Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten
schon aufgefallen. Aber ich habe mich noch etwas anderes gefragt, Mr. Kirk: Hat denn jemand überprüft, dass all diese Flieger tatsächlich wie vorgesehen nach der Tanzveranstaltung in ihre Kasernen zurückgekehrt sind?»
«Aber ja. Daran haben wir als Allererstes gedacht. Da ist nichts zu wollen – um mit dem R.A.F.-Laster herzukommen, brauchten sie eine Erlaubnis, und bei ihrer Rückkehr gab es einen Zählappell. Alle sind vollzählig erschienen. Bei der Untersuchung werden Sie den Kommandeur das bestätigen hören.» «Sie möchten mich also gerne dabeihaben, auch wenn Sie meine Aussage nicht brauchen?» «Ja, Lady Peter, weil dem Auge einer Frau vielleicht am Benehmen der Zeugen etwas auffallen könnte.
Wenn Sie so freundlich wären …»
«Was höre ich da? Was war das mit dem Auge einer Frau?»
«Ich muss zugeben, dass Frauen heutzutage zu den erstaunlichsten Dingen in der Lage sind. Sie wären überrascht, welche Arbeiten die Gattinnen meiner Beamten erledigen, Lady Peter. Wir haben das schöne Geschlecht wohl stark unterschätzt.»
«Und was tut Mrs. Kirk?», sagte Harriet lächelnd. «Sie kümmert sich um die Landverschickten, Lady Peter. Sorgt dafür, dass die Gastfamilien einen Tag in der Woche freihaben. Organisiert eine Kleiderbörse. Man glaubt ja nicht, mit wie wenig anzuziehen die kleinen Racker hier ankommen. Manche haben Lappen aus alter Bettwäsche statt Unterhosen an. Und manche Gastfamilie hat nicht die Mittel, Kleider zu kaufen.»
«Bestellen Sie Mrs. Kirk bitte, dass wir die Sachen aussortieren werden, die unserer Bande hier zu klein geworden sind. Ich bin froh, wenn ich helfen kann.» «Danke, Mylady. Dann bis nächsten Dienstag in der Krone.» Harriet machte sich von neuem an ihre Haushaltsabrechnung. In ihrem Hinterkopf ließ ihr etwas keine Ruhe, es gab irgendein Detail, das ihr hätte auffallen müssen und das sie übersehen hatte. Hatte es mit Bunter zu tun? Nein, eher nicht. Das herrische Klingeln des Telefons zog ihre Aufmerksamkeit auf sich. Da der Haushalt nun um zwei fleißige Hände ärmer war, ging Harriet in den Flur, um das Gespräch selbst anzunehmen. Die höchst unwillkommene Stimme ihrer Schwägerin empfing sie. Sie wollte am Wochenende nach Denver hinauf fahren und würde zum Mittagessen in Talboys vorbeischauen. Sie fragte nicht, ob es genehm war, sie kündigte sich schlicht an. Harriet machte keinen Vorstoß, die Eindringlinge zurückzuschlagen, sondern schickte sich widerstandslos in den Besuch.
Neun
Eins war die Devise Foxeys – unseres verehrten Vaters, meine Herren: «Habe stets jedermann in Verdacht! »
Charles Dickens, The Old Curiosity Shop, 1841
Helen erschien in einer Art Uniform: einem dunkelbraunen Kostüm von militärischem Schnitt und mit Schulterpolstern. Sie trat überaus forsch auf und legte eine so mangelhaft verhohlene Bestürzung über die Anwesenheit der Schar von Nichten und Neffen am Mittagstisch an den Tag, dass Harriet die Kinder alle miteinander zum Essen in die Küche schickte. «Hurra!», rief Charlie, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen. «Bei Mrs. Trapp und Sadie ist es wenigstens lustig!»
«Lieber Himmel!», sagte Helen. «Was ist nur aus ihrem Benehmen geworden, Harriet?»
Harriet aber, die in Rechnung stellte, dass ihr Neffe provoziert worden war, ging ohne Kommentar darüber hinweg.
«Diese Parker-Kinder üben gewiss einen schlechten Einfluss auf Bredon aus – Paul dürfte ja noch zu klein sein …»
«Was meinst du mit schlechtem Einfluss?», fragte Harriet, während sie das von Mrs. Trapp zum Mittagessen zubereitete Käseomelette auf zwei Teller verteilte. Der Anblick der Eierspeise lenkte Helen kurzzeitig ab. «Lieber Himmel! Wie viele Eier sind da denn drin? Und das Ganze nur für uns beide.» «Trockenei», sagte Harriet gelassen.
«Du, wo ich schon mal hier bin, könntest du mir sagen, was du von ein paar Slogans hältst?», fragte Helen. «Es gelingt uns einfach nicht, Leute zu bekommen, denen wirklich flotte Sprüche für die Informationsplakate einfallen würden, und da du ja Schriftstellerin bist …»
«Ich kann dir gerne meine Meinung dazu sagen. Aber ich schreibe nicht, was du suchst. Ihr braucht jemanden, der in der Werbung arbeitet.»
Helen blickte Harriet entsetzt an. «Meinst du wirklich? Würden sich solche Leute nicht ein wenig fremd fühlen? Sie dürften sich doch wohl kaum bei uns …»
«Was hast du denn nun dabei, um es an mir zu testen?», sagte Harriet in der Hoffnung, das Gespräch von der
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