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Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten

Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten

Titel: Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers & Jill Paton Walsh
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man sie genoss, noch lange nichts Frivoles an sich hatte. Und auch wenn Harriet Peters Fahrstil häufig nur mit geschlossenen Augen ertragen konnte, war es doch eine Wonne, Oxford noch gerade rechtzeitig für ein spätes Mittagessen im Mitre zu erreichen, um dann gemächlich durch die Cotswolds mit ihrem schlichten, aber doch ergreifenden landschaftlichen Reiz zu rollen und zur Teestunde in Gloucester anzulangen. Wie sich herausstellte, hatte Bunter in Gloucester Bekannte, denen er am Abend einen Besuch abstattete. Peter und Harriet saßen in der Hotelhalle am Kamin und spielten «Zitate».
    «Nie darf ein Hemmnis reiner Seelen Bund im Wege stehen …», begann Harriet.
    «Stoppt alle Uhren, stellt die Telefone ab …», erwiderte Peter. «Auf will ich stehn und gehn, will gehn nach Innisfree …»
    «Ich frag mich nur, was taten du und ich, bis wir uns liebten?»
    «Leb wohl! Leb wohl! Im blauen Meer …» «Musik hat Zauberkraft …»
    «Zwielicht und Abendstern, ein Ruf dringt zu mir her!»
    «Hätten wir Zeit genug und Welt …»
    «Wofern ihr Tränen habt, bereitet euch, sie jetzt zu vergießen …»
    «Achtung, jetzt kommt ein anderes Idiom», sagte Peter. Pass auf: « Vivre est une chute horizontale. » «Französisch ist erlaubt?»
    «Warum denn nicht? Ist das nicht unser edler Verbündeter, der Gipfel der Zivilisation dazu?» «Und wirklich als ganzes Land in der Gefahr zu fallen», sagte Harriet, mit einem Mal ernst.
    Peter blieb stumm und sah sie aufmerksam an. «Und jetzt kommt nichts mehr mit H?», sagte er dann. «Mein ist der Sieg, und du musst machen, was ich mir wünsche.»
    «Und das wäre?»
    «Früh zu Bett gehen, meine Liebe. Komm schon, am Morgen sieht die Welt wieder anders aus.»

Vierzehn

    Wo ein Wille ist, sind auch Verwandte.
Aus dem Buch der Sprichwörter falsch zitiert

    Während Peter im Archiv der R.A.F. forschte, ging Harriet in die Kathedrale und blieb den ganzen Vormittag dort. Die gesamte Geschichte der Kirchenarchitektur von den Normannen bis hin zur Reformation ließ sich hier verfolgen. Harriet brachte die längste Zeit im Kreuzgang zu, unter dem ältesten Fächergewölbe Englands, und hier traf Peter sie auch völlig hingerissen an. «Wir haben unsere Spur», sagte er. «Brinklow hat ein Testament hinterlassen, und zwar ein neues. Die Änderung erfolgte im letzten Moment. Was bis dahin an die Barnardo-Stiftung hätte gehen sollen, bekommt jetzt eine junge Frau namens Joan Quarley aus Culpits in Northumberland. Auf geht's.» «Und wissen wir etwas über Joan Quarley?», fragte Harriet, als sie wieder durch die Cotswolds fuhren, diesmal in nordöstlicher Richtung.
    «Außer der Tatsache, dass er sein Testament zu ihren Gunsten geändert hat, nicht das Geringste.» «Seinen Eltern hinterlässt er gar nichts?»
    «Die ursprüngliche Fassung zugunsten der Stiftung scheint mir eher darauf hinzudeuten, dass er Waise war.»
    «Hm. Ich kannte auf dem College einen jungen Mann, der aus einem Barnardo-Heim kam. Er war der Stiftung nicht sehr verbunden.»
    «Ich denke, Joan Quarley kann uns vieles erklären, wenn wir sie erst einmal gefunden haben.» «Und du, Peter, wie viel wirst du ihr erklären können?»
    «Kommt ganz darauf an, was für ein Typ Frau sie ist.
    Vielleicht bewahrt sie einen kühlen Kopf, und man kann ihr vertrauen. Aber ich richte mich darauf ein, dass sie vor allem sehr jung ist.»
    «Warum glaubst du das?»
    «Weil er es war.»
    Etwas später bemerkte Harriet: «Es ist doch interessant, wie sich das Wort ‹jung› verändert, wenn wir älter werden. Mit zwanzig habe ich mich selbst als voll und ganz erwachsen betrachtet und wäre sehr beleidigt gewesen, nicht dementsprechend behandelt zu werden.»
    «Und jetzt bedeutet dir zwanzig grün, naiv und unerfahren?»
    «Ja, irgendwie schon.»
    «Und doch sind diese Kinder alt genug, im Krieg zu fallen», sagte er.
    «Bunter, was haben Sie gemacht, als Sie zwanzig waren?», fragte Harriet den stillen Passagier auf dem Rücksitz.
    «Ich stand in Diensten von Sir John Sanderton, Mylady. Ich war gerade zum Ersten Diener aufgestiegen.» «Nach einer lustigen Jugend klingt das nicht gerade, Bunter», bemerkte Harriet. «Hat man denn als Lakai überhaupt die Zeit, auf Abwege zu kommen?» «Sie wären überrascht, Mylady», sagte Bunter, «wie viele der verschiedensten Abwege sich im Gesindetrakt eines großen Hauses auftun können. Sir John beschäftigte im Haus und auf dem Anwesen insgesamt dreißig Bedienstete. Und sein Butler

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