Wind - Das Bündnis der Elemente (German Edition)
nicht?...Und du kannst wirklich nicht weg?“ Er biss sich auf die Unterlippe, als Collin den Bausch festklebte und dann den Verbandskasten wieder einräumte. Unter dem Tisch fand er einen Papierkorb, in den er das Wattestäbchen warf. „Aber wir können nicht so lange warten.“ erwiderte Elijah. „Die Verbitterung wird sehr groß sein und dann schnappen sich die Windler die Seele.“ Er überlegte. „Meinst du, ich kann mit Collin allein...?“ Doch Mark ließ ihn nicht ausreden. Fast war es Collin, als könnte er die Stimme des Studenten aus dem Telefon hören, so laut und erregt sprach er nun. „Na gut.“ meinte El auf die Standpauke hin. „Dann bringe ich ihn heim und gehe allein dorthin. Nein, ich werde mich nur umsehen. Ja, du hast mein Wort. Bis dann.“ Ein wenig zu heftig klappte er das Mobiltelefon zu.
„Was ist los?“ wollte Collin sofort wissen. Die wenigen Bruchstücke brachten ihm nicht sehr viel, wenn er herausfinden wollte, was Sache war.
Elijah nahm einen Schluck aus einer Wasserflasche vom Tisch. „Es ist etwas passiert.“ sagte er, als er den Deckel wieder zuschraubte. „Die Windler haben versucht, Mar umzubringen.“ Mit wenigen Worten erklärte er, was an der Straße passiert war. Seine Stimme bebte vor Wut. „Im Moment geht es den beiden Mädchen gut.
Sie sind zuhause und beschäftigen Zechis Mutter, weil die anscheinend ein wenig durcheinander ist, wenn auch nicht wegen des Mordanschlags. Aber das hat uns gezeigt, dass nun Schluss ist. Jetzt langt es. Jetzt werden wir handeln.“ Er stellte die Flasche weg. „Komm, Collin, zieh dich um. Wir gehen zu der Seele und sehen, was wir ausrichten können.“
„Mark kommt also nicht?“ deutete Collin die Fragmente von dem Gespräch.
El schüttelte den Kopf. „Nein, er gibt Nachhilfe in der Schule. Hat sich kurzfristig ergeben. Deshalb hat er keine Zeit. Und die Mädchen sind, wie schon gesagt, beschäftigt. Bleiben nur wir beide übrig.“
Collin trat von einem Fuß auf den anderen. „Aber wenn ich Mark richtig verstanden habe, dann will er nicht, dass ich jetzt schon kämpfe. Sollst du mich nicht heimbringen?“
Doch El zuckte nur mit den Schultern. „Kinder lernen das Schwimmen am besten, wenn man sie ins Wasser wirft. Und was Mark nicht weiß, macht ihn nicht heiß. Es wird Zeit, dass du handelst. Jetzt geh und ziehe dich um!“
Mit zusammen gezogenen Augenbrauen und klammen Finger verließ Collin das Lehrerzimmer, um zur Umkleide zu gehen. Heute also war der Tag, an dem sein erster Kampf stattfinden würde. Plötzlich war ihm wirklich schlecht.
Heute kam Johannes sehr früh in die Redaktion. Das lag daran, dass seine Frau es endlich geschafft hatte, ihm pünktlich den Kaffee hinzustellen und ihn nicht lange mit langweiligen Reden aufgehalten hatte. Unterwegs hatte er sich beim Bäcker noch einen Krapfen geholt, um nicht hungrig an die Arbeit fahren zu müssen. Seiner Frau Dorothea hatte er gesagt, er hätte keinen Hunger. Dabei hatte er heute morgen noch nichts gegessen. Doch diese seltsame Schuhsohle, die da in der Pfanne vor sich hin gebrutzelt hatte, war ja nun wirklich nicht das geeignete Mittel, seinen Magen ausreichend zu füllen.
Beschwingt rauschte er durch die Glastüren in die Haupthalle. Hinter dem Tresen saß die pikierte Sekretärin seines Vorgesetzen und tippte mit ihren manikürten Fingernägeln etwas in den Computer. Wie lange war es nun schon her, dass sie jung gewesen war? Johannes mochte sich nicht vorstellen, wie alt Frau Uhrig war.
„Ein herrlicher Tag, nicht wahr?“ begrüßte er sie und legte sich über den marmornen Tresen, so wie immer. Und das obwohl sie ihn schon ein paar Mal zurechtgewiesen hatte. Es sah einfach nicht gut aus, wenn einer der gefragtesten Reporter sich aufführte wie ein Vandale. Und eigentlich wusste das Johannes auch. Aber er sah es gerne, wenn die Augenbrauen von Frau Uhrig langsam zusammen wuchsen bis sie sich in der Mitte trafen und ihr schmaler, von Falten umrahmter Mund zu einem kleinen Schlitz wurde. Und doch würde sie nie mehr so etwas zu ihm sagen. Das letzte Mal hatte es fast ihren warmen Platz im gemütlichen Haus der Redaktion gekostet. Denn Johannes war nicht nur gut in seinem Fach. Er hatte auch sehr viel Einfluss nach oben.
„Guten Tag.“ erwiderte sie brüskiert und wandte sich nur schwer von dem flimmerndem Bildschirm ab. „Wie ich hörte, arbeiten sie heute an ihrer Karriere. Wie soll das gehen, nachmittags um zwei?“
„Meine liebe Frau Uhrig...“
Weitere Kostenlose Bücher