Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten
sie ihn in Aktion treten lassen wollen. Weißt du, wir sollten wirklich deiner Ahnung nachgehen. Konzentrieren wir uns auf den echten Brinklow. Nehmen wir seine Fährte auf.»
«Schön, was wissen wir also über ihn?», fragte Harriet. «Wir kennen sein Geschwader und seinen Gefechtsabschnitt, wenn der falsche Brinklow tatsächlich seine Identität benutzt hat.»
«Das war bestimmt nicht hier in der Nähe», sagte Harriet. «Das Risiko wäre viel zu groß gewesen, dass ein Bekannter den falschen Brinklow bei uns aufgestöbert hätte. Ehrlich gesagt, Peter, kommt mir das ganze Unterfangen entsetzlich riskant vor. Es war doch reines Glück, dass dieser Freund von ihm – wie hieß er noch? Mike Newcastle – ihn bei seinem Besuch verpasst hat. Der hätte doch sofort gesehen, das es der falsche Mann war.»
«Stimmt, es war eine riskante Operation. Aber auch nicht riskanter als so manche andere. Ihr Mann hatte immerhin in diesem Fall echte Papiere bei sich – meistens muss man mit gefälschten vorlieb nehmen. Und Spionage ist immer gefährlich. An tapferen Männern, die es darauf ankommen lassen, fehlt es nicht.»
«Wenn wir herausbekommen, wo Mike Newcastle stationiert ist, könnten wir mit ihm über den echten Brinklow sprechen.»
«Das sollte nicht allzu schwierig sein. Ich werde jemanden darauf ansetzen.»
«Danach kümmern wir uns dann darum, wo der echte Brinklow gelebt hat, und dann …»
«Da kommt mir ein Gedanke», unterbrach Peter sie. «Hat Jerry nicht gesagt, dass hinten im Soldbuch ein Testamentsformular ist?»
«Er sagte aber auch, Offiziere hätten keine Soldbücher.»
«Trotzdem müssen ja ihre letztwilligen Verfügungen irgendwo aufbewahrt werden», sagte Peter. «Das müsste uns auch zu seiner Familie führen. Ich erkundige mich gleich.»
Harriet ging hinunter, um ein bisschen mit den Kindern herumzutollen und bei den Abendbrotvorbereitungen und beim Baden zu helfen.
Eine halbe Stunde später streckte Peter den Kopf durch die Tür und berichtete Harriet triumphierend: «R.A.F.-Archiv, Gloucester. Ich habe schon jemand am Ball.» Und dann fiel er auf alle viere, um als menschenfressender Tiger seinen Sohn und seinen jüngsten Neffen ums Sofa herumzuscheuchen.
«Was hältst du von einem kleinen Ausflug?», fragte Peter. Sie gingen Arm in Arm den Weg hinauf, um sie herum wurde es rasch dunkler. Die Schlafenszeit für die Kinder hatte sich immer weiter nach hinten verschoben, und seitdem Peter zu Hause war, geriet sie anscheinend völlig außer Kontrolle. Er schwelgte in einem nie enden wollenden Kindergeburtstag. An dieser Front herrschte momentan jedoch Ruhe, und er vertrat sich mit seiner Gattin ein wenig die Füße. «Könnten wir die Monsterbrut wohl für drei Tage hinter uns lassen, ohne dass die Mannschaften den Aufstand proben?», fragte er sie.
«Ich denke schon. Wenn wir uns unter Drohungen und Bestechungen verabschieden und alle durch Eid verpflichten, nur das beste Betragen an den Tag zu legen. Es klingt wundervoll. Wo soll's denn hingehen?» «Weit weg. Ziel unbekannt via Gloucester.» «Aha. Bannockburn via Beachy Head käme aber nicht infrage?» «Nein, nur so, wie ich gesagt habe.» «Es geht natürlich um Brinklow?»
«Natürlich. Aber das soll nicht dem Spaß im Wege stehen – das verschafft uns nur ein reines Gewissen dabei, dass wir in der Gegend herumjuckeln und Benzin verbrauchen.»
«Ich bin begeistert. Wann?»
«Wäre dir übermorgen recht? Ich nehme an, du brauchst einen Tag, um es Mrs. Trapp und Sadie und Bunter beizubringen …»
«Peter, Bunter könnten wir wohl nicht mitnehmen, oder? Es wäre wie in unseren berüchtigten Flitterwochen. Wie in alten Zeiten.»
«Ich hatte an sich nicht vor, langsam genug zu fahren, um eine Kiste Portwein sicher im Kofferraum herumzukutschieren», sagte er nachdenklich. «Insofern wird es nicht exakt so sein wie … Möchtest du wirklich, dass Bunter mitkommt?»
«Ich habe es dir doch schon einmal gesagt: Ich liebe Bunter und wünschte, ich hätte ihn geheiratet. Hast du denn gar nicht zugehört? Nein, im Ernst, Peter – für Bunter war es drüben doch sicher auch kein Zuckerschlecken. Ich kann mir vorstellen, dass er auch einmal alles hinter sich lassen möchte.»
«Das gäbe einen Knüller für die Schmierfinken, die uns einst gejagt haben!» Peter lachte. « Frau des be rühmten Detektivs liebt anderen! Lady Peter bei flot tem Dreier! Ernsthaft, Harriet, ich würde Bunter auch gerne mitnehmen. Kommt man denn auf dem
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