat es für seine Pflicht gehalten, die hiesigen Behörden zu verständigen. Ich selbst, das ist klar, war damals nicht hier; ich war beim Militär; aber mein Vorgänger, Monsieur Dubois, hat Schritte zur Aufhellung der Angelegenheit unternommen. Er stellte fest, daß auf dem Hof ein kranker, verwundeter Mann gepflegt wurde. Er hatte einen schweren Schlag auf den Kopf bekommen und andere Verwundungen davongetragen. Suzanne Legros und ihr Großvater erzählten bei ihrer Vernehmung eine einzigartige Geschichte.
    Suzanne sagte, sie sei am zweiten Abend, nachdem der Rückzug durchs Dorf gekommen war, zu einem abseits stehenden Stall gegangen und habe dort diesen Mann gefunden. Er sei krank und fiebrig und bis auf die Unterwäsche ausgezogen gewesen und habe einen behelfsmäßigen Verband um den Kopf gehabt. Dreckverschmiert und voller Blut soll er gewesen sein, und seine Kleider seien so voller Lehm und Pflanzen gewesen, als ob er in den Fluß gefallen wäre. Sie hat ihn mit Hil fe des Alten irgendwie nach Hause geschafft, seine Wunden ausgewaschen und

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