Wimsey 11 - Der Glocken Schlag
Baby auch. Bitte entschuldige, wenn es nicht richtig von mir war, Dir zu schreiben, aber ich mache mir solche Sorgen. Pierre und Marie schicken ihrem Papa viele Küsse.
Deine Dich liebende Frau
Suzanne«
Polizeidirektor Blundell hatte entgeistert zugehört; jetzt riß er Wimsey den Brief aus der Hand, als traue er seinen Übersetzungskünsten nicht oder wolle aus dem Brief durch bloßes Anstarren mit aller Macht einen andern Sinn herauslesen.
»Kleiner Pierre – neun Jahre alt – Küsse für ihren Papa – und die rote Kuh ist tot – ts, ts!« Er rechnete rasch mit Hilfe der Finger nach. »Vor neun Jahren war Cranton im Gefängnis.«
»Stiefvater vielleicht?« mutmaßte Wimsey.
Mr. Blundell beachtete ihn nicht. »Frühlingsaussaat – seit wann ist Cranton unter die Landwirte gegangen? Und was soll das mit den Militärbehörden? Und dem Krieg? Cranton war nie im Krieg. Da sehe ich nicht Hand noch Fuß. Verstehen Sie, Mylord – das kann nicht Cranton sein. Es ist verrückt, einfach verrückt. Es kann nicht Cranton sein.«
»So sieht's allmählich aus«, sagte Wimsey. »Aber ich bin immer noch überzeugt, daß es Cranton war, dem ich am Neujahrstag begegnet bin.«
»Ich rufe am besten mal in London an«, sagte Mr. Blundell. »Und dann werde ich die Sache dem Polizeipräsidenten vortragen müssen. Was es auch sei, wir müssen ihr nachgehen. Driver ist verschwunden, und wir haben eine Leiche gefunden, die aussieht wie seine, da müssen wir etwas unternehmen. Aber Frankreich – hm, tja! Wie wir diese Suzanne dort finden sollen, weiß ich auch noch nicht, und einen Haufen Geld wird das kosten.«
Sechster Teil
Monsieur Rozier jagt die Eins
Die restliche Glocke … beschränkt sich auf einfaches Jagen, warum man von ihr sagt, sie sei »im Jagen mit der Eins.«
Troyte: ON CHANGE-RINGING
Es gibt schwierigere kriminalistische Aufgaben, als in ein paar französischen Departments nach einem Dorf zu suchen, das auf »y« endet und in dem eine Bäuerin mit dem Vornamen Suzanne und den Kindern Pierre, neun Jahre, Marie und einem Baby unbekannten Geschlechts wohnt, deren Gatte Engländer ist. Nun enden zwar alle Ortschaften im Department Marne auf »y«, und Suzanne, Pierre und Marie sind durchaus geläufige Namen, aber ein ausländischer Ehemann ist schon seltener. Ein Ehemann mit Namen Paul Taylor wäre gewiß mit Leichtigkeit zu finden gewesen, aber sowohl Polizeidirektor Blundell als auch Lord Peter waren ziemlich sicher, daß »Paul Taylor« sich als ein Alias entpuppen würde.
Es war um die Maimitte, als von der französischen Polizei ei
ne Meldung eintraf, die ermutigender aussah als alles, was bisher gekommen war. Sie kam über die Sûreté und war aufgegeben worden von einem Commissaire Rozier aus Château-Thierry im Department Marne.
Die Meldung war so überaus vielversprechend, daß sogar der Polizeipräsident, ein vorsichtiger Herr mit ausgeprägtem Hang zur Sparsamkeit, der Meinung war, man müsse ihr auf der Stelle nachgehen.
»Aber ich weiß nicht, wen ich schicken soll«, brummelte er. »Mächtig teure Geschichte, sowieso. Und dann die Sprache. Sprechen Sie Französisch, Blundell?«
Der Polizeidirektor grinste verlegen. »Nun, Sir, Sprechen wäre zuviel gesagt. Ich kann mir in einem estaminet was zu essen bestellen und ein bißchen mit dem Garsong schimpfen. Aber Zeugen vernehmen – das ist was anderes.«
»Ich selbst kann nicht hin«, sagte der Polizeipräsident entschieden und hastig, wie um einem Vorschlag zuvorzukommen, den niemand auszusprechen gewagt hätte. »Steht völlig außer Frage.« Er trommelte mit den Fingern auf seinem Schreibtisch herum und starrte mit leerem Blick über den Kopf des Polizeidirektors hinweg nach den Krähen, die draußen am Ende des Gartens über den Ulmen kreisten. »Sie haben Ihr Möglichstes getan, Blundell, aber ich glaube, wir übergeben die Geschichte jetzt Scotland Yard, mit allem Drum und Dran. Vielleicht hätten wir das schon früher machen sollen.«
Mr. Blundell setzte eine leidgeprüfte Miene auf, und Lord Peter Wimsey, der mit ihm gekommen war – angeblich, um nötigenfalls Commissaire Roziers Brief noch einmal zu übersetzen, in Wahrheit aber, weil er fest entschlossen war, sich nichts entgehen zu lassen – hustete höflich.
»Wenn Sie die Ermittlungen mir anvertrauen wollten, Sir«, meinte er leise, »ich wäre im Handumdrehen drüben – auf eigene Kosten natürlich«, fügte er mit gewinnendem Lächeln hinzu.
»Ich fürchte, das wäre
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