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Wimsey 11 - Der Glocken Schlag

Wimsey 11 - Der Glocken Schlag

Titel: Wimsey 11 - Der Glocken Schlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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schwören, daß sie keine Ahnung hat.«
    »Warum?«
    Er zögerte.
    »Wenn sie was wüßte und ehrlich wäre, hätte sie's der Polizei gesagt, nicht? Wenn sie was wüßte und nicht ehrlich wäre, hät te sie mir oder meinen Kumpeln was gesagt. Nein, aus der kriegen Sie nichts raus.«
    »Hm. Und Sie glauben also, sie hat Sie erkannt?«
    »Ich hatte das dumme Gefühl, daß sie anfing, mein Gesicht bekannt zu finden. Wohlgemerkt, es war nur so ein dummes Gefühl von mir. Ich könnte mich getäuscht haben. Aber ich hab gedacht, das könnte Krach geben, und Krach hab ich schon immer unfein gefunden. Darum bin ich weggegangen.
    Bei Nacht. Ich hatte eine Arbeitsstelle beim Schmied – ein prima Bursche, aber ein Prolet. Mit ihm wollte ich auch keinen Streit bekommen. Da bin ich also still und leise heimgekehrt, um mir die Sache noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen, und dann hat mich dieses Gelenkrheuma erwischt und ist mir aufs Herz geschlagen, wie Sie sehen.«
    »Ich sehe. Wie haben Sie sich dieses Gelenkrheuma zugezogen?«
    »Meinen Sie nicht, daß sich so was jeder zuzieht, wenn er in einen von diesen verfluchten Gräben fällt? So was von einem Land hab ich noch nie gesehen, mein Lebtag nicht. Das Landleben war sowieso noch nie mein Fall – vor allem mitten im elenden Winter, wenn's auch noch taut. Um ein Haar hätte man mich tot aus dem Graben gefischt, und das ist ja nun wirklich kein passendes Ende für einen Gentleman.«
    »Sie sind der Sache mit Batty Thomas und Tailor Paul also nicht weiter nachgegangen?« fragte Parker, lässig den Wortschwall unterbrechend, mit dem sich Cranton bereitwillig über jedes Nebenthema erging. »Ich spreche von den Glocken. Sie waren zum Beispiel nicht in der Glockenstube, um nachzusehen, ob dort die Smaragde versteckt waren?«
    »Nein, natürlich nicht. Außerdem«, fuhr Mr. Cranton viel zu hastig fort, »war diese elende Bude dauernd abgeschlossen.«
    »Sie haben's also doch versucht?«
    »Na ja, um ehrlich zu sein, ich hab mal die Hand auf die Klinke gelegt, wie man so sagt.«
    »Sie sind nie in der Glockenstube gewesen?«
    » Ich doch nicht.«
    »Wie erklären Sie dann das hier?« fragte Parker, indem er plötzlich den geheimnisvollen Zettel zum Vorschein brachte und dem Kranken unter die Nase hielt.
    Mr. Cranton wurde leichenblaß.
    »Das?« keuchte er. »Das? – Das hab ich nie –« Er rang nach Luft. »Mein Herz – bitte, geben Sie mir was von dem Zeug in diesem Glas –«
    »Gib's ihm«, sagte Wimsey. »Er ist wirklich schlimm dran.«
    Parker reichte ihm mit grimmiger Miene die Medizin. Nach einer Weile wich die bläuliche Blässe einer etwas gesünderen Farbe, und der Atem ging wieder ruhiger.
    »Jetzt ist es besser«, sagte Cranton. »Sie haben mir aber einen Schrecken eingejagt. Was haben Sie gefragt? Das da? Das hab ich mein Lebtag noch nie gesehen.«
    »Sie lügen«, sagte der Chefinspektor lakonisch. »Sie haben es gesehen. Jean Legros hat es Ihnen geschickt, nicht wahr?«
    »Wer ist denn das? Hab den Namen nie gehört.«
    »Schon wieder gelogen. Wieviel Geld haben Sie ihm geschickt, damit er nach England kommen konnte?«
    »Ich sag Ihnen doch, ich hab noch nie von ihm gehört«, wiederholte Cranton mürrisch. »Um Himmels willen, können Sie mich denn nicht in Ruhe lassen? Ich sag Ihnen doch, ich bin krank.«
    Er sah wirklich krank aus. Parker fluchte leise.
    »Hören Sie mal, Nobby, warum sagen Sie nicht einfach die Wahrheit? Dann brauchten wir Sie nicht länger zu belästigen. Ich weiß, daß Sie krank sind. Spucken Sie's aus, dann haben Sie's hinter sich.«
    »Ich weiß nichts davon. Ich sag Ihnen doch – ich bin nach Fenchurch gegangen und wieder hergekommen. Diesen Zettel hab ich nie gesehen, und von einem Jean Dingsda hab ich nie gehört. Reicht Ihnen das?«
    »Nein.«
    »Haben Sie mir irgend etwas zur Last zu legen?«
    Parker zögerte. »Noch nicht«, sagte er.
    »Dann haben Sie mir meine Antwort zu glauben«, sagte Cranton mit schwacher Stimme, aber ganz wie einer, der sich seiner Sache sicher ist.
    »Das weiß ich«, sagte Parker, »aber – Himmel Herrgott, Mann! Wollen Sie unbedingt, daß ich Ihnen was anhänge? Wollen Sie vielleicht lieber mit uns zu Scotland Yard kommen?«
    »Worauf wollen Sie hinaus? Was können Sie mir denn anhängen? Sie können mich nicht noch einmal für den Diebstahl der Smaragde durch die Mangel drehen. Ich hab sie nicht. Hab sie nie gesehen –«
    »Nein; aber den Mord an Jean Legros können wir Ihnen anhängen.«
    »Nein

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