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Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten

Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten

Titel: Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers & Jill Paton Walsh
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weder Tee noch Kekse.
    «Was nun? Das frage ich Sie, Mylady. Ja, sicher, auch Lord Peter, den Sie vermutlich inzwischen ins Bild gesetzt haben. Ich habe mich nach Kräften bemüht, für zusätzliche Verwirrung zu sorgen, Mylord, und die Information ausgegeben, dass es sich bei der Leiche um einen Landstreicher aus der Gegend von Waiden oben handelt. Ich irre mich nicht gern, aber ich muss zugeben, dass ich diese Theorie, von wegen Brinklow sei Spion gewesen, für dummes Gerede gehalten habe. In meinen langen Jahren bei der Polizei», fügte er schwermütig hinzu, «haben sich raffinierte Erklärungen immer als falsch erwiesen. Wenn der Fall einmal klar ist, steckt meistens etwas ganz Gewöhnliches dahinter. Sogar bei Mord. Es sind immer langweilige und oft armselige Gründe. Aber wie es scheint, hatte ich Unrecht. Im Obduktionsbericht ist die Rede von deutschen Zähnen.» «Was zum Teufel sind deutsche Zähne?», fragte Peter. «Brücken auf sehr hohem Standard mit jeder Menge Gold, hat man mir erklärt. Nach Einschätzung des Gerichtsmediziners bei weitem dem voraus, was Sie in England bekommen. Er meint, in London kann man möglicherweise einen emigrierten jüdischen Zahnarzt auftreiben, der so etwas fertig brächte, aber der Zahnersatz am Leichnam ist teilweise schon zehn Jahre alt, das scheidet also aus.»
    «Ich möchte auch bezweifeln, dass ein deutscher Spion, der sich als R.A.F.-Offizier ausgibt, ausgerechnet einen jüdischen Zahnarzt aufsuchen würde», bemerkte Peter.
    «Er wollte ja überhaupt nicht!», entfuhr es Harriet. «Nichts konnte ihn dazu bringen, zum Zahnarzt zu gehen. Er hatte fürchterliche Zahnschmerzen und sagte, er habe Angst vor dem Bohren oder so etwas. Das ganze Dorf sprach darüber.» «Da hätten wir's», sagte Peter.
    «Und noch eine Sache», fuhr Harriet fort. «Es gab sehr wohl jemanden, der gesagt hat, dass Brinklow ein Spion ist – Mrs. Spright nämlich, und die ist immerhin pensionierte Zahnärztin. Sie hat sogar wörtlich gesagt, er müsse nur den Mund aufmachen und man wisse Bescheid. Aber ich habe es nicht ernst genommen, weil sie alle möglichen Leute verdächtigt hat, Miss Twitterton, den Pfarrer und wen sonst noch.» «Wir müssten also Miss Twitterton mal unter die Lupe nehmen», sagte Peter, ohne mit der Wimper zu zucken. «Steht noch etwas anderes im Obduktionsbericht, was wir wissen sollten, Superintendent?» «Das Opfer ist gefesselt worden», sagte Kirk. «Oho! Gefesselt also?»
    «Es gibt Striemen an den Fußknöcheln. Keine Schwellungen, deshalb geht der Gerichtsmediziner nicht davon aus, dass er sehr lange gefesselt war. Der Schnitt in der Kehle weist auf einen Angreifer von kleiner Statur hin, der den Hieb nach oben ausführte, während er von hinten um das Opfer herumlangte. Das Haar blutgetränkt. Einige kleinere Prellungen und Schürfwunden. Blutflecken auf der Uniform …» «Wie?», sagte Peter scharf. «Flecken?»
    «Es ist offenbar zu einem Kampf gekommen.» «Dann sollen es zwei Täter gewesen sein?» «Ich weiß jetzt nicht …»
    «Der Schnitt, der ihn getötet hat, kam von hinten – wenn er dann noch mit jemandem gekämpft haben soll …»
    «Nein, ich meinte, er ist bei einem Kampf überwältigt worden, und dann hat man ihn gefesselt.» «Hm», sagte Peter. «Eigenartig, dass er sich nicht bes ser verteidigen konnte. Der falsche Brinklow wird doch im Nahkampf ausgebildet gewesen sein.» «Spricht das denn nicht dafür, dass der andere auch ein Spion war? Einer, dem er vertraute und der ihn dann plötzlich überfallen hat?», fragte Harriet. Kirk schüttelte unglücklich den Kopf. «Wenn unsere Seite versucht hätte, ihn zu kassieren, kann ich mir eigentlich nicht vorstellen …»
    «Das können wir ausschließen, glaube ich», sagte Peter. «Das vorwiegende Interesse unserer Seite wäre gewesen, ihn zu verhören. Wenn sich andererseits jemand sehr energisch zur Wehr setzt, ist es natürlich auch möglich, dass …»
    «Ob er sich die Kehle selbst durchgeschnitten haben könnte, um der Gefangennahme zu entgehen?», fragte Harriet.
    «Wir müssen den Gerichtsmediziner fragen, aber so ein Kunststück ist nicht so ohne weiteres zu bewerkstelligen – nein, die Blutflecken auf der Uniform bereiten mir am meisten Kopfzerbrechen.»
    «Ich verstehe nicht, warum, Mylord», sagte Kirk. «Bei einem Kampf …»
    «Die Schlagader ist durchtrennt. Das Haar blutgetränkt. Und da ist die Uniform nicht durch und durch voll mit Blut? Wo ist das ganze Blut denn hin?

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