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Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten

Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten

Titel: Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers & Jill Paton Walsh
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heimatlichen Stützpunkt ohne ihn aus?»
    «Es war ja über Monate nicht anders», sagte sie gelassen. «Ich glaube, Hopes Eltern wohnen in Evesham. Liegt das nicht irgendwo in der Nähe von Gloucester?» «Es ist die gleiche Richtung.»
    «Du könntest Bunter Urlaub geben und ihn auf dem Hinweg dort absetzen. Oder auf dem Rückweg.»
    «Wie ich schon sagte, ich habe eine patente Frau geheiratet.»
    «War dir das nicht klar?»
    «So richtig nicht. Dumm von mir, bei Licht besehen. Ich dachte, du seist ein wenig geistesabwesend, zumeist ganz in deine Arbeit versunken. Und jetzt habe ich mir noch nicht einmal die Zeit genommen, dich zu fragen, woran du im Moment gerade sitzt. Hat Robert Templeton einen neuen Fall?»
    «Nein. Ich schreibe nicht an einem Kriminalroman, obwohl der Verlag einen neuen von mir haben will. Bei dem ganzen Chaos in Europa erscheint mir eine zusätzliche Leiche hinter dem Sofa irgendwie überflüssig.»
    «Ganz zu schweigen von gleich zwei überflüssigen hier.»
    «Eben. Ich habe ein paar Artikel geschrieben. Ich lese viel, für das Buch über Le Fanu. Und ich schreibe Gedichte. Sie gehen mir leichter von der Hand, scheinen mir mehr im Einklang mit dem Augenblick.» Peter fragte nicht, ob er sie lesen dürfe. Sein Zartgefühl sprach Bände.
    «Könnte ich dir bei Gelegenheit etwas zeigen?» «Gerne», sagte er. «Schau, da kommt Miss Twitterton in voller Schönheit!»
    Tatsächlich sah Miss Twitterton verändert aus. Von ihrem Abendspaziergang war sie erhitzt und hatte gerötete Wangen, und sie trug einen hübschen Seidenschal, den Harriet noch nie an ihr gesehen hatte. Sobald sie die beiden erspäht hatte, war sie in Laufschritt gefallen und rief nun im Näherkommen: «Oh, oh, oh, Lord Peter! Oh, Lord … Peter, oh! Ich bin ja so froh, Sie zu sehen! Oh, ich dachte schon, wir würden Sie nie mehr …»
    Peter hob eine ihrer ihm entgegengestreckten Hände an die Lippen und küsste sie theatralisch: «Ich bin ebenso froh, Sie zu sehen, Miss Twitterton.» «O nein», erwiderte sie und schloss sich ihnen an. «Das können Sie unmöglich so meinen, Lord Peter. Ich war hier zusammen mit der lieben Lady Peter und der ruhigen Dorfgemeinschaft in Sicherheit, wohingegen Sie sich so schrecklicher Gefahr ausgesetzt haben. In diesen armen Ländern geschehen ja so scheußliche Dinge, solche Gräuel. Ich ertrage es nicht, auch nur daran zu denken, was sie dort mit Gefangenen veranstalten. Wir hatten alle fürchterliche Angst um Sie. Jedes Mal, wenn wir in der Kirche die Marinehymne gesungen haben, waren Sie ganz besonders in meine besten Wünsche eingeschlossen.» «Sehr lieb von Ihnen, Miss Twitterton», in Peters Stimme klang nicht das leiseste Anzeichen der Belustigung an. «Wenn ich auch nicht auf hoher See in Not war, allenfalls in den letzten sechs Stunden des Unternehmens. Aber etwas brenzlig war es schon. Wie auch immer – hier bin ich nun in voller Lebensgröße und mit demselben merkwürdigen Aussehen wie eh und je.»
    Ob Miss Twitterton errötete, wie man es von ihr kannte, wenn Peter ihr länger als eine Sekunde seine Aufmerksamkeit schenkte, konnte Harriet aufgrund der fortgeschrittenen Abenddämmerung nicht erkennen. Aber wo sie sich noch vor wenigen Wochen aufgeregt durch die Konversation gestammelt hätte, sagte Miss Twitterton nun: «Lord Peter, Sie sind na hezu der bestaussehende Mann, dem ich jemals begegnet bin.»
    Peter warf Harriet einen Blick bestürzten Erstaunens zu. «Es wird schon recht dunkel», bemerkte er. «Und Sie haben noch ein ganzes Stück Wegs vor sich, Miss Twitterton. Dürfte ich Sie zu Ihrer Gartenpforte geleiten?»
    «Das ist überaus nett von Ihnen, Lord Peter. Aber ich bin es durchaus gewohnt, allein durch unsere Gegend zu streifen. Es ist wirklich nicht nötig. Ich wüsste gern, Lord Peter, ob es wohl einen Choral gibt, den Sie besonders gern haben? Ich hatte nämlich überlegt, beim Gottesdienst nächsten Sonntag für Ihre wohlbehaltene Heimkunft zu danken … Und wenn es ein sehr außergewöhnliches Lied wäre, müssten wir es morgen Abend auf der Chorprobe einstudieren.»
    «Vielen Dank, Miss Twitterton. Der hundertste Psalm hatte es mir eigentlich immer besonders angetan.» Sie waren unten an der Straße angelangt, und hier trennten sich ihre Wege.
    «Oh, das ist einfach!», rief sie. «Den sollen Sie bekommen, Lord Peter, ganz gewiss. Eine gute Nacht Ihnen beiden.» Und leichtfüßig machte sie sich in Richtung Pagford auf.
    «Peter», fragte Harriet erstaunt,

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