Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten

Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten

Titel: Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers & Jill Paton Walsh
Vom Netzwerk:
wieder nichts die Nacht um die Ohren schlagen, wenn wir morgens früh rausmüssen, aber es hat sich doch noch als reiner Segen herausgestellt.» «Sie haben ganz Recht mit Ihrer Wut», sagte Harriet zu Jake. «Natürlich ist es nicht nett – und das ist freundlich ausgedrückt –, auf diese Art zu flirten.» «In der Stadt macht man das wohl so.» Er wirkte niedergeschlagen. «Das hat sie gesagt. Sie hat mich ausgelacht, ich hätt Ideen wie ein Bauerntölpel. Sie meinte …» – vor Entrüstung nahm seine Stimme eine höhere Tonlage an – «… die meisten Männer, die sie gekannt hat, wären froh gewesen, ein bisschen rumzuknutschen und damit davonzukommen, die hätten nicht erwartet, dass man ihnen nach einem Kuss und einer Schmuserei auf immer und ewig gehört.» «Aber weiter ist Ihnen nichts bekannt, was Licht in die Sache bringen könnte?», fragte Harriet. «Sie wissen, dass Wendy nicht auf dem Tanz war, aber Sie wissen nicht, warum?»
    «Ich hab gedacht, es ist wegen des letzten Walzers, weil sie den an mehrere vergeben hat», antwortete Jake. «Vielleicht an noch mehr wie nur uns beide, wer weiß. Vielleicht konnte sie keinem mehr in die Augen sehen, wo sie dem halben Saal Tänze ver sprochen hat! Einem Kerl ist der Kragen geplatzt», fügte er dunkel hinzu, «aber ich war's nicht.» Harriet glaubte ihm. Er sah viel zu dürr und schmächtig aus für den brutalen Täter, den sie suchten. Als sie sich schon zum Gehen wandte, sah sie jedoch, wie Jake einen gewaltigen Heuballen aufhob, eine Leiter hochstieg und die Last oben auf den Heuboden wuchtete, als wäre es gar nichts. Und ihr fiel auf, dass seine Handrücken ganz zerkratzt waren. Dennoch gab es eigentlich nichts Bedeutsames, was sie Superintendent Kirk hätte berichten müssen.

    Es war die bloße Neugier, die Harriet einige Tage später dazu brachte, nach der Schlachtvorrichtung für die Schweine zu suchen. Die Neugier war durch das überraschende Auftauchen einer trefflichen Platte von Schweinekoteletts auf dem Abendbrottisch ausgelöst worden – ein wahres Festessen. Diese unerwartete und Aufsehen erregende Mahlzeit ließ Harriet erkennen, dass zwar niemand in ihrem Haushalt tatsächlich zurückstecken musste, keiner wirklich hungrig war, dass jedoch das Gefühl, richtig satt zu sein und genug zu haben, sodass man keinen Bissen mehr hinunterbekam, etwas ausgesprochen Ungewöhnliches geworden war. Es machte Harriet so schläfrig … Wie waren sie eigentlich in Friedenszeiten damit fertig geworden, so viel Essen zu verdauen? Jedenfalls musste die Erklärung für den Überfluss darin bestehen, dass jemand vom Schweinering in dieser Woche geschlachtet hatte und allen ihr Anteil ausgegeben worden war. Mrs. Ruddles entrüstete Auslassungen über die Anordnungen des Ministeri ums, das den Leuten noch in das dreinreden musste, was bei ihnen im eigenen Hof vor sich ging, ließ Harriet davon Abstand nehmen, Fragen zu stellen. Aber ihr zukünftiges Ferkel war bereits ausgesucht und auf den Namen Göring getauft worden, zur Freude der Kinder sollte es bald eintreffen, und Harriet wollte vor seiner Ankunft doch einmal die Bedingungen seines späteren Ablebens in Augenschein nehmen.
    Talboys war einst das Wohnhaus eines weitläufigen Bauernhofs gewesen, mit angrenzenden Scheunen, Viehställen und Schuppen, die sich um zwei Innenhöfe gruppierten. Das eine Ensemble, das näher zum Haus lag, hatte Peter vor drei Jahren in der Vorstellung gekauft, dann eine Garage für den Daimler und Ponyställe für die Kinder zu haben und die Dreschmaschine ein wenig auf Abstand von seinen Fenstern zu halten. John Bateson war bereitwillig darauf eingegangen – wann wäre je ein Bauer nicht knapp an Barem gewesen? Er hatte den etwas weiter entfernt gelegenen Hof behalten, wo er jetzt seine Helferinnen einquartiert und auch sonst Verwendung für jedes der Gebäude hatte. Der Schuppen aber, in dem man Schweine schlachtete, war durch reinen Zufall Talboys zugeschlagen worden. Darüber hatte zu jenem Zeitpunkt, soweit Harriet sich erinnerte, niemand ein Wort verloren, oder hatte Peter vielleicht Bescheid gewusst und es gebilligt, dass hier nach wie vor geschlachtet wurde? Wahrscheinlicher war, dass die Dorfbewohner den Schuppen einfach weiter so benutzten wie schon seit undenklichen Zeiten und die Billigung stillschweigend unterstellten. Harriet hatte den Schuppen schnell ausgemacht, da er mit einem Bügel für ein Vorhängeschloss ausgestattet war, wenn auch keins dranhing. Beim

Weitere Kostenlose Bücher