Wind - Das Bündnis der Elemente (German Edition)
korrigierte. Doch Johannes hatte die Nase voll davon. Er wollte weder irgendwelche Fehler suchen, noch immer nur der kleine Reporter sein, der einen Artikel schrieb, wenn ein Kindergarten seinen neuen Spielplatz einweihte. Er wusste, hier kam etwas Großes auf ihn zu. Und sobald er Beweise hatte, würde er über Nacht berühmt werden.
„Gesetz dem Fall, es ist wahr.“ fing nun Karl vorsichtig an. „Was würde dann passieren? Nicht nur mit der Stadt, sondern auch mit diesem Kampf. Es wird sicher einen Grund geben, warum diese Studenten es geheim halten, auch wenn ich das nicht gut finde. Willst du eine Massenpanik beschwören?“
Bei diesen Worten kochte Johannes’ Reporterblut. Er sprang auf. „Nein!“ rief er wütend aus. „Die Menschen haben ein Recht, alles zu erfahren, was sie bedrohen könnte. Und diese Windler gehören anscheinend dazu! Ich bin Reporter geworden, nicht nur um Menschen zu informieren, sondern auch aufzuklären. Die Presse hat die Aufgabe, den Menschen zu sagen, wie es ist. Ihnen die ungeschminkte Wahrheit zu präsentieren und dann von ihnen verlangen, sich eine eigene Meinung zu bilden. Und deshalb ist mein Wille so groß, die Geheimnisse der Studenten aufzudecken.“
Karl musterte ihn nun aus noch kleineren Augen. Er sank in den Sessel zurück und faltete wieder die Hände. Ein schlechtes Zeichen. Das Zeichen dafür, dass er absagen würde. „Jo...“, fing er an.
Da klingelte das weiße Telefon auf dem Schreibtisch des Vorgesetzten. Johannes hätte nie gedacht, dass Frau Urhig jemals etwas tun würde, das ihm weiter half. Doch ihr Anruf kam in genau der richtigen Sekunde. Karl beugte sich nach hinten und hielt sich den Hörer ans Ohr. Mit der flachen Hand bedeutete er seinem Freund, sich wieder hin zu setzen. Das tat der junge Reporter auch, allerdings sehr zögerlich. „Gut.“, sagte Karl. „Schicken Sie ihn herauf.“ Dann legte er auf. „Dein Partner ist auf dem Weg nach oben. Er bringt Bänder aus deinem Aufnahmegerät mit sich.“ Johannes stieß triumphierend die Faust in die Luft. Nur aus Versehen war sein Finger auf den Knopf am Gerät gerutscht, als er die beiden Frauen in die Gasse verfolgt und sie belauscht hatte. Deshalb war er unsicher gewesen, was auf seinen Bändern zu hören war. Er hoffte, es war klar genug, auch wenn das Aufnahmegerät in seiner Jackentasche gelegen hatte. „Das ist gut!“ sagte er, schon voller Vorfreude. Denn Bernd würde die Bänder sicher nicht mitbringen, wenn nicht wenigstens etwas darauf zu hören war. „Nun wirst du verstehen, warum es mir so ernst ist.“
Karl deutete mit seiner rundlichen Hand auf einen Sekretär gegenüber dem Fernseher. „Dort drinnen ist das Gerät zum Abspielen von Kassetten. Hole es doch bitte her.“
Beschwingt erhob sich Johannes. Und frohen Mutes kramte er in dem Fach des kleinen Schranks bis er gefunden hatte, wonach er suchte. Als er das recht alte Gerät gefunden und auf den Tisch gestellt hatte, klopfte es. Johannes wartete gar nicht ein Zeichen Karls ab, sondern eilte zur Tür, um sie aufzureißen.
Davor stand Johannes’ langjähriger Partner. Der Mann, der Mädchen für alles war. Der Mann, der die Recherche für Johannes durchführte und dafür sorgte, dass der Reporter immer zur rechten Zeit am rechten Ort war. Er war es, der die Brillanz des jungen Mannes unterstützte, der nach Fehlern suchte und sie veränderte. Der Bilder schoss und Tonbandaufnahmen machte. Und natürlich, der Statistiken auswertete und Fotos bearbeitete. Also eigentlich derjenige, der die Artikel schrieb und dann Johannes’ Namen darunter setzte. Er war ein etwas älterer Kollege, der einen gehetzten Eindruck machte. Die Jacke war an mehreren Stellen falsch zugeknöpft und sein Scheitel saß schief. Kleine Schweißperlen liefen seine Stirn herab und brachten die Röte in seinem Gesicht zum Glänzen.
„Na endlich.“ begrüßte Johannes ihn und zog ihn am Arm herein. „Hast du sie?“
„Ja...“ Bernd schnaufte, als sei er den Weg von den Reporterbüros bis zum Chef gerannt. Vielleicht war es auch so. Denn obwohl Johannes den gutmütigen Bernd nach Strich und Faden ausnahm, war dieser froh, überhaupt einen Beruf zu haben. Seine ganze Familie hatte nur auf Baustellen gearbeitet oder irgendwo geputzt. Und Bernd wollte auf keinen Fall genauso enden. Also fügte er sich und versuchte, alles zu Johannes’ Zufriedenheit zu machen.
„Gut.“ meinte dieser, der den Arbeitswillen des älteren Kollegen überhaupt nicht zu
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