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Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten

Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten

Titel: Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers & Jill Paton Walsh
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finde, jemand müsste etwas unternehmen, um diesem Haw-Haw den Mund zu stopfen. Es stört mich nicht im Geringsten, dass er behauptet hat, halb Oxford ste he in Flammen und Posten hätten die Soldaten vor unerwünschten Zudringlichkeiten der Studentinnen schützen müssen. Wir hatten daraufhin ausreichend Gelegenheit zu harmlosen Vergnügungen, aber …

    Harriet konnte sich nicht mehr entsinnen, was auf das «aber» folgte. Wie gut täte es doch, von Letitia Martin etwas über ein hochwissenschaftliches Problem oder über einen völlig banalen Konflikt im Do zentenzimmer zu lesen oder eine eulenhafte Bemerkung über Männer, Frauen und die Liebe! Harriet hatte Heimweh nach der Normalität. Es wäre sehr schön, Hope öfter sehen zu können, wenn sie auf Urlaub war.
    Wenn doch bloß das Cottage von Susan Hodge frei würde! Es war gerade noch in der richtigen Entfernung vom Haus – aber vielleicht wäre es noch besser, einen Tausch zu organisieren: Batesons Helferinnen würden in das Cottage ziehen, dann könnte man Talboys um ihre Unterkunft erweitern. Wie schade war es, dass das Cottage in der Yew Tree Lane noch geraume Zeit vermietet blieb, und eigentlich auch sonderbar – sie hatte den deutlichen Eindruck, dass es Flight Lieutenant Brinklow schon sehr viel besser ging. Aber wie Susan Hodge sagte, hatte er um einen Monat verlängert. Vielleicht wollte sich der Ärmste auch drücken, dachte Harriet, versuchen, seine Rückkehr in den aktiven Dienst hinauszuzögern. Man musste schon sehr mannhaft sein, um sich nach einem Abschuss demselben Schrecken noch einmal zu stellen. Vielleicht war es nur menschlich, wenn nicht bewundernswert von ihm, sich Zeit zu lassen.
    Schäm dich, Harriet, schalt sie sich. Den armen Kerl als Drückeberger hinzustellen, wo er doch … und plötzlich sah sie ihn im Geiste ganz klar vor sich, es war wie einer der Bildstreifen für die Laterna magica im Kinderzimmer: Vor ihrem geistigen Auge rannte er dem Zug hinterher. Und neulich hatte sie ihn doch noch an Krücken humpeln sehen, wie immer. Ein Mann der Widersprüche: ein Fliegerheld, der Angst vor dem Zahnarzt hatte. Seltsam. Es fiel ihr noch etwas zu Brinklow ein. Am Abend, als Wendy ermordet wurde, war er auf der Tanzveranstaltung gewesen, er hatte sich am Rand der Tanzfläche mit jemandem unterhalten. In den Luftschutzkeller unter der Krone war er nicht mitgekommen. War er bei den Untersuchungen überhaupt berücksichtigt worden? Er war der einzige Soldat, der an diesem Abend nicht in die Kaserne zurückkehren musste. Kirks Leute hatten jeden Flieger von den umliegenden Stützpunkten überprüft und festgestellt, dass alle ordnungsgemäß zurückgekommen waren. Wie verhielt es sich mit einem Flieger, der gleich nebenan in Susan Hodges Cottage wohnte? Und noch etwas kam ihr in den Sinn: Fred Lugg hatte ihr erzählt, dass er von seinem Turm die Gruppe aus Talboys aus dem Blick verloren hatte, und zwar hinter der Eibe am Friedhofstor – der Baum verstellte bestimmt ebenso die Sicht auf die Stelle, wo die Yew Tree Lane von der Hauptstraße abzweigte. Wenn Wendy auf dem Weg zur Krone jemanden getroffen hatte, der aus der kleinen Straße kam, hätte Fred Lugg das nicht gesehen. Ach, das ist doch lächerlich, dachte sie. Niemand hatte die leiseste Andeutung gemacht, dass Wendy und Brinklow einander je auch nur zu Gesicht bekommen hatten. Warum hätte er sie auf der Straße niederschlagen sollen? Aber ein Zitat des unnachahmlichen Sherlock Holmes fiel ihr ein: «Hat man das Unmögliche ausgeschlossen, muss das, was übrig bleibt, auch wenn es einem noch so unwahrscheinlich vorkommt, die Wahrheit sein.» Sie würde zumindest Superintendent Kirk bitten müssen, der Sa che nachzugehen und Brinklow nach dessen Aufenthalt am Tatabend zu befragen.
    Wie von ihren Gedanken herbeigerufen, erschien der Superintendent in diesem Moment mit Jack Baker im Hof.
    «Ich bin froh, dass ich einen Vorwand habe, selbst zu kommen, Lady Peter», sagte er. «Also dann, was höre ich da von einem Schwein?»

Elf

    So nährst du dich vom Tod, der Menschen frisst. Und keiner stirbt mehr, wenn der Tod tot ist.
William Shakespeare, Sonett CXLVI, 1609

    Der Superintendent ging in Sachen Schwein forsch ans Werk. Nach einer Inspektion wies er Jack Baker an, den Schuppen abzuschließen und ein amtliches Polizeisiegel an der Tür anzubringen. Dann sollte er auf einer Runde durchs Dorf jedes einzelne registrierte Schwein aufsuchen und sich davon überzeugen, ob es noch am

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